Das nenne ich mal - von vorne bis hinten - durch argumentiert! - TopicsExpress



          

Das nenne ich mal - von vorne bis hinten - durch argumentiert! Sehr geehrter Herr Fraisl! Mit einer Mischung aus Verwunderung und Amüsement habe ich Ihren Artikel „Das falsche Jubiläum“ gelesen, bedauerlicher Weise mit abnehmender Spannung. Ich erhoffte mir eine kritische, augenzwinkernde Analyse des „Hunderters“ – und wurde enttäuscht. Schade, denn die Geschichte (ich bin einmal so frei und unterstelle auch Ihnen ein Naheverhältnis) unseres Vereins würde Ihnen doch frei Haus unzählige Argumente liefern, Sie mussten sich jedoch auf das schwächste versteifen. Schade, so viele Möglichkeiten hätten sich dargeboten… Der Vereinshistoriker könnte monieren, dass sich erst im November des Jahres 1914 schriftliche Beweise für einen Zusammenschluss mit dem Namen Wacker finden lassen, dass der Verein rechtlich auch erst im Februar 1915 behördlich bestätigt worden ist. Das haben sie ja teilweise erwähnt, hätten es aber noch ergänzen können mit Recherche und dem Verweis auf die wackeren Jubiläumsfeiern, welche in der Zwischenkriegszeit von `14 ausgegangen sind, nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs jedoch von `13. Und sie hätten die Theorien und potentiellen Hintergründe über diese kleine Konfusion erzählen, ja erklären können. Haben Sie leider nicht. Der Vereinsrechtler hätte monieren können, dass 2002 der Verein mit dem Namen FC Tirol, der nicht zum ersten Mal auf Grund finanzieller Unregelmäßigkeiten die Gerichte beschäftigen sollte, sein Ende fand, und der nunmehr in der Bundesliga spielende FC Wacker Innsbruck zwar eine ideelle, aber keine formaljuristische Nachfolge darstellt. Der Vereinsrechtler würde ebenfalls auf den Interpretationsspielraum hinweisen, ob denn der FCT mit dem FCW gleichzusetzen ist und ob er überhaupt die noch vor seiner Zeit errungenen Titel führen dürfte, deren er sich rühmte. Aber den FCT anpatzen, das wollen wir doch nicht. Der Vereinsanhänger, der sein Herz noch vor den 80ern an den FC Wacker Innsbruck verlor, der hätte darauf hinweisen können, dass es seine geliebten Schwarz-Grünen ja abseits des Tivoli noch bis 1999 gab. Und dass diese im Tiroler Unterhaus ihr Ende fanden. Aber wenn dem so wäre, ja was geschähe dann mit den drei Meistertiteln des FCT, was mit den wackeren Burschen und Mädels, die nun stolz das schwarz-grüne Hemd tragen? Nein, das aufzugreifen, vielleicht gar mit einem provozierenden Interview mit dem Präsidenten, der die „Amateure“ mehr als ein Jahrzehnt lang anführte, auszuschmücken, das haben sie vermieden. Vielleicht hätte es zu stark den Geruch von Tradition und Kontinuität? Das wollen wir ja auch nicht. Was war also ihr starkes Argument? Der FCW hieß ein Jahr lang Sturm, er ging eine Spielgemeinschaft mit Wattens ein und verfiel dem international kaum vorhandenen, aber ur-österreichischen Phänomen der Aufnahme des Sponsoren in den Vereinsnamen. Und ja, er hieß einige Zeit lang Tirol. Oder eigentlich: seine Lizenz hieß so, den FC Wacker Innsbruck gab es ja weiterhin. Wir wollen hier nicht über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme diskutieren, wollen uns nicht die Argumente aus dieser Zeit wie „gesicherte Finanzierung“ und „Pubilkum aus dem ganzen Land“ an den Kopf werfen und sie mit den Fakten der notorisch leeren Kassen und des leeren Tivolis abseits des ganz großen Erfolges widerlegen. Wir wollen auch nicht die Beschädigung des FCT durch die ständige Anwesenheit vor Gericht analysieren. Lassen wir einfach einmal unseren Blick zu anderen Jubilaren schweifen… Die Wiener Austria feierte im Jahr 2011 groß ihren Hunderter. Zu Recht. Auch, wenn der Verein als Wiener Amateur-Sportverein seine Aufnahme in den ÖFV fand und erst 1926 den Namen Austria annahm. Auch, wenn man in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus kurzfristig sogar SC Ostmark genannt wurde. Auch, wenn es in den 70ern die Spielgemeinschaft mit dem WAC gab. Auch, wenn man oftmals nur Austria Magna oder Austria Memphis gerufen wurde. Man hörte kein monieren über ein falsche Jubiläum, warum auch. Nicht einmal aus dem Wiener Vorort hörte man hämische Kritik, auch die Hütteldorfer feierten trotz der Saison 1976/77 als „SK Rapid Wienerberger“ den Hunderter im Jahr 1999. Oder blicken wir auf Österreich, das 1996 seine 100 Jahre feierte. Gut, wir finden jetzt in der Schenkung Ottos III an das Bistum Freiburg nur „ostarrichi“, kann kaum eine Kontinuität aufweisen, war zweitweilig von der Landkarte gefegt oder mit einem sehr deutschen Namen gerufen – aber die Kritik an dieser Feier fand sich ja auch zu Hauf in den Medien. Gut, mir ist jetzt keine in Erinnerung, aber wird doch wohl so sein, oder…? Oder blicken wir auf Tirol – 650 Jahre bei Österreich feiert das Land im Gebirge. Gut, Kufsteiner oder auch Lienzer kamen erst 150 Jahre später zum Land, von den erzbischöflich-salzburgischen Territorien ganz zu schweigen. Ja, ein großer Teil, unter anderem das damalige Zentrum, ist aktuell italienisches Staatsgebiet, aber war man nicht auch unter Napoleon zerissen? Also keine 650 Jahre. Ich kann mich noch an die Medienkampagne erinnern, die diesen Slogan - naja, eigentlich nicht, sanft schwamm man auf der Welle der Feierlichkeiten mit... Herr Fraisl, je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger verstehe ich ihren Artikel. Weshalb auf diesem so schwachen Argument des Namens herumreiten? Weshalb in der Woche des Jubiläumsspiels mit derart schwachen Begründungen das Jubiläum anzweifeln? Weshalb nicht kritisch-distanziert, aber objektiv und analytisch den Hunderter betrachten? Und weshalb immer wieder diese Namensdiskussion, die sämtliche Fakten aus der Geschichte, sämtliche Daten aus ökonomischen Erhebungen, sämtliche emotionale Verbindungen ignoriert? Ich finde keine Antwort, und fände sie doch so gerne… Nur, weil man der Krone boulevardesken Journalismus vorwirft, muss dies nicht auch so sein. Ich glaube fest daran, dass man auch in diesem Kleinformat großartige Berichterstattung finden kann, auch und vor allem im Sportteil. Diesmal leider nicht. Schade… Liebe Grüße, Ihr Paulschneider
Posted on: Mon, 01 Jul 2013 09:21:19 +0000

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