BEDEUTENDER FUND VON RAUBKUNST Erben zu finden ist auch eine - TopicsExpress



          

BEDEUTENDER FUND VON RAUBKUNST Erben zu finden ist auch eine Kunst Gisela Blau berichtet in tachles, 8. November 2013 Der sensationelle Fund von mehr als 1400 verschollen geglaubten Kunstwerken bietet mehr Rätsel als Antworten und zudem Erinnerungen an die gefälschten Hitler-Tagebücher vor 30 Jahren. Beim Umgang mit offensichtlicher Raubkunst ist auch die Schweiz gefordert. Die junge Berliner Kunsthistorikerin Meike Hofmann, die sich seit anderthalb Jahren mit einem von den Nazis geraubten, beschlagnahmten oder verkauften Kunstschatz beschäftigt, beschrieb am Dienstag vor den Medien angesichts der aufgefundenen Kunstwerke treuherzig ihr «Glücksgefühl». Ein Glück ist es auch, dass Journalisten des deutschen Nachrichtenmagazins «Focus» den Fund mit weltweitem Echo aufdeckten. Die Behörden bis hinauf zur Bundesregierung hätten ihn wohl noch viel länger verschwiegen, um Provenienzforschung zu vermeiden. Zwiespältige Rolle Ein Glücksgefühl wie der Kunsthistorikerin ist den möglichen Eigentümern der mehr als 1400 Gemälde und Grafiken oder ihren Erben bisher nicht zuteil geworden. Obwohl die Staaatsanwaltschaft Augsburg seit bald zwei Jahren um den Kunstschatz weiss und ihn an einem «geheimen Ort» in Sicherheit brachte, ermittelt sie nur wegen möglichen Steuerdelikten oder Unterschlagung. Die Herkunft der Bilder verfolgt sie nicht. Und es interessiert sie auch nicht, wo sich der bisherige Hüter des unfassbar grossen und offenbar wertvollen Kunstschatzes aufhält, gegen den sie ermittelt: Cornelius Gurlitt, Sohn eines Nazi-Kunsthändlers, musste offenbar noch nichts über die Herkunft seines Erbes aussagen. Die Rolle des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt wird sehr zwiespältig beschrieben. Einerseits soll er mit den Nazis kooperiert und ihnen die aus Museen und von privaten – jüdischen – Sammlern geraubten Bilder der klassischen Moderne abgekauft haben. Andererseits soll er, der laut der Zürcher Provenienzforscherin Esther Tisa Francini, die für die Begier-Kommission an der Studie über Raubgut mitwirkte, eine jüdische Grossmutter gehabt haben und trotz seiner Hehler-Dienste von den Nazis gehasst worden sein, angeblich auch, weil er diese «entartete» Kunst retten wollte. Ein veraltetes Gesetz könnte nun seinen beinahe 80-jährigen Sohn Cornelius Gurlitt, in dessen Münchner Wohnung der Kunstschatz eher zufällig entdeckt und beschlagnahmt wurde, am Ende des Tages zum rechtmässigen Besitzer deklarieren. Frage nach der Herkunft Rasche Aufklärung wird gefordert, auch vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Nicht nur die Herkunft muss entschleiert werden. Es muss auch untersucht werden, ob Bilder, die nicht einmal in den Werklisten eines Marc Chagall oder eines Henri Matisse auftauchen, auch wirklich echt sind. Die gewaltige Affäre um die Hitler-Tagebücher vor 30 Jahren lässt grüssen. Und selbst wenn alle Kunstwerke echt sind, ist auch die Schweiz gefordert. Die renommierte Berner Galerie Kornfeld hat für Cornelius Gurlitt Kunstwerke für 40000 Franken verkauft, genau wie das ebenso renommierte Kölner Auktionshaus Lampertz einen bisher unbekannten Beckmann für annähernd eine Million Franken. Löchrige Herkunftsangaben dürfen nicht mehr geduldet werden, auch nicht von Schweizer Museen oder gar Privatsammlungen. Und taucht ein Verkäufer namens Gurlitt auf, muss die Kunstszene aufpassen.
Posted on: Fri, 08 Nov 2013 13:51:06 +0000

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