„Alkohol ist ungesund“, antwortete Dargk, doch klarer wurden - TopicsExpress



          

„Alkohol ist ungesund“, antwortete Dargk, doch klarer wurden seine Worte dadurch keineswegs. „Austan können wir also auch vergessen. Schauen wir der Vollständigkeit halber noch einen Blick gegen Westen. Wen sehen wir da?“ „Die Königin der Dekadenz, Nuyg“, sagte Sarah. „Gut gesprochen, Blauhaar. Genau. Würdest du wollen, dass sie in dein Reich eindringt?“ „Sie soll lieber sich sonstwo eindringen lassen“, murmelte Sarah und fügte lauter hinzu: „Natürlich nicht!“ „Das war eindeutig“, lächelte Dargk. „Gut, dann sind wir jetzt fertig?“ erkundigte sich Thomas. „Wie kommst du darauf? Jetzt geht es erst richtig los. Nachdem klar ist, dass du in dieser Welt keine Hilfe erwarten kannst, fällt es doch viel leichter, in anderen Welten Unterstützung zu suchen, nicht wahr?“ „Wenn ich nur wüsste, was du mit anderen Welten meinst. Die Welt der Geister und Untoten?“ „Erwartest du aus jener Welt Hilfe und Unterstützung?“ fragte Dargk amüsiert. „Ich glaube kaum. Nein, ich meine eine Welt, von der du vermutlich noch niemals gehört hast. Nicht einmal als Hexe wirst du wissen, dass die Welt, die dich umgibt, die du wahrnehmen kannst, nur ein kleiner Ausschnitt aller bekannten Welten ist.“ „Aha.“ Thomas ließ seinen Blick von Dargk zu Katharina schweifen. Diese lächelte. „Ich habe Dargk erzählt, dass Oluar euch schon erwartet hat, und Dargk meinte, dafür gibt es eine einfache Erklärung: Er konnte euch kommen sehen.“ „Du meinst, er ist ein Seher?“ „Nun ja“, erwiderte Dargk, „nicht in dem Sinne, in dem du es meinst, aber irgendwie ist er auch ein Seher. Ich vermute, dass er eine Kamera installiert hat. Schließlich war ihm der Tunnel auch bekannt, nicht wahr?“ „Eine was?“ „Eine Kamera. Hm. Das ist ein künstliches Auge, mit dem du sehen kannst, was an einem ganz anderen Ort geschieht.“ „Magie?“ „Ach Thomas“, seufzte Katharina. „Es gibt nicht nur Magie auf dieser Welt!“ „So ist es. Was hätten die Menschen von langer Zeit, als sie noch nichts über die Beherrschung des Feuers wussten, wohl dazu gesagt, dass man Feuer sogar absichtlich machen kann, um zum Beispiel Fleisch zu braten?“ „Magie?“ „Ganz genau. Und wenn du heute in die Zukunft schauen könntest, wie würdest du wahrscheinlich die Dinge aus der Zukunft nennen?“ „Magie?“ „Du bist ja ein ganz Schlauer, Thomas.“ Dargk lächelte, zumindest verzog sich sein Mund. „Eine Kamera ist so etwas aus der Zukunft. Für die Menschen dort völlig normal, für dich Magie.“ „Gut“, sagte Thomas langsam. „Auch wenn ich immer noch nicht weiss, was das für eine Sache ist, bleibt für mich doch eine Frage: Wie ist Oluar an sowas aus der Zukunft gekommen?“ „Er hat es gekauft. Es gibt Märkte dafür, beispielsweise in den Roten Eisbergen. Dort handeln Menschen aus den unterschiedlichen Welten miteinander, was dazu führt, dass Gegenstände und Relikte aus den Welten sich vermischen. Zum Glück sind diese Märkte so klein, dass es nicht wirklich auffällt. Ich könnte mir vorstellen, dass Oluar so an Kameras gekommen ist und sich vor euch absichern wollte.“ „Und wieso wusste er davon, dass es sowas gibt?“ fragte Sarah. „Keine Ahnung.“ Dargk zuckte die Achseln. „Ich bin Zauberer, aber nicht allwissend. Ist es wichtig für dich, dass du diese Antwort beantwortet bekommst?“ „Nein.“ „Dann bin ich zufrieden. Nun, mein Vorschlag für euer Problem ist, dass ihr Söldner in einer anderen Welt rekrutiert und mit ihnen Oluar aus dem Nest vertreibt. Menschen, denen diese Welt nichts bedeutet, sind eher bereit, euch zu folgen.“ „Toller Plan!“ Sarah schaute Thomas an. „Aber wie kommen wir an diese Menschen?“ „Ihr musst nur in ihre Welt.“ „Nichts einfacher als das! Komm, Thomas, wir brechen auf!“ Dargk lächelte. „Wo ist der Übergang?“ „Wahrscheinlich unter dem Schloss!“ „Das ist zwar irgendwie auch eine Welt für sich, aber dort findet ihr keine Hilfe. Nein, die Lösung heisst: Turm der Geschichte. Durch diesen Turm gelangt ihr in die anderen Welten.“ „Turm? Turm der Geschichte?“ Dargk nickte abermals. „Der Turm der Geschichte ist eine und die einzigste Möglichkeit, durch die Geschichte zu gehen. Sowas wie eine Zeitmaschine. Geht ihr die Treppe hoch, gelangt ihr in die Zukunft, geht ihr die Treppe runter, wartet dort die Vergangenheit. Ich empfehle euch nachdrücklich die Zukunft, weil nur die Zukunft Waffen bietet, die denen dieser Zeit überlegen sind, so dass ihr auch mit einer kleinen Mannschaft viel erreichen könnt.“ Es entstand eine lange Zeit der Stille. Dargk hob Katharina auf seinen Schoss und flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie grinsen ließ. Thomas wollte lieber nicht wissen, was er erzählte. Er war zudem damit beschäftigt, die Worte von Dargk zu verdauen, und Sarah ging es offensichtlich nicht anders. „Was ... was erwartet uns in der Zukunft?“ unterbrach schließlich Sarah die Stille. „Das kommt darauf an, in welche Zukunft ihr geht. In 50 Jahren wird sich die Welt nicht sehr verändert haben, in 5000 schon.“ „Wie können wir die Menschen... der anderen Zeit dazu bringen, uns zu helfen?“ „Genau so wie heute: Ihr bezahlt sie dafür.“ „Gibt es in der Zukunft denn auch nur Söldner?“ fragte sie bitter. Und fuhr ruhiger fort: „Ich muss darüber nachdenken. Ich bin eine Hexe und weiss, dass es Dinge zwischen Himmel und Hölle gibt, die den meisten Menschen über den Verstand gehen. Doch Reisen durch die Zeit verlassen die Grenzen auch meiner Vorstellungskraft.“ „Selbstverständlich. Ihr seid meine Gäste, so lange ihr mögt.“ Sarah bedankte sich und ging hinaus. Thomas folgte ihr schnell. Seine eigenen Bewegungen kamen ihm leicht und mühelos vor, als befände er sich mitten in einem Traum. Er holte Sarah ein hielt sie am Arm fest. „Wo willst du hin?“ „Thomas, ich habe keine Ahnung! Ich weiss einfach nicht, was ich denken und fühlen soll! Es sind so unglaubliche, gewaltige Dinge, die uns Dargk einfach so erzählt hat. Hat denn gar nichts mehr Bestand?“ „Doch“, erwiderte Thomas, „es gibt auch jene Dinge, die nach wie vor Bestand haben.“
Posted on: Tue, 02 Jul 2013 13:41:25 +0000

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