Regensburger Spektakel (7) 1.07.2013 100 Geschichtchen um - TopicsExpress



          

Regensburger Spektakel (7) 1.07.2013 100 Geschichtchen um Regensburger Geschichte Wo fand das statt? Am Römling 1 und Ägidiengang Der Aueraufstand und Verrat an der Stadtmauer 1334 Wir sind im Spätmittelalter unserer blühenden Handelsstadt und Wirtschaftsmetropole nördlich der Alpen. Die großen Handelswege vereinigen sich hier am Donauknie, die festungsartige trutzige Ummauerungen mit den hohen steinernen Türmen, über 60 an der Zahl, winken imposant und zugleich einladend in die schützende Stadt. Die Freie Reichstadt garantiert mehr Ordnung und Recht als anderer Orte dieser Zeit, sie ist proporzmäßig geteilt in drei Einflussbereiche: Kaiser-König, Klerus und Patriziertum. Diese Gesellschaftsschicht der Patrizier hat seit 200 Jahren das Sagen und wird es noch darüber hinaus haben. Aber eine vierte Gruppe, die Bürger und Zünfte wollten nun ihre Rechte mit im Rat der Stadt vertreten. Daraus ergaben sich Spannungsfelder, in denen dann mitunter recht geschickt die Posten und Pöstchen verteilt wurden. In dieser Zeit spielten besonders die Handelsherren aus dem Auer-Patrizionat eine maßgebliche Rolle. Führungsfunktionen in der Stadt dürften zunächst die seit ungefähr 970 nachweisbaren Burggrafen gehabt haben. Nach 1200 erscheint der Schultheiß in bevorzugter Position. Seit 1243 ist erstmals ein Bürgermeister an der Spitze der Stadtgemeinde belegt. Die ersten Inhaber dieses Amtes waren oft bischöfliche Ministeriale, seit 1334 durften nur auswärtige Adelige gewählt werden. Letztere Bestimmung, die eine Parallele in der italienischen Podesta-Verfassung besitzt, bezweckte eine größere Unparteilichkeit durch einen nichteinheimischen Bürgermeister zu erreichen. Gemäß dem Privileg von 1245 erfolgte die „freie" Wahl nicht durch den Rat allein, sondern durch eine zahlenmäßig grö¬ßere Vertretung der Bürgerschaft. Nach Beschluss von Bürgermeister, Rat und Stadtge¬meinde von 1287 sollte dieses Amt einem jährlich stattfindenden Wechsel unterliegen. Aufgaben des Bürgermeisters waren, für Ruhe und Sicherheit zu sorgen, die Stadt zu vertreten und die militärische Führung wahrzunehmen. Versammlungen der gesamten Bürgerschaft, auch Burgding genannt, fanden in Regensburg im Mittelalter ständig statt. Dieses alljährliche Burgding setzte die „echten Dinge" der Gerichtsgemeinde fort. Auf den Zusammenkünften der gesamten Bürger wurde der Bürgermeister gewählt, der Stadtfrieden oder sonstige wichtige Satzun¬gen beschworen und der Treueschwur dem Rat geleistet. Besonders charakteristisch für Regensburger Versammlungen war die Vielzahl der dort erlassenen Eidsatzungen bzw. Friedbriefe. Schon aus dem Privileg König Philipps von 1207 lässt sich der dabei geschworene „Friedenseid" erschließen. Wenn diese Beobachtung stimmt, fand im 13. und 14. Jh. eine Vergrößerung der bürgerlichen Schicht statt. Hatte sie sich 1281 vor allem aus den Be¬rufsgruppen der Fernhändler, Ritter und Münzer zusammengesetzt, so erhielten im 14. Jh. Handwerker häufiger das Bürgerrecht. Am Ende der reichsstädtischen Zeit belief sich die Zahl der freien Bürger kaum auf 1 200. Verfassungsrechtlich brachte die Auerherrschaft eine Verbesserung der Position des Handwerks. Eine Eidgenossenschaft der Auer mit den Zünften geschlossen, sollte dieser Patrizierfamilie die entsprechende Unterstützung bei ihren Herrschaftsansprüchen sichern. Umgekehrt wurden dafür die Handwerker zur Wahl des Bürgermeisters und seit 1333 zur Prüfung der Stadtrechnung zugelassen. In Eidbriefen erscheinen die Zünfte seit 1334 als Bestandteil der Gemeinde, seit Ende des 14. Jh. waren die Innungen dem Hansgrafenamt unterstellt. Die Organisation der Zünfte ist in Regensburg im Spätmittelalter uneinheitlich. Ihre Zahl schwankt ebenso wie die Zahl ihrer Vorsteher. Vom Rat oder vom Hansgrafenamt erlassene Handwerksordnungen regelten das Leben innerhalb der Zunft. Die Regensburger Bäckergesellenordnung von 1351 gilt als die erste in Deutschland. Auffallend ist ferner, dass Innungen und Bruderschaften hier nicht zusammenfielen. Die Wolfgangsbruderschaft als Regensburger Gesamtbruderschaft war beruflich nicht aufgegliedert. Wesentlich für die Verfassung der Stadt ist auch die Herrschaftsform des Patriziats. Nun, 1326 heiratet Friedrich von Auer, ein Regensburger Patrizier seine Agnes, eine Tochter der Grafen Reimar IV. von Brennberg. Er wurde aus Regensburg wegen seiner rüden Auftritte vertrieben. So ging er z.B. in Begleitung von 40 Dienstmannen zum Gottesdienst in den Dom. Friedrich von Auer wurde nun als Brennberger Schwieigersohn zum Wohltäter für das Kloster Frauenzell und begründete die Linie der Auer zu Au auf Brennberg. Der Umsturzversuch der Auer ging gründlich schief, die Konkurrenz im Rat, aber nicht nur diese, roch den braten rechtzeitig, und alles flog auf. War der Umsturz nun schlecht vorbereitet, oder mit zu wenig Lobby versehen, jedenfalls wollten die restlichen Obrigkeiten nicht mehr mit den Zünften teilen, als sie ehedem schon mußten. Ganz so wie heute: wer mal am Suppentopf sitzt, will möglichst keine zusätzlichen Mitlöffler. Im Jahre 1334 wurden die Patrizierfamilien Auer und Gumprecht aus Regensburg vertrieben, als sie versuchten, sich ihr Despotenregime zu verlängern. Beide Familien besetzten daher mehrere Burgen rings um Regensburg und übten mit Handelblockaden und hohen Wegezöllen Druck auf die Stadt aus. Als König Ludwig der Bayer mit der freien Reichsstadt in Konflikt kam, boten sich gleich die Auer als seine Verbündeten an. König Ludwig wollte dafür Gegenleistungen, die im angeblich zugesagt wurden. Natürlich war Regensburg mit seinen mächtigen mehrfachen Mauerngürtel uneinnehmbar. Der König und die Auer belagerten daher die Stadt, und die Auer konnten noch auf Verbündete in der Stadt zählen. Diese ließen heimlich einen unterirdischen Gang vom Ägidiengang aus zur dortigen westlichen Stadtmauer graben. Durch diesen sollten dann die Belagerer in die Stadt eindringen. Der Gang war fast fertig, da wurde er von einem aufmerksamen Stadtwächter entdeckt. Zwei der dort gerade Grabenden wurden sofort ergriffen und gut sichtbar an den Zinnen der Wachtürme aufgehängt. König Ludwig und seine Verbündeten Auer brachen daraufhin die Belagerung der Stadt ab, und in der Stadt selbst sucht man nach den Hintermännern des Verrats. Kamann Fumolt hatte die Stadt fluchtartig verlassen, er kam aber wieder zurück, weil die Ratsherren ihn glauben ließen er können sein Vergehen mit einer Geldsumme abbezahlen. Welch ein Irrtum, er wurde verurteilt zum Tode durch Erwürgen. Ein weiterer Hintermann, der Kaufmann Graner, wurde ebenfalls geschnappt, aber dann begnadigt. Und letztlich der 3.Verräter, Kaufmann Eglmaier, floh aus der Stadt und war so klug sich dort nie mehr blocken zu lassen. Der Kampf um die Stadtherrschaft in Regensburg im späten Mittelalter war also mehr als ein Kampf um Zugeständnisse des Adels an die Zünfte, es war mehr ein willkommener Spielball im Macht- und Herrschaftsanspruch von Kaiser-König, Klerus und Handel im Allgemeinen. In den gegen Ende des 13. Jahrhunderts einsetzenden innerstädtischen Auseinandersetzungen erreichte der Kampf um die Stadtherrschaft in der "Freien Stadt" Regensburg unter Ludwig dem Bayern (1283-1347) seinen Höhepunkt. Als bayerischer Herzog, deutscher König und römischer Kaiser beanspruchte Ludwig in Regensburg traditionelle Rechtspositionen und begann die von wittelsbacherischem Umland umgebene Stadt wirtschaftlich abzuschnüren. Bei seinem Griff nach der Stadtherrschaft nahm er Partei für das Regensburger Patrizier-Geschlecht der Auer, das ähnlich wie die Medici in Florenz unter kaiserlichem Schutz ein dauerhaftes Stadtregiment errichten wollte. Auch wenn sich nach der Vertreibung der Auer im Jahr 1334 das Verhältnis zu Ludwig dem Bayern entspannte und dieser die Stadt mit zahlreichen Privilegien ausstattete, waren die innerstädtischen Machtkämpfe mit Sicherheit eine der Ursachen des nicht mehr aufzuhaltenden wirtschaftlichen Niedergangs der Reichsstadt Regensburg. Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt diese Führungsschicht im Rat ihren Wirkungskreis. Zunächst waren noch in diesem Gremium die Ministerialen stärker vertreten. Durch Einheirat und durch im Fernhandel erworbenen Reichtum gelang meist der Aufstieg zum Patriziat. Manchmal fanden auch Sonderberufe eine Aufnahme im Rat. So sind beispielsweise ein Apotheker und ein Goldschmied zeitweise Ratsmitglied. Die Entwicklung im 14. Jahrhundert führte zu einer noch stärkeren Durchdringung des Rates mit Fernkaufleuten. Unterbrochen wurde diese Entwicklung nur von dem kurzen Zwischenspiel des Aueraufstandes. Trotz Beteiligung der Zünfte an dieser Revolte erhielten die Handwerker keine Ratsmitgliedschaft. Das Regensburger Patriziat des 15. Jahrhunderts war nicht mehr so bedeutsam und so stark vom Fernhandel geprägt wie jenes der vorhergehenden Zeit.
Posted on: Mon, 01 Jul 2013 06:50:58 +0000

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