Hl. Hildegard von Bingen: Liber divinorum operum. 10. Vision - TopicsExpress



          

Hl. Hildegard von Bingen: Liber divinorum operum. 10. Vision (27-36) – Die Heilsgeschichte vom Beginn bis zum Ende. 27. Empfängnis und Geburt des Antichristen und ihrer Auswirkung. In jener Zeit wird eine unreine Frau einen unreinen Sohn empfangen; denn die alte Schlange, die Adam aussaugte (absorbuit) wird zusammen mit ihrer ganzen Brut diesen so aufgeblasen machen, daß weder etwas Gutes in ihn eingeht noch in ihm sein kann. Er wird an abgelegenen, wechselnden Orten aufgezogen werden, damit er nicht von den Menschen erkannt wird. In alle teuflischen Künste wird er eingeführt werden und bis zum vollen Lebensalter verborgen bleiben. Er wird die Laster, die in ihm sein werden, nicht offen zeigen, bis er erkannt hat, daß er voll ist von allen Ungerechtigkeiten und davon überfließt. Vom Anfang seines Entstehens an werden viele Streitigkeiten und viele Widerstände gegen die richtigen Ordnungen ausbrechen. Die glühende Gerechtigkeit wird in ihrer Aufrichtigkeit verdunkelt und die Liebe wird in den Menschen ausgelöscht werden. In ihnen werden auch Bitterkeit und Härte aufkommen, und es wird so viele Irrlehren geben, daß sogar die Irrlehrer offen und bedenkenlos ihre Irrtümer predigen. (Vgl. 2 Thess 2,2-4) Im katholischen Glauben der Christen werden so große Zweifel und solche Verunsicherung herrschen, daß die Menschen zweifeln, wen sie als Gott anrufen sollen. Zahlreiche Zeichen an Sonne, Mond und Sternen, im Wasser und an den übrigen Elementen und Geschöpfen werden erscheinen (vgl. Lk 21,25), so daß sie wie in einem Gemälde in ihren grauenhaften Vorzeichen das kommende Unheil im voraus verkünden. Daher wird in jener Zeit so große Traurigkeit die Menschen befallen, daß sie das Sterben für nichts erachten. Diejenigen aber, die dann im katholischen Glauben gefestigt sind, werden in tiefer Zerknirschung Gottes Anordnung erwarten. Diese Drangsale werden solange fortdauern, bis der Sohn des Verderbens seinen Mund zur Gegenlehre öffnet. Aber wenn er seine falschen, irreführenden Worte vorgebracht hat, werden Himmel und Erde erzittern. Die Halskette der Gerechtigkeit, die, wie oben erwähnt, Paulus bis zu den Füßen dieser Tugend hinabreichen ließ, wird wie von einem starken Windstoß erfaßt und dann zum ersten Mal in Bewegung geraten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt wird sie unbewegt und unverdreht bleiben. Paulus hat ja seine Lehre durch viele Wunder so stark gefestigt und sie mit tiefgründigen Worten so wertvoll geschmückt, damit sie bis ans Ende der Welt dauert, wie es diese Kette zeigt, die bis zu den Füßen der Gerechtigkeit gleichsam wie bis zum Ende der Welt hinabreicht. Er hat auch durch die Wahrheit in der Erhebung seines Geistes von der zweiten Ankunft des Gottessohnes und von dem todbringenden Angriff des Sohnes des Verderbens zu den Gläubigen gesprochen, indem er sagte: 28. 2. Brief an die Thessaloniker 2,2-4 und 2,7: Das Zeugnis des Paulus für das Kommen des Antichristen. Laßt euch nicht erschrecken weder durch ein prophetisches Wort noch durch eine Rede oder durch einen Brief, der angeblich von uns stammt, als sei der Tag des Herrn schon da. Niemand soll euch auf irgendeine Weise täuschen. Denn zuerst wird der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzeswidrigkeiten erscheinen, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, so sehr erhebt, daß er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt. (2 Thess 2,2-4) Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen: Ihr, die ihr Gottes seid und an Sein Wort glaubt, hütet euch davor, euch in euren Herzen von irgendeinem Schrecken erschüttern zu lassen weder durch geistliche Täuschung oder Verführung durch viele Worte noch durch Schriften, als ob sie wahrhaftig an euch gerichtet waren, als sei jener Tag schon da, an dem der Schöpfer von allem die Abgründe des Herzens aufdecken wird. Hütet euch auch, daß euch nicht jemand durch trügerische und eingebildete Vorgänge bei irgendeiner Gelegenheit zur Verführung bringt. Denn erst wenn die Zeit gekommen ist, in der die Erhabenheit der Kirche zerstört und der wahre Glaube zertreten wird, was als Abfall verstanden wird, der in der Zeit des verbrecherischen Sohnes eintreten wird, dessen Mutter in ihrer Unreinheit nicht weiß, von wem sie empfangen hat, wird er, der der Sohn der Sünde ist, weil er schon durch seinen Anfang ganz von Sünden durchtränkt ist, sich offen zeigen. Daher wird er auch so als Sünder auftreten, indem er alle Sünden laut verkündet und wieder an sich nimmt. Und als Sohn der grausamsten Verderbnis wird er ganz in diesem Verderben bleiben, weil er die Menschen lehrt, was gegen Gott ist. Auch der Verführer des Menschengeschlechtes wird ihn so entflammen, wie er selbst am Anfang der Welt zu rasen begann, als er Gott ähnlich sein wollte. Deshalb wird er auch alle die bedrängen, die Gott verehren. Er wird sich über alle Geschöpfe erheben, indem er sich Gott nennt, und befehlen, daß er wie Gott verehrt wird. Aber ihr sollt nicht glauben, daß der Tag des Herrn da ist, an dem Gott den Erdkreis richten wird, wenn die Welt ihr Ende hat. Und wiederum sagt Paulus, vom Heiligen Geist durchdrungen: Denn die geheime Macht des Bösen ist schon am Werk, nur muß erst der besiegt werden, der sie bis jetzt noch zurückhält. (2 Thess 2,7) Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen: Die verborgene Einflüsterung zeigt sich schon in den Werken der Irrlehrer, in denen der Verführer zur Bosheit seine Wurfspieße vorausschickt, weil er die Wahrheit des Glaubens unterdrücken will. Deshalb gibt es durch die richtige Absicht und das gute Bestreben im gläubigen Menschen nur das Bemühen, daß der, der am apostolischen und wahrhaft katholischen Glauben festhält, in fester Beständigkeit ohne Verfälschung an ihm festhalten soll, bis er aus jener Mitte gedrängt wird, die zwischen seinem Anfang und Ende liegt. Denn in jenen Zeiten des Sohnes des Verderbens wird der Glaube von seiner Stärke abweichen, und da er sich schon gekrümmt hat, wird er geschwächt werden. Denn wer an der Erhabenheit der Kirche und am rechten Glauben festhält, hält an etwas Großem fest, weil er dadurch ins himmlische Reich eintreten wird. Wer aber keinen Glauben hat, hat keinen Halt, denn er wird ins Verderben gehen. Und so steht auch der Mensch in der Mitte der Macht Gottes. Denn bevor der Mensch gebildet wurde, war Gott. Und nachdem der Mensch leiblich ein Ende genommen hat, dauert Gott in Seiner Kraft fort. 29. Die satanische Verführung des Antichristen. Der alte Feind nämlich, den die Kraft der Gottheit in den See des Höllenabgrunds schleuderte, wie Blei in stürmisches Wasser hinabfällt, wollte die Bosheit fest begründen. Gott aber ist gerecht und wahrhaftig und hat keinen, der Ihm gleicht, weil Er von Ewigkeit durch Sich selbst besteht und alles aus dem Nichts geschaffen hat. Der alte Feind jedoch meint, weil er den ersten Menschen überwunden hatte, durch einen anderen Menschen, nämlich den Antichristen, das durchführen zu können, was er einst begonnen hatte, als er gegen Gott zu kämpfen versuchte. Denn vom Teufel beeinflußt, wird er alles, was Gott im Alten und Neuen Gesetz festgelegt hatte, zerstören, wenn er, wie vorher gesagt wurde, seinen Mund zu der verkehrten Lehre öffnet. Er wird behaupten, daß Blutschande und andere ähnliche Vergehen keine Sünden sind. Er wird sagen, daß es keine Sünde ist, wenn Fleisch anderes Fleisch aufreizt, wie es das auch nicht ist, wenn ein Mensch vom Feuer erwärmt wird. Er wird auch versichern, daß alle Gebote der Keuschheit aus Unwissenheit entstanden. Denn wenn ein Mensch warm, der andere aber kalt sei, dann müßten sie sich gegenseitig in Wärme und Kälte ausgleichen. Und weiter wird er zu den Gläubigen sagen: Euer Gesetz der Enthaltsamkeit ist gegen das Naturgesetz aufgestellt, nämlich daß der Mensch nicht warm sein darf, in dessen Atem doch Feuer ist, das den ganzen Leib des Menschen in Glut versetzt. Wie könnte er also gegen seine Natur kalt sein? Und aus welchem Grund sollte es der Mensch unterlassen, anderes Fleisch aufzureizen? Jener Mensch also, von dem ihr sagt, daß es euer Meister ist, hat euch ein Gesetz gegeben, das über das Maß hinausgeht, weil er euch befahl, so zu leben. Ich aber sage euch: Ihr sollt auf beide Weisen leben, in Wärme und Kälte, und einander wärmen. Überlegt, daß der erwähnte Mensch euch ungerechte Gebote gegeben hat. Denn obwohl er befahl, daß die Menschen sich nicht gegenseitig wärmen sollen, haben sie doch ihre Natur fleischlich gepflegt. Seht also zu, daß ihr euch künftig nicht mehr durch eine unrechte Lehre verführen laßt, denn es liegt bei mir, was ihr tun könnt oder nicht. Euer Meister hat euch nicht die richtigen Vorschriften gegeben, der wollte, daß ihr wie ein Geist seid, der nicht von Fleisch bedeckt ist und nicht wirkt, als ob das geborene Fleisch der Menschen, das doch durch Feuer eingegossen und gebildet wird, nicht so geschaffen wäre. Denn wenn die Kinder der Menschen nicht so zur Welt kämen, hätten sie nicht die Möglichkeit zu wirken. Darum sollt auch ihr wissen, was ihr seid. Denn der, der euch zuerst lehrte, hat euch getäuscht und euch in nichts geholfen. Ich aber gebe euch ein, daß ihr euch selbst erkennt und wißt, was ihr seid; denn ich habe euch geschaffen und bin ganz in allen. Jener aber schrieb alle seine Werke einem anderen zu, weil er aus sich nichts konnte. Ich aber spreche aus mir selbst und vermag alles aus mir selbst. Mit diesen und ähnlichen Worten wird dieser unselige Sohn des Verderbens die Menschen verführen, indem er sie lehrt, nach der feurigen Begierde des Fleisches zu leben und jeden Wunsch ihres Fleisches zu erfüllen, während sowohl das Alte wie das Neue Gesetz die Menschen zur Keuschheit einlädt, freilich so, daß die Keuschheit ihr Maß nicht überschreitet. Auf diese Weise wird Luzifer durch ihn (den Antichristen) die Gerechtigkeit Gottes ableugnen. Und er wird meinen, durch ihn alles vollbringen zu können, was er zu tun begonnen hat. Er wird meinen, der Jordan fließe in seinen Mund (vgl. Ijob 40,23; Ps 114,3-5), so daß die Taufe von nun an nicht mehr erwähnt werde, sondern daß er sie zurückschleudert, wie er selbst durch die Taufe verworfen wurde. Daher wird er meinen, er könne, wenn er so herrsche, sich eine so große Zahl des Volkes unterwerfen, daß im Vergleich zu seiner Zahl der Sohn Gottes nur noch eine kleine Anzahl von Gläubigen habe. 30. Die Anhänger des Antichristen im AT und NT. Dieser zuvor erwähnte Mensch wird auch Mensch der Sünde genannt, weil er alles Böse ausführt und weil das alles sich über ihn ergießen wird. (Vgl. 2 Thess 2,3) Er wird Sohn des Verderbens genannt, weil Tod und Verderben über ihn herrschen werden und er auf verkehrte und ruchlose Weise eine Menge der Völker verführen und an sich ziehen wird. Und er wird sich als Gott anbeten lassen, wie auch Johannes unter dem Bild des wilden Tieres seine Wildheit beschreibt und in der Offenbarung der Wahrheit sagt: Und es beteten ihn an alle Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Lebensbuch des Lammes eingeschrieben sind. (Offb 13,8) Der Sinn dieser Aussage ist in Bezug auf das Kommende so zu verstehen: Mit gebeugtem Leib und Geist werden die das Tier der Bosheit anbeten, die die Wohnung ihrer Herzen an irdische Güter heften. Ihre Namen sind nicht mit dem Zeichen der Heiligkeit in der Ewigkeit des Lebens dessen aufgezeichnet, in dessen Mund sich kein Trug fand. Deshalb wird jeder im Verderben sein, der die Schriften dieses verdorbenen Menschen bewundert und ihn verehrt und der die Schriften Satans, der von Gott verstoßen ist, in seinem Herzen trägt, weil er aus sich selbst heraus Gott sein wollte. Daher ist er auch Tod genannt worden, weil er das Leben flieht, in dem sich keine Sterblichkeit findet, sondern das alles lebendig macht. Und all die, die diesem Sohn des Verderbens anhangen, indem sie seine Werke tun, werden nicht ins Lebensbuch des Lammes eingeschrieben werden. (Vgl. Ps 69,29; Offb 13,8) Denn dieses Lamm ist das Wort Gottes, durch dessen Wort: Es werde die gesamte Schöpfung hervorging. Der Teufel aber hatte im Alten und im Neuen Testament beständig Anhänger, im Alten Bund durch Baal, im Neuen durch die Sadduzäer, die seine Triebfedern im Schisma sind. Denn sie verletzten das Gesetz Gottes, das die Wurzel der Gerechtigkeit ist, in dem die Patriarchen und Propheten verborgen waren, zum erstenmal mit der Niedertracht des Baal. Aber er hatte auch die (als Anhänger) die später im Neuen Testament mit den Sadduzäern unter Beleidigung der Gerechtigkeit die Auferstehung leugneten. Denn die Äste aus der erwähnten Wurzel sind das Evangelium und die Frucht an diesen Ästen ist das Zeugnis Christi, weil Er den Götzen Baal und die Sadduzäer mit Kraft zertrat. Aber trotzdem werden dann aus ihnen die Irrlehrer hervorgehen, die der Bedingung des ersten Entstehens des Lebens widersprechen. Und ihr Irrtum wird schlimmer sein als frühere (Mt 27,64), weil sie Gott in Seiner Schöpfungsordnung und in den lebendigen Seelen ganz und gar verleugnen werden. All diese werden das unselige Tier, nämlich den verlorenen Menschen anbeten, den Glauben an den allmächtigen Gott aufgeben und behaupten, daß es ihnen nichts schade, wenn sie die Gebote Gottes nicht beachten. 31. Die falschen Wundertaten des Antichristen in Nachahmung Christi. Und so steigt ihr Unglaube hinab zu dem erwähnten goldenen Leopardenkopf, der an dem vorher genannten Halsschmuck erscheint. Er bezeichnet den Antichristen, der sich Gott und gleichsam goldenes Haupt nennt. Durch seine teuflischen Künste und die Beunruhigung der Elemente wird er schreckliche Vorzeichen und gewaltige Stürme hervorrufen. Daß das geschieht, wird Gott zulassen, damit das gesamte Menschengeschlecht den Sturz des Antichristen erkennt. Denn auch deshalb wird dieser gleichsam für die Erlösung seines Volkes vortäuschen, durch Ermordung zu sterben und durch eine Auferweckung wiederaufzustehen. Er wird ein Schriftzeichen auf die Stirn seiner Anhänger schreiben lassen, durch das er alles Böse in sie hineinlegt. So täuschte auch die alte Schlange den Menschen und entflammte ihn zur sinnlichen Leidenschaft (libido), wodurch sie ihn auch später in ihrer Schlinge hatte. Durch dieses Schriftzeichen wird er die Menschen mit magischer Kunst gegen die Taufe und die Bezeichnung Christen so beeinflussen, daß sie nicht mehr von ihm weichen wollen und sich alle nach ihm benennen, wie die Christen nach Christus. Diese Aufschrift trug Luzifer lange in sich, ohne sie irgendeinem Menschen zu enthüllen, außer diesem einen, den er schon im Schoß seiner Mutter ganz besitzen wird. Deshalb vertraute er auch darauf, durch diesen seinen ganzen Willen erfüllen zu können. Aber dieser verworfene Mensch wird seine Seele und daß er lebt, nicht vom Teufel haben, sondern von Gott, da auch dieser unseligste Aufspürer der alten Verführung, der alles Gute haßt, sein Dasein (vivere) von Gott empfangen hat. Denn Gott allein ist das Leben, und jeder Atemzug und alles, was lebt, wird durch ihn bewegt, weil Er allein der Ursprung ohne Anfang ist. Und wie Luzifer im Himmel gegen Gott kämpfte, so wird er auch durch diesen verlorenen Menschen auf der Erde gegen die Menschheit des Gottessohnes zu kämpfen versuchen. Und das wird er durch diese Aufschrift tun, durch die er den Herrn und Schöpfer von allem verleugnen wird. Denn er vertraut darauf, seinen Anhängern bedeutendere Gaben zu verschaffen, als sie Christus, der Sohn Gottes, denen schickte, die an Ihn glauben. Diese Aufschrift aber wurde vorher in keiner Sprache gesehen oder gefunden, denn Luzifer erfand sie zuerst bei sich selbst. Er wird sie mit der List hervorbringen, mit der er die Menschheit verführt, ihren Schöpfer nicht anzuerkennen. Durch sie wird er die Ungläubigen so verführen, daß sie nichts anderes mehr zu verehren streben, als was ihrer Ansicht nach ihm gefällt. Der Sohn des Verderbens wird nämlich sagen: Wie geschnittenes Holz gelagert wird, bis der Maler es zusammensetzt und bemalt, damit es von allen geachtet wird, so ist auch der Mensch, wenn er geboren ist, ohne Ehre, bis er durch diese Aufschrift geehrt wird, weil mehr Heil und größere Kraft in ihr liegt als in der Schöpfung des Menschen. Aber Gott wird alle Versuche dieser Schrift samt ihrem Urheber vernichten. Die Aufschrift aber, die der Heilige Geist gegeben hat, wird nicht vergehen. Wenn der Antichrist mit diesen falschen Zeichen Menschen aus allen Geschlechtern um sich zu versammeln beginnt, werden die Heiligen und Gerechten von gewaltiger Furcht erschüttert werden. 32. Die Ankündigung der Erweckung Henochs und Elijas zum Kampf gegen den Antichristen. Aber Ich, der Ich bin, werde eingedenk sein, wie Ich den ersten Menschen formte und auf welche Weise Ich alle Werke, mit denen Luzifer durch den Menschen gegen Mich kämpfen würde, voraussah und wie Ich die heiligen Tugendkräfte zum Kampf gegen jenen bezeichnete. So habe Ich es an Henoch und Elija getan, die ich aus dem Stamm der Menschen auserwählte, die Mir mit ganzen Herzen angehangen hatten. Um die Endzeit werde ich den Menschen kundtun, daß sie das Zeugnis dieser beiden Zeugen mit Vertrauen aufnehmen sollen. Denn Ich unterweise sie in Meinem Geheimnis und offenbare ihnen die Werke der Menschen. So werden sie um diese wissen, als ob sie sie leibhaftig gesehen hätten, und weiser sein als die Schriften und Reden der Weisen. Dadurch, daß sie nämlich dem Leib nach dem Menschen entrückt sind, ist alle Furcht und alles Zittern von ihnen genommen, so daß sie in Gleichmut alles ertragen, was sie umgibt. Ich bewahre sie ohne jede Verletzung ihres Leibes an einem verborgenen Ort auf. Und wenn der Sohn des Verderbens seine verkehrte Lehre ausspeit, wird dieselbe Kraft, durch die sie einst aus der Mitte der Menschen entrückt worden waren, sie wie in einem Windstoß zurückbringen. Und solange sie dann unter den Menschen auf der Erde weilen, werden sie immer nach vierzig Tagen gestärkt werden, wie auch Mein Sohn nach vierzig Tagen zu essen verlangte. (Vgl. Mt 4,2) Diese starken und weisen Männer bezeichnet der Kopf des Steinbocks in der erwähnten Kette des Halsschmuckes der Gerechtigkeit. Denn wie der Steinbock tapfer ist und in die Höhe steigt, so werden auch sie in Meiner Kraft stark sein und sollen rasch in die Höhe meiner Wunder emporgehoben werden. Sie werden in Meinen Wundern so große Macht besitzen, daß sie am Firmament und an den Elementen und den übrigen Geschöpfen größere Zeichen wirken werden als der Sohn des Verderbens. So werden dessen trügerische Zeichen durch ihre wahren Zeichen verspottet werden. Daher werden wegen der übergroßen Kraft ihrer Wunder aus allen Völkern Menschen zu ihnen eilen, die ihren Worten glauben. Sie werden mit glühendem Glauben zum Martyrium eilen, das der Sohn des Verderbens ihnen bereiten wird, wie zu einem Gastmahl, so daß sogar ihre Mörder wegen der zu großen Menge es überdrüssig werden, die Getöteten zu zählen. Denn die Menge ihres Blutes wird sich wie ein Bach ergießen. Aber schließlich, wenn der Sohn des Verderbens diese beiden wahrhaft heiligen Männer weder durch Schmeicheleien noch durch Drohungen überwinden noch ihre Zeichen und Wunder verdunkeln kann, wird er befehlen, sie durch ein grausames Martyrium zu vernichten und ihr Andenken völlig von der Erde zu tilgen, damit kein Mensch mehr auf der ganzen Erde ist, der ihm von nun an zu widerstehen wagt. Dann wird, wie oben gesagt wurde, die goldene Zahl der Märtyrer, die in der Urkirche des wahren Glaubens wegen getötet wurden, mit diesen Märtyrern, die im Irrtum der Endzeit getötet werden, zur Fülle ihrer Vollendung geführt werden. Diese Zeit, die alles zertritt und verschlingt, bezeichnet der Wolf, der im Buch Scivias beschrieben wird. (Scivias 3,11,78-79; 182-192) Denn wie der Wolf in seiner Raubgier alles verschlingt, was er kann, so werden in jener Zeit die Gläubigen, die an den Sohn Gottes glauben, verschlungen werden. Daher sagt der Sohn Gottes wiederum zu seinem Vater, wie es vorausgesagt ist: 33. Die Bitte des Gottessohnes an den Vater um Schonung der Menschen. Mich, der Ich nach Deiner Anordnung das Gewand des Fleisches angelegt habe, quält es, daß Meine Glieder, nämlich die, die durch das Bad der Taufe mir angehangen hatten, sich jetzt von Mir lossagen und dem Hohn des teuflischen Spottes verfallen, indem sie auf den Sohn des Verderbens hören und ihn verehren. Doch Ich nehme die von ihnen, die nur ausgeglitten sind, wieder an Mich, die Aufrührer aber und die, die im Bösen verharren, verwerfe ich. Vater, weil Ich Dein Sohn bin, blicke auf Mich in der Liebe, in der Du Mich in die Welt gesandt hast, und betrachte Meine Wunden, durch die Ich auf Dein Geheiß den Menschen erlöst habe. Ich zeige sie Dir, damit Du Dich dieser erbarmst, die Ich erlöst habe, und lass nicht zu, daß sie aus dem Buch des Lebens getilgt werden. Durch das Blut Meiner Wunden hole Ich sie in der Reue zu Dir zurück, damit nicht der, der Meine Menschwerdung und Mein Leiden verspottet, durch das Verderben über sie herrscht. Jetzt also, ihr Menschen alle, die ihr euch danach sehnt, die alte Schlange zu verlassen und zu eurem Schöpfer zurückzukehren, achtet darauf, daß ich, der Gottes- und Menschensohn, Meinem Vater für euch Meine Wunden zeige. Daher beugt auch ihr in der Reinheit des Glaubens eure Knie, die ihr oft vor der Eitelkeit der aufsässigen Widersetzlichkeit gebeugt habt, vor eurem Vater, der euch geschaffen und euch den Geisthauch des Lebens gegeben hat. (Vgl. Gen 2,7) Bekennt von Herzen vollständig eure Sünden, damit Er euch, die ihr in leiblicher und seelischer Bedrängnis seid, Seine starke, unbezwingbare Hand reicht, um euch dem Teufel und allem Bösen zu entreißen. So spricht der Sohn zum Vater und empfiehlt Ihm Seine Glieder. Er nimmt diese in Zucht, damit sie Seinem Haupt wahrhaft anhängen und nicht das Verderben des ersten und letzten Verderbers sie verschlinge. Denn sooft der allmächtige Vater durch die bösen Taten der Menschen zum Zorn gereizt wird, zeigt Ihm Sein Sohn Seine Wunden, damit Er ihretwegen die Menschen schont. Er selbst hat ja Seinen Leib nicht geschont, damit das Schaf, das ihm verloren gegangen war, durch Sein Blut zurückgeholt werde. Und deshalb werden auch Seine Wunden so lange offenbleiben, wie der Mensch in der Welt bleibt und sündigt. Daher verlangt auch derselbe Gottessohn von den Menschen, daß sie ihre Knie vor Seinem allmächtigen Vater beugen, sooft sie Seinen Urteilsspruch verdienen, damit Er sie wegen Seiner Wunden, die Er im Fleisch erlitten hat und auf die Sein Vater immerfort schaut, von allem Bösen befreit. 34. Die Erweckung von Henoch und Elija und der Endkampf gegen den Antichristen. Nachdem aber Henoch und Elija durch den Sohn des Verderbens den leiblichen Tod erlitten haben, werden dessen Anhänger sich sehr freuen, weil sie sehen, daß jene umgekommen sind. Aber dann, wenn der Geist des Lebens die beiden wieder erweckt und empor in die Wolken erhoben hat, wird sich ihre Freude in Furcht, Trauer und große Bestürzung verwandeln. Denn durch deren Erweckung und Erhöhung werde ich, der Allmächtige, beweisen, daß der Auferstehung und dem Leben der Toten durch keinen Widerstand der Ungläubigen widersprochen werden kann, nämlich daß an jenem Tag, wenn die Elemente, mit denen zusammen der Mensch gesündigt hatte, gereinigt werden, auch der Mensch vom Tod auferweckt und durch die Reue, die Gott am besten gefällt, in größere Herrlichkeit eingesetzt wird, als er am Anfang erschaffen wurde. Denn wie der gesamte Organismus des Menschen durch die Reue erschüttert wird, so bewegt er auch mit der klagenden Stimme seiner Reue den Himmel und lobt Gott mit den Cherubim aus seinem ganzen Wesen. Dann wird die alte Schlange wegen der Auferweckung dieser beiden (Henoch und Elija) in rasenden Zorn versetzt werden. Sie wird den verdorbenen Menschen (den Antichristen) zu der Meinung bringen, seinen Thron, von dem er vertrieben wurde, wieder in Besitz zu nehmen, damit dadurch die Erweckung der genannten Männer und die Erinnerung an den Sohn Gottes vollkommen getilgt werde. Sie wird bei sich selbst sprechen, indem sie sagt: In diesem meinen Sohn werde ich jetzt einen größeren Kampf austragen, als ich ihn einst im Himmel austrug. Meinen ganzen Willen werde ich durch ihn erfüllen und diesem meinen Willen wird weder Gott noch der Mensch widerstehen können. Ich weiß und erkenne, daß ich nicht besiegt werden kann. So werde ich in allem Sieger sein. Darauf wird dieser Sohn des Verderbens eine Menge Volk zusammenrufen, damit sie seine Herrlichkeit offen sehen, wenn er versuchen wird, über die Himmel zu gehen, so daß, falls noch etwas vom katholischen Glauben in der Kirche unerschüttert geblieben ist, es durch diesen Aufstieg völlig vergeht. Aber wenn er in Gegenwart des horchenden Volkes den oberen Elementen gebieten wird, ihn bei seinem Gang in den Himmel aufzunehmen, werden sich die Worte des Paulus, Meines Getreuen, erfüllen, die er vom Heiligen Geist erfüllt sprach: 35. Die Entlarvung des Antichristen und seine Vernichtung durch Christus. Dann wird der gesetzwidrige Mensch allen sichtbar werden, Jesus der Herr wird ihn durch den Hauch seines Mundes töten. (2 Thess 2,8) Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen: In dieser Zeit wird jener Sohn des Verderbens entlarvt werden, und es wird vor allem Volk sichtbar sein, daß er ein Lügner war, da er die Anmaßung hatte, zum Himmel emporzusteigen. Denn der Herrscher und Heiland der Völker, der Sohn Gottes, wird ihn in dieser seiner Vermessenheit töten. Das wird Er in jener Kraft tun, in der Er, der das Wort des Vaters ist, den ganzen Erdkreis mit Seinem gerechten Gericht richten wird. Wenn nämlich dieser Sohn des Verderbens sich durch teuflische Kunst nach oben erhebt, wird er durch die göttliche Kraft hinuntergestürzt werden, und der Gestank von Schwefel und Pech wird ihn unten aufnehmen, so daß auch die dabeistehenden Völker in den Schutz der Berge fliehen. Wenn sie das sehen und hören, wird sie so großer Schrecken befallen, daß sie dem Teufel und seinem Sohn entsagen und sich zum wahren Glauben der Taufe bekehren. Deswegen wird die alte Schlange bestürzt gegen sich selbst knirschen und sagen: Jetzt sind auch wir verwirrt. Von nun an werden wir nicht mehr die Kraft haben, uns die Menschen so zu unterjochen, wie wir es bisher getan haben. 36. Offenbarung 12,10f.: Die Verherrlichung des Gottessohnes nach dem Sturz des Antichristen. Aber auch alle, die treu an den Gottessohn glauben, werden Gott mit flehentlicher und lobpreisender Stimme rühmen, wie es durch Meinen geliebten und wahren Zeugen geschrieben steht: Jetzt ist sie da, die Rettung, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht Seines Gesalbten. Denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor dem Angesicht unseres Gottes verklagte. Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis, sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod. (Offb 12,10-11) Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen: Jetzt, da der Teufel besiegt und sein Sohn, der Antichrist, vernichtet ist, ist durch göttliche Anordnung das Heil gekommen, das keine teuflischen Gefahren fürchtet. Gekommen ist die Macht, die jene völlig zermalmt, und das Reich, das über alle herrscht, die unter der Herrschaft unseres Gottes stehen, und die Vollmacht des unbesiegbaren Christus, Seines Sohnes, den Er als wahren Priester über das Heil der Seelen bestellt hat. Denn in die ewige Verdammnis gestoßen wurde der hartnäckigste Ankläger und ruheloseste Verfolger derer, die wie wir Kinder Gottes sind und mit uns das himmlische Erbe besitzen werden. Vor dem Angesicht des höchsten Schöpfers und Richters klagte er jene an, die seinen verschiedenen Einflüsterungen zustimmten. Und das tat er zu jeder Zeit sowohl bei geistlichen als auch bei weltlichen Vergehen, weil ja der Mensch immer sündigt. Im ersten Kampf des verlorenen Engels nämlich, in dem er gegen Gott kämpfte, weil er Gott sein wollte, hat Gott gesiegt. In ihm sah Er auch den Endkampf voraus, den Er mit ihm führen sollte, wenn Er dessen Sohn niedergeworfen und ihn selbst schon durch diesen völlig vernichtet hat. Auch die, die Gott wahrhaft bekennen, haben jenen besiegt, weil sie ihm nicht zustimmten wegen des Blutes des Lammes, durch das sie erlöst sind und um dessentwillen sie auch sehr viele Widerwärtigkeiten an ihren Leibern ertrugen und Sieger wurden. Sie haben ihn auch durch das Wort besiegt, nämlich durch die Lehre, die Er im katholischen Glauben bezeugt hat, der sich auch von jenem Wort her ausbreitete, von dem alle Geschöpfe ausgingen. Und sie liebten nicht ihre Seelen, dadurch daß sie diese in ihren Leibern zurückhielten, sondern sie ließen sie bis zum Tod ihrer Leiber vorausgehen. Sie unterwarfen nämlich ihre Leiber in zahlreichen Leiden dem zeitlichen Tod, wodurch sie auch ihre Seelen dem allmächtigen Gott zurückgaben. Denn als Märtyrer gingen sie in den Tod, und eher als sie den Sohn Gottes verleugnet hätten, unterwarfen sie sich den Leiden. Deshalb legen auch Abel, die Propheten und die übrigen Märtyrer, die bis zum Jüngsten Tag für Gott getötet wurden, Zeugnis für den Sohn Gottes ab, daß auch Er selbst nach dem Willen des Vaters Sein Blut für sie vergossen hat. Und so ist der Kampf des Sohnes des Verderbens auf diese Weise zu Ende gegangen; und er wird von nun an nie mehr anderswo verehrt werden. Daher freut euch, die ihr im Himmel und auf der Erde eine Wohnung habt. Nach dem Fall des Antichristen aber wird sich die Herrlichkeit des Sohnes Gottes ausweiten. kommherrjesus.de/endzeit/die-endzeit/der-antichrist/hildegard-v-bingen
Posted on: Wed, 20 Nov 2013 18:05:43 +0000

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