Donnerstag, 22.08.2013 Glücklich in Dresden Von Sven - TopicsExpress



          

Donnerstag, 22.08.2013 Glücklich in Dresden Von Sven Geisler „Höher, Papa, höher!“ Christian Canestrini und seine Frau Anja sind gern mit Töchterchen Laura auf einem der Dresdner Spielplätze. Auch weil die Stadt kinderfreundlich ist, bleibt der Fitnesstrainer bei Dynamo. Es gibt allerdings noch wichtigere Argumente. ©Robert Michael Die Kellnerin bringt den Kaffee, stellt ihn mit versteinerter Miene auf den Tisch, würdigt die Gäste keines Blickes. „Lach doch mal!“, muntert er sie auf. Und sofort huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. „Ja – La vita è bella, das Leben ist schön“, freut sich Christian Canestrini. Die Sachsen, meint der Tiroler, können noch lachen. „In unserer hektischen, stressigen Zeit geht das leider immer mehr verloren.“ Canestrini, so scheint es, ist immer gut gelaunt. „Ich werde oft gefragt, wie ich das mache. Weil ich mich auch über Kleinigkeiten freuen kann, schon wenn ich morgens aufstehe und gesund bin, die Familie auch. Das ist doch Glück.“ Mit seiner Ausstrahlung scheint er das perfekte Gegenstück zu Peter Pacult zu sein, der als Grantler rüberkommt. Canestrini winkt ab. „Es tut mir leid, wie er nach außen wirkt und in den Medien dargestellt wird. Das hat er nicht verdient. Denn er ist einer, der zu jeder Tages- und Nachtzeit für einen da wäre. Nicht nur für mich – auch für die Spieler.“ Kaum einer kann Pacult so gut einschätzen wie sein Landsmann Canestrini. Mehr als zwölf Jahre war er der Mann an seiner Seite, hat den Chef begleitet; wobei es eher eine gleichberechtigte berufliche Partnerschaft war. „Wenn ich nicht hundertprozentig vom Menschen Pacult wie von seiner Arbeit als Trainer überzeugt wäre, hätte ich nicht so lange mit ihm zusammengearbeitet“, sagt Canestrini, der Fitnesscoach. Schon einige Male hätte er die Chance gehabt, sich allein zu orientieren. „Aber die Frage hat sich für mich nie gestellt.“ Bisher. Diesmal ist das anders, Pacult weg, Canestrini noch da. Die Wege trennen sich. Der Rauswurf des Trainers, sagt Canestrini, sei für ihn „ein Schock und eine schwere Enttäuschung“ gewesen, auch wenn er es angesichts der Unruhe von außen kommen sehen habe. Beurteilen möchte er die Entscheidung jedoch nicht. „Ich kann nicht über Fußball reden, weil ich nie Fußball gespielt habe.“ In der Jugend war er ein erstklassiges Eishockey-Talent, später betreute er in München als Personal-Coach Prominente aus Politik, Wirtschaft und der Showbranche. Bis ihn Pacult zum TSV 1860 holte, und zwar einige Jahre bevor Gymnastikmatten und Gummibänder im deutschen Fußball durch Jürgen Klinsmann populär wurden. „Ich habe mir das anfangs gar nicht so zugetraut“, räumt Canestrini ein. Doch schnell überzeugt er die Stars um Thomas Häßler, Davor Suker und Martin Max mit seinem Kräftigungs- und Stabilisierungsprogramm. „Ich habe Peter Pacult meinen ganzen Werdegang im Profi-Fußball zu verdanken. Er hat mir nie reingeredet, sich immer hundertprozentig auf mich verlassen. Das war blindes Verständnis.“ Trotzdem wollte er eigentlich nicht mitkommen nach Dresden, ein zweites Mal zu Dynamo. „Die Umstände waren für mich sicher nicht optimal“, sagt Canestrini. Viel lieber wäre er bei seiner Frau Anja und der Tochter Laura, die am Montag zwei wird, geblieben. „Ich bin ein familienverbundener Mensch, liebe die Kleine über alles. Und auf einmal musste ich für einige Monate Abschied nehmen.“ Wenn es mal einen Tag frei gab, fuhr er die gut 500 Kilometer bis an die Münchner Peripherie, um ein paar Stunden zu Hause sein zu können. „Wenn ich wieder weg war, hat das kleine Huschel gerufen: Papa, Papa! Und mich überall gesucht.“ Anders als Pacult hatte er bei Dynamo nur einen Vertrag bis 30. Juni dieses Jahres unterschrieben. „Ich wollte mir erst ein Gesamtbild machen.“ Als Sportchef Steffen Menze ihn direkt nach der Relegation fragte, ob er weitermacht, konnte Canestrini nicht antworten. „Ich war so leer wie noch nie, die Freude, es geschafft zu haben, hat mich buchstäblich erdrückt“, erklärt der 51-Jährige. „Ich musste erst einmal zu meiner Familie fahren und wollte mir nicht den Kopf zerbrechen über die Zukunft.“ Natürlich hat er sich mit seiner Frau beraten, aber er konnte sich schon vorher sicher sein: „Sie geht überall mit mir hin, steht voll hinter meiner Sache. Das ist die Basis unserer Beziehung.“ Seit ein paar Wochen wohnen sie gemeinsam in Dresden. „Sie ist begeistert, weil es in der Stadt so viele schöne Spielplätze gibt.“ Na, und Laura erst! Wenn der Papa davon erzählt, leuchten seine Augen noch ein bisschen mehr. La vita è bella! Canestrini bleibt. Nicht etwa, weil er sich mit Pacult überworfen hat. „Ich lasse keinen Keil zwischen uns treiben.“ Aber erstens ist die Tinte unter seinem neuen Vertrag gerade erst getrocknet. Und zweitens? „Ich spüre die Wertschätzung im Verein und im Umfeld: Canestrini, du bist hier gern gesehen, wir schätzen dich menschlich wie beruflich. Steffen Menze steht uneingeschränkt hinter mir, von der Mannschaft bekomme ich Zuspruch.“ Das ist ihm genauso wichtig wie die Unterstützung durch den Betreuerstab. „Martin Börner, unseren Teammanager, kenne ich jetzt seit acht Monaten. Und von ihm kam noch nicht einmal ein Nein. Egal, was ich brauche, er hilft mir.“ Ausschlaggebend war jedoch die Aussicht, etwas bewegen, etwas entwickeln zu können. Wenn Canestrini von „unserem Baby“ spricht, meint er nämlich nicht sein süßes Töchterchen. Die würde wohl auch heftig protestieren: Ich bin doch schon groß! Nein, es geht ihm um die medizinische Abteilung. „Ich finde, dass wir da dem Anspruch der 2. Bundesliga hinterher hinken.“ Er meint damit nicht die Arbeit der Ärzte und Physiotherapeuten, sondern die Voraussetzungen. Es fehlt schlicht ein Raum für den Rehabereich. Bei Dynamo ein Baby großziehen „Es kann nicht sein, dass ein verletzter Spieler aus dem Haus geht und erst zurückkommt, wenn er aus Sicht des Rehazentrums wieder fit ist“, erklärt Canestrini. So dankbar er der Reha Nord ist, „die uns mit ihrer Kompetenz hilft und unterstützt“. Das Problem ist ein anderes. „Das ist für die Spieler unangenehm. Wenn sich einer das Kreuzband reißt, ist er vier, fünf Monate weg von der Mannschaft, vom Trainerstab, verliert die Bindung.“ Hand in Hand mit Dynamos, wie er betont, sehr guten Physiotherapeuten Tobias Lange und Arnd Pröhl wolle er das „Baby“ großziehen. „Die Zusage vom Verein habe ich.“ Und der Verein sein Wort. Mindestens bis 30. Juni 2014. Auch ohne Peter Pacult. Aber immer mit einem Lächeln. Quelle sz-online.de/abo/sz-exklusiv?u=http%3a%2f%2fsz-online.de%2fnachrichten%2fgluecklich-in-dresden-2646024.html
Posted on: Wed, 21 Aug 2013 22:38:37 +0000

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