Interview mit Castus Rabensang zu „Venus Viva Musica“ am - TopicsExpress



          

Interview mit Castus Rabensang zu „Venus Viva Musica“ am 30.06.06 in München BA: Wie verlief den die Produktion eurer neuen Platte, denn ihr wart ja verdammt kreativ. Erst Cantus Buranus, dann Tanzwut und wenig später nun Corvus Corax. Da scheint viel Organisation nötoig und Chaos vorprogramiert, oder nicht? Castus: Na ja, was in der Tat parallel lief, war die Tanzwut Produktion „Schattenreiter“ und die DVD und CD Abmischung der Cantus Buranus live in Berlin. Als wir Tanzwut dann fertig abgemischt hatten, ging es gleich an die Produktion der Venus Viva Musica. Wir begannen damit, erst einmal Material herauszusuchen, dass uns ansprach. Einige der Stücke beschäftigten uns bereits seit 13 Jahren, damals für die CD „Inter deum et Diavolum“. Wir hatten halt im Laufe der Zeit immer Ideen gesammelt und nun geschaut, passt das Stück auch wirklich zum Thema? Wir beschreiben ja auf der Platte, die musikalische Reise eines Spielmanns des 13. Jhrd. durch Europa und Asien, was eine Menge Möglichkeiten bietet. Wir haben uns von den Texten her, auf das 13. Jhrd beschränkt, was heißt, dass diese Texte zu dieser Zeit aufgeschrieben wurden, aber nicht bedeutet, dass sie nicht schon früher gespielt wurden. BA: Ich höre also ein klares Konzept hinter dem Album heraus, oder? Castus: Ja durchaus, wobei ich es eher roter Faden nennen würde. Etwa im 13. Jhrd. Gab es in Indien eine Prinzessin mit dem schönen Namen Sanyogita, und in verschiedenen Handschriften taucht auch immer ein Spielmann auf, der herumgezogen ist, auf dem Weg zu ihr. Im Kopf haben wir also, beim Komponieren, diesen Spielmann gehabt, der zu jener Prinzessin zieht und aus jedem Land das er bereist, ein Lied mitbringt für Sie. Zu ihrer Zeit soll sie übrigens die schönste Frau Europas gewesen sein, und obendrein noch die beste Tänzerin! Mit Hilfe der Songs des Albums wollen wir halt ganze Kulturen musikalisch vorstellen. BA: Nur zum Verständnis für die Leser, was genau habt ihr denn miteinander gemischt? Castus: Nun etwa haben wir eine eigentlich keltische Melodie mit japanischen Rhytmen gemischt. Japanische Kodo - Trommler treffen auf keltische Dudelsackspieler und heraus kam der Song "Bibit Aleum". Der Text von "Venus Viva Musica" ist ein Text von Petronius, der etwa zu Zeiten Neros gelebt hat, und im Mittelalter als Sauflied gesungen wurde. Verdirb den Leib, was macht das Leben lebenswert? Venus, Viva, Musica! Der Beginn des Albums allerdings ist ein Zauberspruch gegen Kopfschmerzen. Dieses Rezept fordert dazu auf, ein Papyrus mit Löwe, Löwin, Stier, Tiger, Rabe und Panther zu beschreiben. Dann dieses Papier sich zusammengerollt, schweigend an den Kopf zu binden, dann die Namen herauszuschreien und schon sei der Kopfschmerz fort. BA: Wo bitte findet man den solche merkwürdigen Empfehlungen? Castus: Du das finden wir etwa in Klosterbibliotheken oder der Staatsbibliothek in Berlin. Wenn wir mal einen Text nicht finden, dann kennen wir auch genügend Leute, die ihn uns beschaffen, Professoren oder Doktoren. Inzwischen bringen uns Leute aus ganz Europa Texte, wobei man aber auch das Internet als Fundus nicht vergessen darf. Oft verbringen wir viele Nächte im Netz oder eben in der Bibliothek. BA: Besteht nach so vielen Jahren Corvus Corax nicht die Gefahr, mit jedem Album sich abzunutzen? Castus: Das hoffen wir doch mal nicht! Bei uns selbst hat sich das Gefühl der Abnutzung jedenfalls noch nicht eingestellt. Wenn etwa Norry eine eigene Idee hat, dann spielt er einfach etwas mit K.D.A.. Corvus ist halt Corvus und hat damit einen bestimmten Stil. Stylistisch betrachtet, ist aber das neue Album auch schon wieder besser, denn wir hatten eben die verrückte Idee der Weltreise um raus zu kommen aus dem europäischen Mittelalter, das wir bislang immer fokusiert haben. Wir versuchen ja mit jeder Scheibe etwas neues zu erdenken, was dennoch im Corvus Stil daherkommt natürlich. Es gab gerade im 13. Jahrhundert einen sehr starken kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen den Kulturen, den wir auch deutlich machen wollten. Der Song "Urmawi" etwa, der wird der zweite auf der CD sein, handelt von einem Spielmann, der zu dieser Zeit Instrumentalmusik aufgeschrieben hatte aus dem arabischen Sprachraum. Den Song selber haben wir aber bereits seit 12 Jahren beim Wickel und jetzt halt endgültig vertont. Das ist das schöne, Corvus nimmt sich hier gern die Freiheit raus, Fragmente zu bearbeiten und dann komplementiert zu präsentieren. BA: Es wird ja auf der CD einen Song geben, wo ihr euch Oliver Satyr von Faun mit ins Boot geholt habt, wie kam es denn dazu? Castus: Nun mit Oliver bzw. Faun eben, haben wir schon häufiger auf Festivals zusammen gespielt. Für dieses Stück hatten wir einfach das Gefühl, dass hier eine Harfe wunderbar passen würde, womit Oliver prädistiniert war. Norry wollte ausserdem mal einen Song auf ner Platte von uns, indem es keine Dudelsäcke gibt. So entstand also dieses französische Liebeslied mit Harfe, Zysther und Laute. BA: Auch das Cover ist faszinierend, mit dem Raben spielt ihr natürlich schön auf euren Namen an, wo sind denn diese Bilder entstanden? Castus: Die Fotos mit dem Raben Loran sind in Bratislava entstanden. Wir kannten dort einen Falkner, den Anton Moravcik, der jedes Jahr auch Raben trainiert. So fuhren wir nach Bratislava und haben dort die Fotos gemacht. Für das Coverbild haben wir dann eben das Auge von Loran genommen. Mit der Platte wollten wir optisch einfach einmal den Bezug zu uns herstellen. BA: Ihr ward ja dieses Jahr mit der Cantus Buranus zum Wave - Gotik - Treffen, wie war denn dieser Auftritt für euch in der Wahrnehmung? Castus: Dieses Konzert war einfach großartig für uns! Insbesondere auf unsere Crew waren wir total stolz, denn innerhalb von einer halben Stunde war alles perfekt. Gerade die Mikrofonierung war sehr heikel, wir hinter der Bühne waren nur völlig verdutzt wie schnell dann alles ging. Dadurch entstand für uns vorher auch kein Stress und wir sind mit einem sehr guten Gefühl auf die Bühne. Ich denk, es war das beste, was man innerhalb der Agra Halle machen konnte, denn so spitzenmäßig ist dort die Akustik leider nicht. Es hat uns auf der Bühne selber einen riesigen Spass gemacht, und der Sound war hier auch völlig okay. Hinter dem Mischpult in der Halle könnte ich mir dann allerdings vorstellen, kam vielleicht Soundbrei an, den von dort wurde alles in die Halle verteilt und unsere Soundanlage hat ziemlich in der Mitte gestanden. Es war für uns schön, das Menschenmeer zu sehen, uns war nicht klar, ob es gut ankommen würde. Kann man diese Musik diesem Publikum vorsetzen? Aber nach dem Konzert standen viele Leute noch lange mit offenem Mund da und waren völlig ergriffen. Das war auch für uns ein großartiger Moment, dass erreicht zu haben. Das Wocheende war eh extremn stressig für uns, denn am Freitag hatten wir in Neuruppin einen Auftritt mit der Cantus, dann am Samstag einen mit Corvus, dann am Sonntag Tanzwut und Montag wieder Cantus. Irgendwie echt strange, aber so wollen wir es ja auch irgendwie. Jetzt folgt ja dann Kaltenberg, worauf wir uns schon sehr freuen! BA: Habt dank!
Posted on: Thu, 15 Aug 2013 08:31:39 +0000

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