Der neue Wiener Tatort "Angezählt" war sehr bemüht - und mühsam. Insgesamt nicht wirklich schlecht, war er leider über lange Strecken her zu zäh, um durchgehende Spannung aufzubauen und zu halten. Sicher, es war ein ernstes Thema - wieder einmal - das verhandelt wurde: Zwangsprostitution und fiese, skrupellose Zuhälter, Menschenhandel und so - also nichts wirklich Neues. Außer vielleicht, dass die Zuhälter dieses Mal besonders böse waren. Sie hatten nämlich ein Kind erpresst, damit es einen Auftragsmord für sie ausführt. Der Auftragsmord trifft eine Bekannte von Kommissarin Bibi Fellner. Und die nimmt sich alles immer sehr zu Herzen. Demnach ging es in diesem Tatort auch sehr viel um die innere Seelenpein und problematische Kindheit der Kommissarin. Natürlich hat sie da allen Grund, neben der Spur zu sein. Bloß hat man das als Zuschauer dann ja ausreichend dadurch kapiert - wenn man es aus den vorherigen Wien-Folgen nicht ohnehin schon wusste - dass Bibi Fellner am Anfang bei einer Therapeutin sitzt. Reicht doch. Da muss man doch nicht noch mit mentalen Metadiegesen das Tempo aus der Haupthandlung nehmen und diesen gar schlimmen inneren Konflikt bis zum Erbrechen durchzukauen. Ich mag die Figur, aber ich mag sie mehr, wenn sie Zuhältern die Fresse poliert als wenn sie seufzend und hadernd mit ihren inneren Dämonen im Zwiekampf dahin mäandert. Weiterhin hat mich gestört, dass die Nebenfiguren allesamt total stereotyp waren. Und leider auch nicht gut besetzt, das war alles nicht so wirklich virtuos gespielt. Diesen Tatort unterirdisch zu nennen, wäre unzutreffend. Aber ihn als herausragend zu bezeichnen, stimmt auch nicht. Durchschnittlich passt vermutlich am besten als abschließendes Urteil.
Posted on: Sun, 15 Sep 2013 20:04:48 +0000