Aus aktuellem Anlass (Ägypten) ein paar persönliche Anmerkungen - TopicsExpress



          

Aus aktuellem Anlass (Ägypten) ein paar persönliche Anmerkungen zum politischen Islam: Ich beschäftige mich seit etwa 20 Jahren mit dem politischen Islam. Angefangen habe ich damit, weil mich politische Ideengeschichte schon in der Schule interessiert hat und weil bestimmte Lesarten des politischen Islam in der Tat erstaunliche Parallelen zu totalitären politischen Ideologien aufweisen, mit denen ich mich in der Schule bzw als Student auseinandergesetzt hatte. Selbst der Kommunismus wies sogar zur Zeit des Kalten Krieges eine gewisse Bandbreite ideologischen Ansätze auf (Prager Frühling, italienische "Reformkommunisten", Jugoslawisches Modell), ohne dass man als Demokrat damit schon zufrieden sein konnte. Auch innerhalb des politischen Islam (vulgo "Islamismus") gibt es von der türrkischen AKP, Ennahda, Moslambrüder, Grüne Bewegung im schiitischen Islam Irans usw. usw. Ausdifferenzierungen, ohne dass man als Demokrat damit schon zufrieden sein könnte. Anders als beim Kommunismus gibt es mit den 1,3 Milliarden Muslimen auf der Welt aber ein großes Potential, das grundsätzlich ansprechbar ist Vorstellungen des politischen Islam. Wenn das so stimmt, bleiben doch nur zwei Optionen: Entweder man hofft, dass 1,3 Milliarden Muslime konvertieren (ich halte das für unwahrscheinlich), oder man versucht, durch Dialog auf den politischen Islam Einfluss zu nehmen mit dem Ziel, dass jedenfalls Teile davon Vorstellungen entwickeln, die ihr Eintreten für religiös begründete Werte unseren Vorstellungen von Pluralismus, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie annähern, wie sie in den Menschenrechtsreklärungen der UN niedergelegt sind. Das ist mühsam, wie man auch durch die immergleichen Moslem- und Islambasher auch hier auf fb erfahren kann. Es wird auch nicht besser durch treuherzige - und natürlich auch von mir geteilte - Feststellungen, wonach man nicht in Gesellschaften leben wolle, die Frauen nicht als gleichberechtigt akzeptieren. Denn allein durch so ein Statement tut sich in den gemeinten Gesellschaften ja noch nichts in die gewünschte Richtung. Die von mir verlinkten Kommentare von Herrmann und Thumann bringen meine eigenen Sorgen sehr genau auf den Puunkt. Das ändert nichts daran, dass ein - nennen wir es - "Demokratiedialog" mit dem politischen Islam nötig ist ("unseren" und den dortigen Fundamentalisten zum Trotz).
Posted on: Fri, 16 Aug 2013 15:40:42 +0000

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