Indieneinsatz an der AMU University in Aligarh, Utar-Pradesh, - TopicsExpress



          

Indieneinsatz an der AMU University in Aligarh, Utar-Pradesh, 19.02.–08.03.2009 Das Team: Alireza Ghassemi, Teamleiter, MKG-Chirurg, Aachen Markus Gerressen, MKG-Chirurg, Aachen Lloyd Nanhekhan, Plast. Chirurg, Leuven Johanna Sprute, Assistenzärztin Peter M. Thamm, Anästhesist, Aachen Edelgard Fischer, Anästhesistin, Aachen Britta Fiedler, Anästhesistin, Aachen Mirco Magliani, Anästhesiefachpfleger, Aachen Frank Deinet, OP-Fachpfleger, Aachen Lisa Hoffmann, OP-Fachpfleger, Aachen Und plötzlich waren wir wieder angekommen inmitten des gleißenden Sonnenlichts, des Geruchs von Staub und verbranntem Plastik, von sauber angehäuften, getrockneten Kuhfladen zum Verwenden von Heizmaterial. (Bild 1) Schulkinder in adretten blauen oder grünen Uniformen, zu zehnt dicht gedrängt, auf Fahrradrikschas (Bild 2) transportiert statt in Schulbussen, daneben auf dem Bürgersteig dahin laufend ärmlich gekleidete, halbnackte Kinder, die sich dennoch so anmutig bewegten und nur träumen konnten von einem Jahr in der Schule. Und wir waren besonders froh, dass es wieder geklappt hat, mit dem Einsatz, den wir dank Pro-interplast Seligenstadt und den vielen großzügigen Spenden der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrieunternehmen realisieren konnten. All den kleinen Patienten, die wir beim letzten Mal im Mai 2008 zurückschicken und vertrösten mussten (Bild 3), waren wir es schuldig, noch einmal hierher gekommen zu sein. Dank vieler günstiger Bedingungen wie kühlere klimatische Verhältnisse (die Kinder hatten auf dem Weg zur Schule bei 22° Wollmützen auf) sowie sauberere Unterbringung und reichhaltigere Ernährung führten dazu, dass fast alle Teammitglieder durchgehend arbeiten konnten, ohne sich das in diesen Tagen wütende Denguefiber zu fangen. Wo wir noch vor 9 Monaten im ausgelagerten UNANI-hospital (Hospital der Homöopathie) auf engstem Raum arbeiten mussten, das zwar nostalgische Gefühle hervorrief, da es 100 Jahre alt war und unter Denkmalschutz stand, waren jetzt für uns im Dentalinstitut zwei „OP-Säle“ und ein Aufwachraum mit 5 Betten bereitgestellt. (Bild 4) Abbildung1 Abbildung2 Abbildung3a Abbildung3b Nach einem Vortrag eines Professors aus Delhi über die Fortschritte der Kiefer- und Gesichtschirurgie im heutigen Indien und ihren Möglichkeiten und dem offiziellen Empfang in der Fakultät und regem Austausch mit Studenten konnte es mit dem Screening und Operieren losgehen. Es wäre alles viel zu reibungslos und zu befriedigend abgelaufen, wenn wir unser Cargogepäck aus dem Zoll in Delhi nicht erst nach 4 Tagen freibekommen hätten. Das hat uns Kopfschmerzen und Nerven und Zeit gekostet, da täglich einer von unserem Team die weite Strecke (5 Stunden) nach Delhi musste. Abgesehen von den Medikamenten (Antibiotica) konnten wir alles in Empfang nehmen. Den Sonntag hatten wir uns freigenommen, um die wertläufige Universität mit 80 Fakultäten näher kennen zu lernen. Insbesondere lohnte sich ein Besuch in der größten und berühmtesten Bibliothek Indiens, die rund um die Uhr geöffnet war. In der „Kennedy Hall“, wo die großen Shows und Movies stattfinden, wurden wir von Hunderten von Studenten mit hineingezogen und wir erlebten den „Slumdog Millionär“ frisch heruntergeladen und kopiert auf riesiger Leinwand. Es war kurz nach der Oscarverleihung – und der Jubel der Studenten war unfassbar. Es war eben nicht Bollywood, wie sie es gewohnt waren, sondern ein bisschen wertvoller und anspruchsvoller – und sie waren unendlich stolz. Ganz anders wurde der Film außerhalb des Uni-Lebens aufgenommen, vor allem von der etablierten Gesellschaft, als Nestbeschmutzung bewertet. Da waren wir doch sehr erstaunt. Der diesjährige Einsatz war geprägt von einer großen Zahl durchgeführter Operationen, guter Ergebnisse, guter Nachsorgemöglichkeit und nur leichten Erkrankungen der Teammitglieder. Dagegen hatten nur einige ausgewählte indische Ärzte und Ärztinnen die Chance, in unserem Team mitmachen und lernen zu können. Unser Einsatz fiel zeitlich mit den Prüfungszeiten der Fakultät zusammen, so dass die Studenten keine Chance zum fachlichen Austausch und zur Lehre hatten wie beim letzten Mal und dies auch bedauernd zum Ausdruck brachten. Im nächsten Jahr soll es wieder eine Übertragung in den Hörsaal geben, Studenten der älteren Semester könnten die Gelegenheit haben, in täglicher Rotation zu assistieren und bereits beim Screening beizuwohnen, um das Spektrum der Plastischen Chirurgie und Kieferchirurgie näher kennen zu lernen und sie bei der Aufklärung der Patienten zu integrieren. Insbesondere wollen wir uns beim nächsten Mal den Kindern mit den massiven ankylotischen Veränderungen im Kiefergelenksbereich widmen, die meist als Folge von unbehandelten Frakturen im Unterkieferbereich resultieren und schwerste Ernährungs- und Entwicklungsstörungen hervorrufen. (Bild 5) Auf jeden Fall haben wir auf bittere Weise lernen müssen, dass wir hochwertige Antibiotika, selbst wenn wir sie als Spende nachweisen konnten, im Zoll lassen mussten. Daher ist es auf jeden Fall empfehlenswert, Antibiotika in Indien vor Ort zu bestellen, nachdem sie von der indischen Pharmaindustrie für ein Minimum unserer Kosten hergestellt werden. Abbildung5 Abbildung6 Abbildung7 Zum Schluss wollen wir von einem kleinen 6jährigen Jungen erzählen, der von Tierfellnaevi übersät war, wie das Bild eindrucksvoll zeigt, und sich nicht traute, zur Schule zu gehen, jedoch zu Hause wie ein Guru verehrt wurde, da man ihn in seiner Umgebung für etwas Überirdisches hielt. Unser plastischer Chirurg hat vorerst nur das Gesicht von den Naevi befreit, so dass der Junge nicht mehr zum Fürchten aussieht und sich auch nicht mehr ängstigen muss, von anderen Kindern wie eine Tier gejagt zu werden. (Bild 6) Im Einzelnen führten wir bei insgesamt 95 Patienten folgende Eingriffe durch: Lippenverschlüsse: 45 davon 9 Revisions-Lippen Gaumenverschlüsse: 30 Velopharyngoplastik: 13 bilaterale Gesichtsspalte: 3 Ankyloselösung Kiefergelenk: 4 Lösung Narbenkontrakturen/ Narbenkorrektur 21 Gesicht + Hals + Extremitäten Tumorexstirpationen: 5 Entfernung Tierfellnaevus + NZN: 7 konservative Parotidektomie: 1 Nasenrekonstruktion/ Septorhinoplastik: 9 Ohrrekonstruktionen/ Ohrkorrektur: 4 Ganglionentfernung: 1
Posted on: Wed, 03 Jul 2013 20:44:43 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015