Gedanken zur Wahl, 6 Tage noch....Brief in Kopie eines guten - TopicsExpress



          

Gedanken zur Wahl, 6 Tage noch....Brief in Kopie eines guten Freundes Moin, Jürgen, sag doch mal, du wolltest doch was über den tendenziellen Fall der Profitrate erzählen. Tschuldigung, das habe ich vor lauter Wachstum ganz vergessen, hängt aber auch irgendwie zusammen. Wachstum, und damit die Erhöhung der Schlagzahl in der Gesellschaft, findet eben nicht nur isoliert in irgendwelchen fernen Industrien statt. Der wachsende Druck ist auch in Bereichen zu spüren, die mit Industrieproduktion normalerweise nicht viel zu tun haben. Das Burn out Syndrom z. B. betrifft eben nicht nur Managern und Leitenden. Betroffen sind z. B. auch: Fahrdienstleiter, Busfahrer, Lehrer, Altenpfleger oder auch kaufmännische Sachbearbeiter. Und das soll bei allen eine Folge des Wachstum sein? Vielleicht sind das einfach nur Warmduscher. Nee, Nee - bestimmt nicht. Man muß sich mal bei Lehrern umhören, das war sogar einmal mein Wunschberuf, wenn ich höre was heute an den Schulen los ist, weiß ich welchen Beruf ich auf keinen Fall ausüben möchte. Der tendenzielle Fall der Profitrate bedingt, das, wenn man mit dem gleichen Produkt ein gleiches oder besseres Ergebnis erzielen will, man mehr produzieren und verkaufen muß. Und da in unserer Gesellschaft keiner ein „Weniger“ in Kauf nimmt, steigt der Druck ständig. Und er steigt insbesondere dann, wenn gesellschaftlich mehr Wachstum als die Lösung für alle Probleme angesehen wird. Das ist, abgesehen von der Linken, bei denen gibt es wohl Einige die ihren Marx verstanden haben, bei allen Berliner Parteien der Fall. Wenn die Marge bei einem Produkt sinkt, muß der Produzent von diesem Produkt mehr produzieren, um den gleichen Ertrag zu erzielen, das ist so einfach, wie unabänderlich. Die Berliner Parteien reagieren darauf mit Ignoranz, Unverständnis oder mit Wegdrücken. Es ist nicht so, das wenn man die übelsten Kapitalisten einsperren würde, der tendenzielle Fall der Profitrate gestoppt wäre. Marx sagt: die Plusmacherei ist das eherne Gesetz des Kapitalismus. Die Schwächen der kapitalistischen Produktionsweise zu untersuchen und zu diskutieren, ist in der Berliner Republik allerdings sakrosankt, wir nehmen lieber Pillen. Ich habe im letzten Jahrhundert, immer während der Semesterferien, als Geschäftsführer-Vertretung im Einzelhandel gearbeitet. Da mußte ich jeden Tag meinen Umsatz an die Zentrale melden und wenn ich die Vorlage, der Vergleichstag aus dem Vorjahr, nicht erreicht hatte, rief der Direktor an und hat mich ehrverletzend, anders kann ich das nicht nennen, zusammengefaltet. Bei solchen Telefonaten wurden dann Weisheiten wie: wer Pari macht, macht Minus verkündet und als Nullmeier mußte man sich auch schon mal bezeichnen lassen, aber dafür hatte ich eine kommode Studienzeit: Weil - Kohle gab’s reichlich. Über das sich immer schneller drehende Rad und die ewige Plusmacherei, brauchten mir Professoren im Seminar auch nichts zu erzählen, das kannte ich aus der Praxis. Als historisch Interessierter kannte ich natürlich den Start der Entwicklung, die industrielle Revolution. - Richtig, die Geschichte mit der Dampfmaschine und dem großen schwarzen Loch. Ereignisse, die eine ganze Epoche prägten und ihr einen Namen verliehen gab es in den letzten Jahrhunderten einige. Der eher großtechnisch angelegten industriellen Revolution, mit Stahlwerken und Eisenbahnen, folgte eine Elektromechanische, die sich mit Kühlschränken, Waschmaschinen und Autos, vor allem im Privatbereich auswirkte und die Welt veränderte. Die nächste Epoche wurde schon von der Elektronik geprägt, mit Funk, Fernsehen und Großrechnern, und dann - das haben ja selbst Jüngere schon erlebt - kamen die PCs, und denen folgte die digitale Revolution. Diese epochalen Entwicklungen sind begleitet von Materialien, von Natürlichen, wie Kohle, Stahl und Öl, bis hin zu synthetischen Stoffen, wie den auf Mineralöl basierenden Kunststoffen. Betrachtet man die Entwicklung auf der Zeitschiene fällt auf, daß die Epochen immer schneller aufeinander folgen. Aus dem Rhythmus, mit ständig näher beieinander liegenden Beats, ist ein Stakkato geworden, das mittlerweile, wie eine überdrehende Turbine, in ein Kreischen übergeht. Und jetzt versteht ihr auch, warum ordentliche Marxisten gelassen in die Welt schauen. Das Rad dreht durch, von ganz alleine, es braucht dazu keine Revolution, alles dummes Zeug, und übrigens auch keine Parlamentsmehrheit. Wichtig ist lediglich, daß man für die Knochen derjenigen, die an diesem Rad nicht rumgespielt haben, Sorge trägt, also solidarisch mit denen ist, die den ganzen Mist nicht verbockt haben. Da liege ich bei der Linken, da bin ich mir sicher, im richtigen Bett. Das durchdrehende Rad, hält weder die Merkel noch der Steinbrück auf, und der Küsser der Weinköniginnen schon gar nicht. Und die Grünen wünschen sich einfach nur ein gesünderes Leben für sich und ihresgleichen. Ist ja zu verstehen, bringt uns aber der gesellschaftlichen Dimension des Wirtschaftens nicht wirklich näher. Es bleibt bei den Grünen die gleiche Suppe, nur gesünder gekocht. Mittlerweile ist es so, das die Akteure auf den Finanzmärkten versuchen deren Eigendynamik mit ihren Großrechnern in den Griff zu kriegen, Tricksen sich dabei aber regelmäßig selber aus. Lehmann war eben kein Versagen eines, an sich erfolgreichen Systems, Lehmann ist das System, und das ist in Gänze eben nicht abgewickelt. Und der Templinerin geht die Düse, sie ahnt wohl, der Inhalt ihrer Schatulle wird nicht reichen um die Probleme abzufangen. Wroouummm, und die ganze Kohle ist weggefegt vom durchdrehenden Rad. Glaubt ihr alles nicht? Wie soll sich denn bitteschön, die nächste Entwicklungsphase gestalten? Werden wir vom „spinning wheel erfaßt“ und fliegen dann wie Brummkreisel und als heulende Geister durch die Welt? Oder geht alles so weiter wie bisher. Vielleicht noch ein drittes, viertes oder fünftes Pad und dazu einen Rechner, der so schnell ist das er sich selbst überholt. Nee, Nee, durchdrehen wird das Rad, und wir werden anschließend, wie kleine Leute das immer gemacht haben, die Scherben zusammenkehren und wieder eine Gesellschaft bauen, aber so einen Scheiß wie Finanzmarkt gesteuerter Kapitalismus, machen wir dann nicht noch mal. Bis denne – schlaft gut, heute Nacht wird schon nichts passieren! Und nicht vergessen, in 6 Tagen wählen gehen Roger
Posted on: Mon, 16 Sep 2013 23:17:50 +0000

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