Eigentlich wollte Kevin van Doorn erforschen, wie Schlangen ihren - TopicsExpress



          

Eigentlich wollte Kevin van Doorn erforschen, wie Schlangen ihren Blick auf etwas fokussieren. Doch durch Zufall gelang dem Doktoranden an der kanadischen University of Waterloo eine ganz andere Entdeckung. Im Journal of Experimental Biology berichtet er gemeinsam mit Jacob Sivak, wie die Reptilien schnell ihre Sicht verbessern, wenn Gefahr droht. Doorn wusste bereits, dass die Reptilien ein Stückchen Haut samt einer durchsichtigen Schuppe vor dem Auge tragen - die sogenannte Brille. Im Gegensatz zu unserem Lid, lässt sich die Brille nicht öffnen, sie liegt bedeckt immer das gesamte Auge. Die Tatsache, dass es nicht nur Brillenschlangen gibt, sondern die Tiere eine Schlangenbrille tragen, ist zwar schon seit mehr als 160 Jahren dokumentiert. Dennoch ist diese anatomische Besonderheit nicht besonders gut untersucht. Schlangen vorm Scheinwerfer Für ein Experiment hantierte Doorn im Labor mit einem Scheinwerfer. Seine Versuchstiere, Gewöhnliche Kutscherpeitschennattern (Masticophis flagellum), lagen entspannt im Terrarium. Hinter einem Vorhang versteckt, richtete die Lichtquelle auf sie - und entdeckte feine Blutgefäße in der Schlangenbrille. Dass diese existieren hätte er nicht gewusst. Es scheine so, als würden selbst die meisten Schlangenforscher dieses Detail nicht kennen, sagt Doorn. Eine Recherche in der wissenschaftlichen Literatur ergab allerdings: Der Doktorand ist nicht der erste, der die Brillen-Blutgefäße entdeckt hat. Bereits im Jahr 1888 beschrieb sie der italienische Forscher Ficalbi, der Deutsche Manfred Lüdicke veröffentlichte zwischen 1940 und 1977 mehrere Fachartikel über die Schlangenbrille. Reaktion auf Gefahr Doorn wollte nun wissen, wie Schlangen mit der Einschränkung ihrer Sehfähigkeit durch die Blutgefäße vorm Auge umgehen. In den folgenden Experimenten beobachtete er folgendes: Regelmäßig zogen sich die Blutgefäße für knapp zwei Minuten zusammen, so dass die Durchblutung stoppte. Danach entspannten sich die Adern wieder und ließen für eine knappe Minute Blut hindurchfließen. Seine Erklärung: Durch das Zusammenziehen der Gefäße, heben die Schlangen zumindest zeitweise die Einschränkung der Sehschärfe auf. Das galt zumindest für den Ruhezustand. Dann kam Doorn ein zweites Mal der Zufall zu Hilfe. Die von ihm überwachte Durchblutung der Brille änderte sich nämlich, als er die Schlangen aus Versehen stresste - einfach indem er hinter dem Vorhang hervortrat und im Labor werkelte. Die Schlangen halbierten die Länge der Durchblutungsphase auf gut 30 Sekunden, berichtet der Forscher. Ich brauchte eine Weile - und mehrere weitere Versuchsdurchläufe - um zu begreifen, dass der Blutfluss sich wegen Aktivität veränderte, sagt der Forscher gegenüber der britischen BBC. Doch danach war er sicher: Die Phasen scharfen Sehens wurden länger, wenn die Nattern eine mögliche Gefahr witterten. Schlangen können also in kritischen Situationen dafür sorgen, dass sie besser sehen - trotz Brille. spiegel.de/wissenschaft/natur/anatomie-wissenschaftler-entraetselt-zufaellig-die-schlangenbrille-a-931084.html
Posted on: Fri, 01 Nov 2013 11:15:59 +0000

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