Gefällt mir, diese Ansage. Ist mehr oder weniger das, was mir jedesmal wie ein Blitz durch den Kopf schießt, wenn ein ÖVPöser, ein Wirtschaftsliberaler oder anderer moderner Aristokrat zur großen Freiheits-Argumentation ausholt. Liberal muss links sein und noch dazu sehr öko, wenn man es zu Ende denkt. Aber zu Ende denken war noch nie die große Stärke der narzisstischen Egomanen, für die unsere Gesellschaft offensichtlich die geeignetsten Selektionsmechanismen auf dem Weg zur Spitze bereitstellt. Anton Hofreiter scheint hier wieder mal ein löbliche Ausnahme zu sein. Nun hoffe ich, dass auf die wohlklingenden Worte auch politische Programmatik folgt. Die Grünen hatten nämlich schon einmal die Chance, Deutschland zu verändern, noch dazu in der Traumkonstellation (so wurde sie vor dem Erreichen des Ziels immer dargestellt) Rot-Grün. Das Ergebnis: Der zerstörerische Ausbeutungskapitalismus wurde auf einen neuen Level gehoben, die Menschenwürde wurde neoliberalen Dogmen klar untergeordnet, Angriffskriege um Ressourcen waren plötzlich kein Tabuthema mehr - und der Dosenpfand wurde eingeführt. Na toll! Was müssten die Grünen jetzt klar thematisieren (egal ob in Regierung oder Opposition)? Hofreiter spricht etwas Grundlegendes an: Gute öffentliche Institutionen sind die Infrastruktur der Freiheit der Einzelnen. Die wichtigste Institution in unserer Gesellschaft ist die Funktionsweise der alles umspannenden Konvention namens Geld. Solange diese Institution nicht im öffentlichen Interesse und kontrolliert verwaltet wird, sondern weiterhin als privatisiertes Privileg den Geschäftsbanken (Schöpfung von Geld) und neuen Aristokraten (Kontrolle von Geld) als Allmachtsinstrument zur Verfügung steht, wird es keine Freiheit geben - weil alle Freiheiten schon seit 5.000 Jahren der Moral der Schuld untergeordnet werden können, wie es der Anthropologe David Graeber in Debt aufzeigt. Auch müssten sich die Grünen konsequenterweise stark für ein Revival der anderen Commons einsetzen - ich siehe diese als eine der wichtigsten Freiheitswerkzeuge. Natürlich auch für eine Liberalisierung von Drogen und vielen anderen nur teilweise populären Maßnahmen. Und hier kommt die Gratwanderung ins Spiel, mit der die Grünen immer wieder kämpfen: Ihre Ideologie zu Ende denken, konkrete Vorschläge auszuarbeiten, und damit die wohlhabenden Öko-Eso-Tanten und Onkel zu erschrecken, die ein wichtiger Teil ihrer Wählerschaft sind. Und wahrscheinlich auch sich selbst. Weil wenn wir wirklich ehrlich zu uns selbst sind und den Grundwert der Freiheit zu Ende denken, dann müssen wir auch vieles umschmeißen, was wir in unserem langen Sozialisierungsprozess an Überbildung (=Konformisierung an die zivilisierte Gesellschaft und ihren verkürzten Freiheitsbegriff) aufgeschnappt haben. Wünsche uns allen alles Gute! Die Tiroler Grünen Die Grünen Österreichs zeit.de/politik/deutschland/2013-10/liberalismus-gruene-gastbeitrag-hofreiter
Posted on: Sat, 19 Oct 2013 08:41:31 +0000
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