Nachträglich zu Halloween eine kleine - TopicsExpress



          

Nachträglich zu Halloween eine kleine Gruselgeschichte. :-) Enjoy! Aus Dunkle Schatten Zyklus 1 Das Ritual von Adrian Schmidt Stumm und mit gesenktem Haupt schritt Alexander über den Friedhof, wie jeden Morgen zu dieser frühen Stunde, während die Sonne erst langsam dabei war aufzugehen und das Land in ihr warmes, wohliges Licht zu tauchen. Wie jeden Tag trug er seinen besten Anzug und hatte einen Strauss mit roten Rosen dabei, welche er auf dem Grab seiner verstorbenen Liebsten ablegen wollte. Während er an zahlreichen, prächtigen Gräbern vorbei kam stiegen sämtliche Erinnerungen wieder in ihm auf. Erinnerungen an den Unfall, der seiner Diana das Leben gekostet hatte. Kaum ein Jahr ist es her und dennoch kann ich nicht glauben dass sie für immer fort ist. Tränen liefen seine Wangen herab und ein leises Schluchzen entstieg ihm. Alexander kam nur aus einem Grund jeden Tag zu dieser frühen Stunde an Dianas Grab. Obwohl sie beide erst zwanzig Jahre alt gewesen waren, hatten sie sich so sehr geliebt dass sie bereits an die Gründung einer Familie gedacht hatten. An jenem Abend waren sie auf dem Weg zu einer Party gewesen und Alexander hatte geplant Diana einen Antrag zu machen. Auf der Fahrt war ihnen ein Geisterfahrer auf der Landstraße entgegen gekommen und Alexander hatte keine Möglichkeit mehr gehabt, dem Fahrzeug auszuweichen. Er selbst lag danach Wochen lang im Krankenhaus und noch immer hatte er sich nicht ganz erholt, wie deutlich zu erkennen war daran dass er das rechte Bein leicht nachzog. Mochte er auch mit dem Leben davongekommen sein es bedeutete ihm nichts, Diana war an ihren schweren, inneren Verletzungen noch auf dem Weg zum Krankenhaus verstorben. Als man es ihm gesagt hatte war die Welt für ihn zusammengebrochen, weder Freunde noch Familie hatten ihm Trost spenden können in dieser schweren Zeit. Seufzend sank er an ihrem Grab nieder, welches ein prächtiger Engel aus Marmor zierte und legte die Blumen ab. Weinend haftete sein Blick an dem Engel aus Marmor und er sah Diana wieder deutlich vor sich. Ihr sanftes Lachen hallte in seinen Ohren nieder und ihre sanften Züge erschienen vor seinem inneren Auge. Alexander schloss die Augen und streichelte im Gedanken durch ihre langen, dunklen Haare. Er blickte in ihre Augen und küsste ihre zarten, sinnlichen Lippen. „Warum musstest du sterben, mein dunkler Engel.“, flüsterte Alexander leise in der Hoffnung eine Antwort zu erhalten. „Alles in Ordnung mit dir, Bursche.“ Erschrocken fuhr Alexander auf und wischte sich peinlich berührt die Tränen aus dem Gesicht, er stand zu seiner Trauer wollte dabei aber weder gesehen noch gestört werden, weshalb er immer zum Friedhof kam wenn die meisten Menschen noch in ihren Betten lagen oder sich auf dem Weg zur Arbeit machten. Neben ihm, auf dem Weg zwischen den Gräbern, stand ein alter Mann mit schulterlangen, lockigen Haaren und einem kurz geschnittenen Bart. Obwohl sein Haar bereits ergraut war und er durch seine buschigen Brauen und dunklen Augen etwas grimmig wirkte, strahlte er eine Herz erwärmende Freundlichkeit aus, die direkt aus seinen meerblauen Augen zu leuchten schien. Alexander nickte dem alten Mann zu und versicherte ihm dass ihm nichts fehlte, wenn man von seiner Trauer um die verstorbene Liebste einmal absah. „Ich wusste nicht dass schon jemand hier ist um diese Zeit, normalerweise kommen die ersten Besucher erst gegen sieben oder acht Uhr.“ Alexander konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, die Stimme des alten Mannes klang so weise und freundlich wie er sich die eines bestimmten Zauberers aus Dianas Lieblingsbuch vorgestellt hätte. Sofort ließ er die Schultern hängen bei dem Gedanken, dieser Mann gehörte eindeutig zu den Menschen die Diana immer mit Figuren aus ihren Lieblingsbüchern identifizierte. Merkwürdigerweise hatte sie immer den Drang verspürt mit eben diesen Menschen Freundschaften zu schließen, da sie offenbar etwas in ihnen erkannte, etwas besonderes. Tatsächlich konnte er sich an keine Situation erinnern wo es Diana nicht geschafft hatte sich mit diesen Menschen anzufreunden. Da er höflich und ganz im Sinne seiner Liebsten handeln wollte reichte er dem alten Mann die Hand. „Mein Name ist Alexander, ich komme jeden Morgen so früh her um das Grab meiner Freundin zu besuchen.“ Der Mann hob eine seiner buschigen Brauen und streichelte sich über den kurzen Bart, als er kurz darauf Alexanders Hand ergriff und diese mit erstaunlich kräftigem Druck schüttelte. „Ich bin Gabriel, freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Bursche.“ „Die Meisten hier nennen mich allerdings einfach nur den Totengräber.“, fügte er mit einem freundlichen Lächeln hinzu. Alexander musterte Gabriel neugierig, mit dem weißen Hemd und der Latzhose wirkte der alte Mann tatsächlich wie ein einfacher Totengräber, allerdings muteten Gesicht und Haare ungewöhnlich gut gepflegt an für seinen Beruf. Gabriel stützte sich mit einer großen Schaufel am Boden ab und nickte in Richtung von Dianas Grab. „Wer war deine Freundin?“ Verwirrt starrte Alexander den Totengräber an, seine Neugierde erschien ihm taktlos und indiskret. Allerdings konnte er seiner freundlichen Art nicht widerstehen und erzählte ihm schließlich alles. Alexander erwähnte wie er und Diana sich bereits im Alter von 9 Jahren kennengelernt und regelmäßig zusammen gespielt hatten, als sie Kinder gewesen waren. Er erzählte Gabriel wie sie im Laufe der Zeit beste Freunde wurden und sich schließlich ineinander verliebt hatten. „Du hast dieses Mädel wirklich sehr geliebt, Bursche.“, sagte Gabriel schließlich und musterte Dianas Grab eindringlich. Er trat neben Alexander und legte ihm eine Hand auf die Schulter, wodurch Alexander tatsächlich für einen Augenblick das Gefühl hatte eine heilende, wohlige Wärme würde ihn durchströmen und den Schmerz in ihm lindern. „Versuche nicht einen Sinn in ihrem Tot zu finden, Bursche. Ich habe seid Ewigkeiten versucht die Wege des Herrn zu verstehen und bin zu der Erkenntnis gelangt, Gott ist ein Kind mit einem Glas voller Ameisen und einem Zimmer voll mit Spielzeug. Er hat keine Gründe für sein Handeln sondern macht was er will und wann er es will. Zu meinen dass sich hinter Gottes perfidem Spiel ein höherer Plan verbirgt ist absolut lächerlich und menschliches Wunschdenken.“ Alexander blickte Gabriel verwirrt und ein wenig erschrocken aufgrund seiner harten Worte an. „Sie arbeiten auf einem Friedhof und glauben nicht an Gott?“ Der Totengräber verzog eine ernste Miene und hob mahnend seinen rechten Zeigefinger in die Luft. „Natürlich glaube ich an Gott, Bursche. Ich garantiere dir sogar dass er existiert und genau deshalb hasse ich diesen Bastard inbrünstig.“ Er klopfte Alexander noch einmal auf die Schulter, „Trauere um deine Liebste aber lass nicht zu dass die Trauer dich innerlich auffrisst mein Junge. Du bist ein guter Kerl und hast noch dein ganzes Leben vor dir.“ Nach der Begegnung mit Gabriel hatte Alexander tatsächlich versucht sich von der Trauer zu lösen, hatte sich sogar vorgenommen Dianas Grab nicht mehr jeden Morgen zu besuchen. Länger als eine Woche hatte er seine guten Vorsätze allerdings nicht aufrechterhalten können. Egal was er tat, egal wie sehr er versucht hatte seine Gedanken in andere Richtungen zu lenken, die Gedanken an Diana und die gemeinsame Zeit kamen immer wieder in ihm hoch. Er sah sich mit ihr tanzen und erinnerte sich an ihre Besuche in Theatern und Museen, dachte daran wie sie sich an ihn schmiegte und er ihr durch die Haare streichelte. Nun lag er hier, noch früher als sonst obwohl der Friedhof noch nicht einmal geöffnet und der Sonnenaufgang noch weit entfernt war, es regnete in Strömen doch er wollte einfach nur bei ihr sein und wünschte sich er würde neben ihr liegen, in der kalten Erde ihres Grabes. Das leise Zwitschern der Vögel weckte Alexander und er erhob sich von der kalten, nassen Erde auf Dianas Grab. Hustend schaute er sich um, wischte sich über das verheulte Gesicht und seufzte. „Du bist ein hoffnungsloser Fall, Bursche.“ Gabriel blickte an dem völlig durchnässten Alexander herab und schüttelte den Kopf. „Wenn du so weiter machst dann kannst du dich bald neben ihr begraben lassen. Meinst du sie hätte gewollt dass du einfach aufgibst, dich hier hinlegst und stirbst?“ Unbändige Wut und Trauer stiegen in Alexander auf, er ballte seine Fäuste und schrie Gabriel aus volle Kehle, inmitten des Friedhofes an. „Was weist du denn schon, du alter Narr. Jeder Atemzug, jeder Tag meines Lebens tut weh so lange sie nicht bei mir ist....mein Leben ist so schrecklich leer und dieses Gefühl zerreißt mich innerlich...“ Mit einer Schnelligkeit die Alexander dem alten Mann nicht zugetraut hätte holte er aus und schlug Alexander seine Faust mitten ins Gesicht. Der Schlag war heftig und schmerzhaft, ließ Alexander zu Boden fallen und beinahe das Bewusstsein verlieren. Was für eine Kraft.....dieser alte Mann ist so hart wie ein Stück Eisen... Benommen wischte sich Alexander über seine blutende Nase und setzte sich behäbig auf den Boden. Gabriel blickte ihn wütend an, seine blauen Augen funkelten vor Zorn. „Dies hier ist ein Friedhof, Bursche. Ich dulde hier kein Geschrei und mir gegenüber wirst du dich niemals wieder im Ton vergreifen, denn ich verabscheue jegliche Form von Taktlosigkeit.“ Alexander umklammerte seine schmerzhaft blutende Nase und schaute zu dem alten Totengräber auf, dessen Gesichtsausdruck sich schlagartig wieder verändert hatte und so freundlich wirkte als wäre nichts geschehen. „Na los hoch mit dir, Bursche.“, lächelte Gabriel ihn an und reichte Alex seine Hand. „Tut mir leid dass ich dir wehgetan habe aber jegliche Form von Unhöflichkeit bringt mich auf die Palme.“ Gabriel legte Alexander einen Arm auf die Schulter und führte ihn zu seiner kleinen Hütte, am Rande des Friedhofes. Die Holzhütte war im Inneren genau so spärlich eingerichtet wie es von außen her den Anschein machte. Abgesehen von einem kleinen Bett, einer Herdplatte und einem Tisch mit zwei Stühlen, schien Gabriel nur seine Kleidung und seine Schaufel zu besitzen. Gabriel deutete Alexander sich auf einen der Stühle zu setzen, während er aus einer Schublade, aus dem Schränkchen neben seinem Bett einige Bandagen und Desinfektionsmittel holte. „Sieht so aus als hätte ich dir das Nasenbein gebrochen, Bursche. Ich bitte dich vielmals um Verzeihung dafür.“ Nachdem Gabriel seine Nase desinfiziert und provisorisch verbunden hatte setzte er sich zu ihm an den kleinen Holztisch. „Wenn du später wieder Zuhause bist dann kannst du den Verband abnehmen, die Wunde wird dann verheilt sein.“, sagte Gabriel und strich sich über den kurzgeschnittenen, grauen Bart. Alexander blickte den alten Mann verwirrt an, wagte es aber nicht ihm zu widersprechen. Hätte der Totengräber an Ort und Stelle behauptet ein Roboter mit menschlicher Haut zu sein, nach diesem Schlag hätte er es ihm geglaubt. „Für einen Mann in ihrem Alter haben sie eine verdammt harte Rechte, Gabriel. Seid wann werden Totengräber eigentlich in Selbstverteidigung ausgebildet?“ Gabriel lachte, ein Herz erwärmendes und freundliches Lachen, „Von Zeit zu Zeit tauchen hier unangenehme Menschen auf, Bursche. Und wenn es drauf ankommt dann ist der alte Gabriel durchaus in der Lage die Ruhe der Toten zu verteidigen.“ Nun konnte auch Alexander sich ein herzliches Lachen nicht mehr verkneifen, merkwürdigerweise schmerzte auch seine Nase kaum noch und selbst der Schmerz über den Verlust von Diana schien für den Augenblick gemildert. „Verzeihen sie mir meine Neugierde aber wie sind sie zu ihrem Beruf gekommen, Gabriel?“, innerlich hoffte Alexander dass Gabriel diese Frage nicht als unhöflich auffassen würde. Der alte Totengräber erhob sich und setzte lächelnd einen Früchtetee für sich und seinen Gast auf. Dankend nahm Alexander den heißen Tee an, der tatsächlich sehr lecker und fruchtig schmeckte. Gabriel nahm einen großen Schluck von dem heißen Getränk, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und blickte zur Decke seiner Hütte. „Wie ich zu dem Job gekommen bin willst du wissen, Bursche?“, er seufzte leicht und Alexander meinte für einen Augenblick einen Hauch von Traurigkeit im Blick des alten Mannes zu erkennen. „Nehmen wir doch einmal an du liebst deine Eltern mehr als alles andere auf dieser Welt, mein Junge. Du bewunderst sie für all die Dinge die sie geleistet....die sie erschaffen haben, niemals zweifelst du an ihnen und folgst immer dem Weg welchen sie für dich auserkoren haben. Eines Tages blickst du jedoch auf die Dinge die sie vollbracht haben und die Frage kommt dir in den Sinn. Warum vollbringt ihr so wunderbare und faszinierende Dinge, wenn sie euch danach scheinbar vollkommen egal sind und ihr sie sich selbst überlasst?“ Der Totengräber streckte sich in seinem Stuhl und zwinkerte Alexander zu, „Ach ich bin alt mein Junge, vergiss einfach was ich gesagt habe.“ Neugierig musterte Alexander den alten Mann, offenbar war Gabriel ein sehr interessanter Mensch der im Leben schon viel durchgemacht hatte. Tatsächlich fragte er sich wie genau die Differenzen zwischen ihm und seinen Eltern ausgesehen hatten, dass er sich von ihnen abgewandt hatte obwohl er sie so sehr bewundert und geliebt hatte. „Schlaf mir nicht ein, mein Junge.“, holte Gabriel ihn aus seinen Gedanken zurück. Der alte Totengräber kramte eine kleine Truhe unter seinem Bett hervor und entnahm ihr ein großes, in dunkles Leder gebundenes Buch. Mit ernster Miene legte er das Buch vor Alexander auf den Tisch. Sofort versuchte er den Titel auf dem Einband zu lesen doch dieser war in einer ihm unbekannten Sprache geschrieben worden. Eine Augenbraue hochziehend und ihn mit strengem Blick musternd schaute Gabriel Alexander in die Augen. „Wie sehr liebst du deine Diana, mein Junge?“ Alexander erwiderte Gabriels Blick eindringlich, zögerte mit der Antwort war er sich doch sicher dass der Totengräber sie doch bereits kannte. „Ich liebe sie mehr als alles auf dieser Welt, mehr als mein eigenes Leben und ohne Diana ist selbst die frische Luft beim Atem, als wäre sie giftiger Dampf in meiner Lunge.“ Gabriel nickte, „Wenn du es könntest würdest du sie von den Toten zurückholen?“ Sein weit offen stehender Mund und seine nervösen Augen zeugten von Alexanders verwirrten Gedanken, welche in diesem Moment durch seinen Kopf spukten. Wollte dieser alte Mann ihn auf den Arm nehmen? „Beantworte meine Frage, Junge. Würdest du sie von den Toten zurückholen wenn du könntest?“ Alexander nickte und Tränen liefen über seine Wangen, „Ja doch, ich würde alles dafür tun um meine Diana wieder in die Arme nehmen zu können....ALLES!“ Seufzend schloss Gabriel seine Augen und nickte, „Eigentlich sollte ich dies nicht tun aber ich habe lange keinen Schmerz mehr gespürt, der so gewaltig war wie der deine mein Junge.“ Er deutete auf das Buch und strich über den Einband, „Dies ist das Ars Mortis, ein Buch über Nekromantie und Totenmagie.“ Da Gabriel seine Worte voller Ernst ausgesprochen hatte zweifelte Alexander keine Sekunde an dem was er sagte, stattdessen musterte er das Buch voller Neugierde und hätte es am liebsten sofort ergriffen. „In diesem Buch befinden sich Anweisungen für ein mächtiges und dunkles Ritual, welches an Halloween in der Nacht des Samhain durchgeführt werden muss. Das Ritual bedarf einer starken Bindung zu der verstorbenen Person und erfordert einige Zeit an Vorbereitungen, ist man jedoch erfolgreich hat man die Möglichkeit einen geliebten, verstorbenen Menschen zurück in diese Welt zu holen.“ Heute war es endlich soweit, heute war Halloween die Nacht des Samhain und bald würde Alexander seine geliebte Diana wieder in die Arme schließen können. Drei Monate hatte Gabriel ihm bei der Vorbereitung geholfen und ihn das Ritual Schritt für Schritt gelehrt. Am letzten Vollmond vor Halloween hatte Alexander eine schwarze Katze über Dianas Grab laufen lassen, vor drei Nächten hatte er Dianas silberne Lieblingskette in der Erde auf ihrem Grab vergraben und letzte Nacht hatte er auf ihrem Grab geschlafen, bis die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erschienen waren, wobei Gabriel ihm mit wachsamen Auge geholfen hatte. Im Laufe des heutigen Tages war er das Ritual noch einmal Schritt für Schritt durchgegangen. Alles würde funktionieren wie er es sich erhofft hatte, wenn er keine Fehler begehen würde. Bald würde er Diana wieder in seine Arme nehmen können, würde sie wieder bei sich haben. Leider hatte das Ritual auch Nachteile und der Tod ließ sich nicht so leicht betrügen. Alexander würde die Pforte des Friedhofes durchschreiten und im Zwielicht landen, jener Welt in der die Geister der Verstorbenen sich befanden. Dann würde er sich beeilen müssen um Diana schnell zu finden, schaffte er es nicht würde die Pforte ins Zwielicht sich schließen und er würde ebenfalls in der Welt der Toten bleiben müssen bis ans Ende aller Tage. Doch für Alexander gab es nun keinen Weg zurück mehr, er würde Diana zurückholen und wieder mit ihr zusammen sein, dass war alles was für ihn zählte. Laut Gabriel öffnete sich die Pforte pünktlich um Mitternacht und würde sich genau um ein Uhr wieder schließen. Nervös schaute er auf sein Handy, noch eine Minute gleich würde die Pforte sich öffnen. Wie im Ars Mortis beschrieben stand er direkt vor dem Eingang des Friedhofes, die magischen Symbole hatte Gabriel genau wie im Buch beschrieben auf Alexanders Körper gemalt und er hielt eine Laterne nach oben, geschnitzt aus einem faustgroßen, jungen Kürbis. Dann war der Moment gekommen, es war Punkt Mitternacht. Die orange Flamme seiner Kürbislaterne leuchtete auf einmal viel stärker und nahm eine geisterhafte, bläuliche Farbe an. „Ich beschwöre euch bei der Nacht des Samhain, erlaubt mir einzutreten.“ Die Welt um Alexander schien sich zu verschieben und für einen Moment raubte ihm eine stechende, alle Knochen durchdringende Kälte sämtliche Sinne. Alexander öffnete die Augen und blickte sich um. Er befand sich direkt im Eingangsbereich des Friedhofes, hinter ihm das offenstehende Gittertor, aus dem ein bläuliches Leuchten in die Welt des Zwielichts schien. Alles um ihn herum sah aus wie in der normalen Welt, er erkannte jede Einzelheit des Friedhofes wieder, dennoch herrschte im Zwielicht eine permanente Dunkelheit und einige Schatten wirkten verschwommen, verschoben sich auf groteske Art und Weise. Unheimliche Nebelschwaden tanzten auf den Wegen, zwischen den Gräbern und trugen in sich ein giftiges, grünes Leuchten. Obwohl er einen langen, dicken Mantel trug drang ihm die Kälte durch Mark und Bein, versuchte jeglichen Lebenswillen aus ihn herauszusaugen. Alexander schloss die Augen und atmete tief ein, so kurz vor seinem Ziel würde er nicht aufgeben, für ihn gab es jetzt kein Zurück mehr. Schützend hielt er seine Kürbislaterne hoch, welche ihm ein wenig Licht spendete und betrat den Weg der zwischen die Gräber hindurch führte, sich direkt auf sein Ziel zu bewegend. Sich zu innerer Ruhe ermahnend schritt er den Weg entlang, wie im Buch beschrieben blickte er sich nicht um, sondern schaute immer nur geradeaus. Langsam und ohne Hektik bahnte er sich seinen Weg durch den Nebel und an den Gräbern entlang, als er auf halbem Wege an etwas hängen blieb. Offenbar hatte sich ein Ast in seinem Mantel verfangen, spürbar wurde Alexander nun etwas nervöser, hielt sich jedoch an die Anweisungen im Ars Mortis und blickte immer geradeaus. Er packte den dünnen Ast und versuchte sich davon zu befreien, zu seinem Entsetzen ….packte der Ast jedoch fester zu, verstärkte seinen Griff um den Ärmel des Mantels. Alexanders Bewegungen wurden ruckartiger und kräftiger, trotz aller Anstrengung gelang es ihm jedoch nicht den Mantel von dem Ast...oder viel mehr dem Griff zu befreien. Ein widerwärtiges, schmatzendes Stöhnen drang an seine Ohren und mit einem klauenartigen Griff versuchte irgendetwas ihn zu sich herab zu ziehen. Entsetzt schaute er zur Seite und blickte in das ausgemergelte, von Verwesung gezeichnete Gesicht eines korpulenten Mannes. Voll Abscheu wollte Alexander sich abwenden doch der Griff der skelettierten Hand war zu kräftig. Der dickliche Leichnam blickte ihn aus leeren Augenhöhlen an und stöhnte, schleimiger Geifer tropfte an seinem Kinn herab. Alexander geriet in Panik und zerrte immer fester an seinem Mantel doch der Tote lockerte seinen Griff nicht. Alexander wusste genau, wenn er es jetzt nicht schaffen würde sich zu befreien, würde der Tote ihn auf ewig hier gefangen halten und sich an seiner Seele laben oder noch schlimmer ihn gar als Anker in die Welt der Lebenden benutzen. Alexander atmete tief ein, wobei er sich aufgrund des Verwesungsgeruches beinahe übergeben musste. Er holte mit seinem rechten Bein aus und trat zu, erwischte den Leichnam mit seinem Fuß genau an der Schädeldecke und der modrige, angefaulte Schädel gab nach. Der Tote sackte regungslos in sich zusammen als sein Schädel zerschmettert wurde und die schwarzen, schleimigen Reste seines Hirns sich auf Alexanders braune Stiefel verteilten. Da er wie im Ritual beschrieben seid 48 Stunden nichts gegessen hatte sank Alexander auf seine Knie und stieß ein trockenes Würgen aus. Angewidert blickte er auf den nun regungslosen, aufgedunsenen Leichnam. Er schüttelte den Kopf, so ein Fehler durfte ihm nicht noch einmal passieren. Etwas schneller aber vorsichtiger als zuvor setzte er seinen Weg fort, darauf achtend nicht zu nahe an den Rand der Gräber zu kommen. Schließlich erreichte er sein Ziel, die letzten Nebelschleier vor ihm verschwanden und gaben den Engel aus weißem Marmor frei, welcher Dianas Grab zierte. Mit schnellen Schritten trat er an das Grab heran und erblickte seine Liebste. Diana sah aus wie an dem Tag als er sich von ihr verabschiedet hatte und sie der Erde übergeben worden war. Sie trug ein weißes Totenkleid mit langen Ärmeln und ihre schwarzen, langen Haare hingen in glatten Strähnen herab. Ihr Teint war bleich und dunkle Adern durchzogen sanft ihre Haut, verliehen ihren ohnehin schon zarten Zügen etwas magisches. Tränen kullerten aus Alexanders Augen und er sank auf seine Knie, vor ihm saß seine Diana in hohem, grünen Gras und spielte mit zwei kleinen, schwarzen Kätzchen. Eines zerrte am Saum ihres weißen Kleides, während das Andere mit der Pfote nach ihrer Nase griff, als sie es in den Arm nahm. Alexander war wie hypnotisiert von dieser Szene und musste sich zur Eile mahnen, wenn er seine Liebste mit sich nehmen wollte. „Diana...ich bin es, Alexander. Bitte du musst mit mir mitkommen.“ Die schöne Tote erschreckte und ließ das Kätzchen fallen, welches sich aufgewühlt unter ihrem Kleid versteckte. Sie musterte ihn nachdenklich und ungläubig zu gleich, versuchte offenbar Alexander irgendwie einzuordnen. Diana legte den Kopf leicht schief und ein kaltes, emotionsloses Lächeln spiegelte sich auf ihrem Gesicht nieder. „Alexander....? Wo warst du so lange?“ Ihre Augen leuchteten wie wunderschöner Bernstein und sie trat an den Rand ihres Grabes, reichte ihm ihre Hand. „Komm mein Alex, lass uns zusammen mit den Kätzchen spielen.“, sagte sie verspielt und kicherte als eines der Kätzchen spielerisch in ihren Zeh biss. Beinahe hätte Alexander ihrem Ruf nachgegeben, welcher so verführerisch wie der Gesang einer Sirene auf ihn wirkte, doch im letzten Moment zögerte er und zog seine Hand zurück. So lange sie eine Tote und im Zwielicht gefangen war, musste er auch gegenüber seiner Liebsten vorsichtig sein. Die Toten hassten die Lebenden und sehnten sich danach sie zu quälen und sich an ihrer Wärme zu laben. Er schüttelte den Kopf, „Nein meine Liebste, du musst mit mir kommen.“ Alexander hielt seiner Liebsten die Kürbislaterne an den Rand des Grabes. „Greife nach der Laterne und halte dich daran fest, Diana.“ Sie blickte ihn verängstigt an, streckte flehend ihre Hand nach ihm aus, „Magst du deine Diana etwa...nicht...mehr?“ Seufzend wischte Alexander seine Tränen fort. „Ich liebe dich noch genau so sehr, wie ich dich immer geliebt habe, Blume meines Herzens. Jeden Tag war ich bei dir und habe um dich getrauert und nun musst du mir bitte vertrauen, meine Liebste...bitte.“ Diana blickte ihn an und auch sie wischte sich unsichtbare Tränen fort. Nickend ergriff sie die Kürbislaterne und hielt sich an ihr fest. Alexander lächelte und streichelte ihr vorsichtig übers Haar, schreckte jedoch sofort zurück als er bemerkte wie kalt Dianas Körper war. Inständig hoffte er diese kleine Berührung würde nicht gegen das Ritual verstoßen. „Diana höre mir zu, du musst mir folgend und darfst die Laterne nicht los lassen, egal was passiert.“ Sie lächelte und umklammerte die Laterne fester. Eilig und schnellen Schrittes begab sich Alexander mit seiner Liebsten zurück durch die Nebelschwaden in Richtung des großen Gittertors, welches sie Beide zurück in die Welt der Lebenden bringen würde. Alexander schaute auf sein Handy, sie hatten noch zwanzig Minuten Zeit, würden es also auf jeden Fall schaffen. Vor ihnen und hinter dem Nebel war nun deutlich der Ausgang zu sehen, er legte den Arm um seine Liebste, welche so kalt war wie Eiswasser und schritt mit ihr durch das Tor. Langsam erlange Alexander seine Orientierung zurück und war wieder in der Lage seine Umgebung wahrzunehmen. Zwar war es immer noch dunkelste Nacht aber sie hatten es geschafft, sie waren gemeinsam in die Welt der Lebenden zurückgekehrt und saßen im Gras, auf der anderen Seite des Tores. Zwar war Dianas Körper immer noch sehr kalt und sie hatte kein Wort gesagt aber dies schrieb Alexander dem Schock zu, welcher laut dem Buch durchaus vorkommen konnte. Beschützend legte er den Arm um seine schöne Geliebte und küsste ihre Stirn, versuchte sie mit seinem Körper zu wärmen. „Endlich habe ich dich wieder, meine Diana. Nun werden wir für immer zusammen bleiben.“, schluchzend flüsterte er in ihr Ohr und war weiterhin bemüht die Kälte aus ihrem Körper zu vertreiben. Nun endlich reagierte sie auf ihn und schaute ihm ins Gesicht, blickte ihrem Alexander tief in die Augen und streichelte über sein Gesicht. „Wenn ich dich ansehe mein Alex, sehe ich nicht meinen Liebsten. Ich sehe Leben. Wenn ich dich berühre dann fühle ich Wärme, ich fühle Leben....und ich will mich daran laben...“ Ruckartig und mit unglaublicher Kraft zog sie ihn zu sich herab, stieß ihre ungewöhnlich langen Eckzähne in seine Halsschlagader und trank. In gierigen, schmatzenden Zügen trank sie das Blut des Mannes den sie zu Lebzeiten geliebt hatte, während langsam alles Leben aus Alexanders Körper wich und er leblos zusammenbrach. ENDE
Posted on: Sat, 02 Nov 2013 18:17:15 +0000

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