Free, free, set them free (Sting) Ich habe einen Gefangenen freigekauft. Nicht aus Ostdeutschland, sondern an Balis Nordostküste. Ich fuhr zum Frühstück mit meinem Leihmoped in den Ort Amed, da sass sie sie kurz vorm Dorf am Straßenrand im Schlammloch. In der Nacht im Meer gefangen, jetzt anlandig angebunden. Eine Wasser-Schildkröte. Groß, der Panzer so 70, 80 Zentimeter von vorne bis hinten. Die Tiere, die uns theoretisch mehrmals überleben können, essen sie in Indonesien. In Japan schneiden sie ihnen sogar das Fleisch lebendig aus dem Leib, damit es schön frisch ist. Ich habe es nicht so mit Japanern. Ich konnte an dem armseligen Tier nicht dran vorbei. Wie sie da im spärlichen Restwasser lag und ihre Augenlider in Zeitlupe gemächlich auf und zuklappten. Schildkröten haben Geduld, sie haben Zeit. Ich hatte keine. Bevor der Kochtopf aktuell wurde, bin ich zurück zum Resort gerast, wo Freunde einen Leih-Jeep hatten. Ladefläche. Und zurück zur turtle. Der Fischer roch, dass uns das Tier am Herzen lag, folglich verlangte er Unsummen. Wir haben den ausgehandelt, waren schon zurück im Auto und, Tür zu, am Abfahren (Trick 17) - da kam er uns körper- und preislich entgegen. Das war mein schönstes Bali-Erlebnis: wie wir zu zweit den mit seinen Flossen wedelnden Koloss durch die Luft hoben und dann in sein Element entließen, wir mit unseren eigenen Schwimmflossen noch hundert Meter mithalten konnten. Dann war sie weg. Und landet hoffentlich nie wieder in einem Fischer-Netz. Ich habe später ein paar Freilebende beim Tauchen gesehen - und denke dann immer an Bali.
Posted on: Thu, 03 Oct 2013 07:11:24 +0000
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