Aaaalso, das wird meine erste Buchrezension bei Facebook, und das - TopicsExpress



          

Aaaalso, das wird meine erste Buchrezension bei Facebook, und das will was heissen, denn ich lese recht viel und gern. Jenen, die gleich vom Titel des Buches abgeschreckt werden, möchte ich raten dennoch weiterzulesen, denn das Buch ist nicht das, was man erwartet. Mein letzter ausgelesen Roman war "Frankenstein" von Mary Shelley. Die gute Frau hat das Buch im zarten Alter von 19 Jahren geschrieben, veröffentlicht wurde er 1818. Dementsprechend ist auch die Sprache des Romans, zwar nicht so nostalgisch wie bei "Faust", aber eben auch kein Dan Brown. Nun erwartet man natürlich eine klassische Horrorgeschichte a`la Stephen King, wie man sie eventuell aus einem der zahlreichen Filme kennt. Mit ähnlichen Erwartungen bin ich als Liebhaber der Gruselliteratur an dieses Buch herangegangen. Doch weit gefehlt. "Frankenstein", der nebenbei den Untertitel "oder der moderne Prometheus" trägt, ist bei weitem kein Horrorroman, Merry Shelley erzählt hier wesentlich mehr. Es geht um den jungen Viktor Frankenstein, der schon in jungen Jahren seine Faszination für die Naturwissenschaft entdeckt, insbesondere wird ein Schüler der Alchimisten Cornelius Agrippa, Albertus Magnus und Paracelsus, dessen Lehren er aus deren Büchern aufnimmt. Leider gelten die Ansichten dieser Herren schon zur damaligen Zeit als völlig überholt, was ihm später den Spott seiner Professoren einbringt. Dennoch widmet der junge Viktor sich der Naturwissenschaft, insbesondere der Chemie, und überflügelt schon sehr bald seine Lehrmeister an der Universität von Ingolstadt. Als er auf das Geheimnis toter Materie Leben einzuhauchen stösst, kann er kaum fassen, dass gerade ihm und keinem seiner Lehrmeister dies gelungen sein soll. In seinem daraus keimenden Größenwahn nimmt er sich nichts geringeres vor, als selbst menschliches Leben zu schaffen. Was der Leser nun erwartet ist natürlich das klassische, Zombieartige Monster. Zugegeben ist das Aussehen der Kreatur, die Frankenstein schafft, wohl nicht gerade ansehnlich. Dioh verfügt sie sehrwohl über Gefühle. Das "Monster" drückt sich sehr gewählt aus, ist von seinem eigenen Äusseren abgestossen und ist eigentlich von Herz aus gut. Was es/ihn jedoch zum bösen treibt, ist die Verachtung der Menschen um ihn herum, die ihn wegen seines grässlichen äusseren verachten, und die völlige ignoranz seines Schöpfers. Denn Frankenstein ist angewiedert von dem, was er da geschaffen hat und zeigt keinerlei Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Zwar habe ich hier schcn viel verraten, die meisten werden aber zumindest von der Handlung in etwa das erwarten. Es ist wirklich schwer, in dieser Geschichte den Unhold auszumachen, denn man kann sich mit jeder der Figuren identifizieren. Ich meine es ernst, wenn ich sage, "Frankenstein" ist kein Horrorroman. Ja, es sterben Menschen, aber dies geht sehr unblutig und recht distanziert und "sauber" vonstatten. "Frankenstein" wurde in der modernen popkultur so zerrissen, dass man unweigerlich ein dummes Monster mit Steckern im Hals erwartet, was man jedoch findet ist etwas ganz anderes. Ein wirklich anspruchsvoller und stimmitger Roman, dem ich jedem ans Herz legen würde. Ganz ehrlich: einer der wenigen Romane, die ich zum Bereich "Weltliteratur" zählen würde. Lesen, lesen, lesen.
Posted on: Wed, 07 Aug 2013 19:18:01 +0000

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