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!PALESTINA! MInisterpräsident bereist Israel Kretschmann als Diplomat in Palästina ---------------------------- Es ist schon ein spezielles Erlebnis, Ende Juni ein Weihnachtslied anzustimmen, zumal bei Außentemperaturen jenseits von 30 Grad Celsius. Aber in der Geburtskirche von Bethlehem kann man das schon mal machen: „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen, die erste Strophe ­wenigstens, in der Tiefe der Hieronymus-Grotte unweit der Stelle, von der gesagt wird, dass dort Maria ihren Sohn Jesus geboren habe. Winfried Kretschmann und seine Frau Gerlinde fallen folgsam ein, als der Franziskaner Petrus Schüler die Stimme erhebt. Auch die Botschaft der Engel an die Hirten aus dem Lukasevangelium wird verlesen: „Frieden auf Erden, den Menschen seiner Gnade.“ Statt in den Mercedes steigt der MP in einen Geländewagen Einen Tag seines Israelbesuchs hat dergrüne Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann für einen Abstecher in die Westbank reserviert, ins Palästinenserland. Schon morgens beim Start in Jerusalem wird deutlich, dass der Tag ein besonderer sein wird. Statt in die schwarze Mercedes-Limousine steigt der Stuttgarter Regierungschef in einen Geländewagen. Über den Kontrollpunkt Al-Jeeb geht die Fahrt nach Ramallah, den Amtssitz des Ministerpräsidenten der Autonomiebehörde. Rami Hamdallah, der Professor aus Nablus, ist zwar nach nur zweiwöchiger Amtszeit schon wieder zurückgetreten, führt aber noch die Geschäfte, bis Präsident Mahmud Abbas einen Nachfolger bestimmt hat. Es ist ein spannender Tag für die Palästinenser – weniger wegen der Kretschmann-Visite, vielmehr hat US-Außenminister John Kerry seine Pendeldiplomatie wieder aufgenommen. Der Amerikaner will Israels Premier Benjamin Netanjahu treffen, tags darauf dann Palästinenserpräsident Abbas. Die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtet unter Berufung auf einen Likud-Minister, Netanjahu sei bereit, 90 Prozent des Westjordanlands aufzugeben, stelle dafür aber Bedingungen. Ein künftiger palästinensischer Staat solle entmilitarisiert werden, entlang des Jordans besteht Netanjahu auf die Präsenz der israelischen Armee. Kretschmann bleibt nur ein Beobachterstatus Winfried Kretschmann bleibt in diesen Fragen nur der Beobachterstatus, allenfalls eine Nebenrolle. Dem Palästinenserpremier Hamdallah wie auch kurz darauf dem PLO-Generalsekretär Yaser Abed Rabbo sichert er – weil er als Bundesratspräsident reist, kann er sich zur großen Politik offiziell äußern – die deutsche Unterstützung für die Zweistaatenlösung vor, die das Existenzrecht Israels ebenso einschließt wie einen überlebensfähigen Palästinenserstaat. Letzteres ist leichter gesagt als getan, die Palästinenser klagen sehr über die wirtschaftlichen Beschränkungen, die aus der Besatzung resultieren. Jeder Vertrag mit den Israeli, der nicht auf Rückgabe der besetzten Gebiete im Westjordanland basiere, werde keine Gültigkeit haben, sagt der Vertreter einer der palästinensischen Menschenrechtsorganisationen, mit denen sich Kretschmann ebenfalls trifft. Es sei „überwältigend für einen Christen, die Geburtsstätte Jesu zu besuchen“, sagt Kretschmann, nachdem er wieder von der Krippe unter der Kirche ans Tageslicht gestiegen ist und den pittoresken Strohhut aufgesetzt hat, der ihn vor der Sonne schützen soll. Die Geburtskirche entfaltet keine überwältigende Pracht. Das Jesuskind in der Krippe, dargestellt auf unzähligen Weihnachtsmotiven, enthält auch eine soziale, ja politische Theologie, weckt doch die Erzählung der Geburt des Gottessohnes von jeher in den Menschen den Verdacht, dass Gott mit den Armen und Schwachen ist, nicht mit den Reichen und Mächtigen. Der Pastor der Weihnachtskirche nennt sich einen Schwaben Auf den Ministerpräsidenten wartet schon Mitri Raheb, der energiegeladene Gründer des Internationalen Begegnungszentrums Bethlehem. 1962 in Bethlehem geboren, studierte Raheb unter anderem in Marburg evangelische Theologie. Er ist Pastor an der Weihnachtskirche in Bethlehem, deren Bau im Stil des deutschen Historismus 1886 von dem deutschen Theologen Ludwig Schneller initiiert worden war. Rahebs Bildungseinrichtung „Dar Al-Kalima“ erfährt über einen Förderverein auch Unterstützung aus Baden-Württemberg. Raheb pflegt vielfältige Kontakte in den deutschen Südwesten, kokett nennt er sich einen „palästinensischen Schwaben“. Jedoch wird er kritisiert, den Israeli eine Apartheidpolitik vorzuwerfen. Er hält dagegen: Sein Ziel sei eine zivile Gesellschaft. In Palästina aber gebe es einen Überschuss an Politik. Und nicht nur das. „Wir haben auch zu viel Religion, so viel, dass sogar Gott sagt: Ich brauche eine Pause.“ Israel hält er vor, mit dem Mauerbau die besetzten Gebieten in die Hoffnungslosigkeit zu treiben. Im Norden und Westen sei die Mauer bereits an Bethlehem herangerückt, im Süden werde auch bald gebaut. Die Zweistaatenlösung sieht Raheb mit Skepsis. Die vielen israelischen Siedlungen haben das Westjordanland in einen bunten Flickenteppich verwandelt, aus dem kaum mehr ein geschlossener Palästinenserstaat gebildet werden kann. Raheb sagt es so: „Die Westbank sieht zunehmend aus wie ein Stück Emmentaler Käse, nur dass die Israeli den Käse bekommen und die Palästinenser die Löcher.“ Israel treibe mit dem Mauerbau die Menschen in die Hoffnungslosigkeit. Kretschmann entgegnet begütigend, seine Erfahrungen in Deutschland zeigten: „Der Vorteil von Mauern ist: die fallen irgendwann weg.“ (Quelle stuttgarter)
Posted on: Fri, 28 Jun 2013 21:56:57 +0000

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