Vielleicht denken Sie, dass es Ihnen nicht unbedingt weiterhilft, - TopicsExpress



          

Vielleicht denken Sie, dass es Ihnen nicht unbedingt weiterhilft, die Stadien einer Demenz zu kennen. Aber es ist für Sie als pflegender Angehöriger sogar sehr wichtig, einschätzen zu können, in welchem Stadium sich Ihr Angehöriger befindet. Denn nur so können Sie auf seine jeweiligen Bedürfnisse eingehen und ihm eine optimale Betreuung bieten. Mehr Informationen zum Thema "Stadien der Demenz" finden Sie in "Leben lernen mit Demenz" . Wissen hilft Ihnen, zu verstehen und richtig zu handeln Vielleicht erscheint Ihnen Ihr Angehöriger zunehmend als undankbar oder gar herrisch. Das liegt daran, dass Sie sein Verhalten, seine Reaktionen und seinen Rückzug weder einordnen noch verstehen können. Ihr Angehöriger findet sich in Ihrer (normalen) Welt nicht mehr zurecht. Und Sie können sich in seine Welt nur sehr schwer hineinversetzen. Seien Sie sich bewusst: In den seltensten Fällen ist das Verhalten eines Demenzerkrankten gezielt verletzend. Wir Gesunden müssen uns vorstellen, dass der Erkrankte vor allem in den frühen Phasen der Demenz merkt, dass seine (geistige) Leistungsfähigkeit nachlässt. Das macht ihm selbst ganz sicher furchtbare Angst. Gleichzeitig möchte er diese Defizite, wie z. B. vieles zu vergessen, kaschieren, um nicht für verrückt gehalten zu werden. Diese innere Anspannung ist sehr anstrengend und nervenaufreibend. Je nach Typ zieht sich der Erkrankte eher zurück oder wird schnell ungehalten. Seien Sie Ihrem Angehörigen gegenüber verständnisvoll. Wenn es möglich ist, versuchen Sie, mit ihm über die Krankheit und seine Ängste zu sprechen. In späteren Phasen der Demenz kann Ihr Angehöriger sein Verhalten und seinen Ausdruck nicht mehr selbst steuern. Die Krankheit übernimmt sozusagen die Steuerung des Verhaltens. Deshalb spricht man in späten Phasen der Erkrankung auch vom „versunkenen Ich“. Im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz kann man oft erleben, dass Pflegende sich von ihren demenzerkrankten Angehörigen „missachtet“ oder ignoriert fühlen. Zumeist ist diese scheinbare Missachtung aber gar nicht Ausdruck der Stimmung des Erkrankten. Es handelt sich vielmehr um ein Symptom der Erkrankung. Denn die Demenz bedeutet, dass Ihr Angehöriger in jedem weiteren Stadium die Fähigkeit verliert, seine Gefühle zu kontrollieren und gezielt auszudrücken. Sie brauchen Akzeptanz und Großmut Von Ihnen als pflegendem Angehörigen wird in jeder Phase der Krankheit erwartet, mit dieser Situation umzugehen. Das allein ist schon eine große Herausforderung. Dabei müssen Sie die Persönlichkeitsveränderungen Ihres Angehörigen auch selbst gefühlsmäßig verarbeiten. Wenn Sie das Fortschreiten der Erkrankung Ihres Angehörigen nachvollziehen können, wird es Ihnen leichter fallen, sein Verhalten zu akzeptieren. Denn Ihr Angehöriger kann sich nicht mehr anpassen und auf Ihre Bedürfnisse eingehen. Die 7 Stadien der Demenz nach Reisberg: Verlaufsbeschreibung und Einschätzungsinstrument gleichzeitig Es gibt verschiedene Einteilungen der unterschiedlichen Stadien einer Demenz. Dabei werden in der Regel vier bis siebem Stadien beschrieben. Je mehr Stadien beschrieben werden, desto differenzierter ist die Einschätzung. Ich möchte Ihnen deshalb nachfolgend die „Global Deterioration Scale (GDS)“ des Schweizers B. Reisberg vorstellen. Reisberg geht davon aus, dass sich die bis ins Erwachsenenalter erlernten Fähigkeiten bei einer Demenz in der gleichen Reihenfolge zurückbilden, wie sie erlernt wurden. Dies bezeichnet er quasi als „Rückkehr in die Kindheit“. Die einzelnen Stufen dieser Rückentwicklung hat er in seiner „Global Deterioration Scale (GDS)“ zusammengefasst. Weil diese Skala mehr Stufen als die üblichen Demenz-Verlaufsbeschreibungen hat, eignet sie sich auch gut zur Einschätzung. Mit ihr können Sie den Stand, eine Verschlimmerung oder Verbesserung der Demenz Ihres Angehörigen erkennen. Menschen mit Demenz bleiben immer Erwachsene Viele Menschen sagen, dass Demenzkranke wieder zu kleinen Kindern würden. Das entspricht nicht der Realität. Demenzkranke verlieren zwar viele Erinnerungen und verlernen zahlreiche Fähigkeiten, aber sie bleiben im Kern Erwachsene mit gelebten Erfahrungen. Sie sollten Ihren Angehörigen deshalb trotz seiner Erkrankung weiterhin als Erwachsenen respektieren. Allerdings kann Ihr demenzerkrankter Angehöriger irgendwann selbst keine sozialen Bindungen mehr aufrechterhalten. Und er hat ein zunehmendes Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit. Die 7 Stadien der Demenz der "Global Deterioration Scale (GDS)" nach Reisberg Stadium der Demenz Auswirkung auf Sie und Ihre Beziehung GDS-Stadium 1 (Gesundheit, keine Demenz) Es sind keine Symptome vorhanden, lediglich das normale Altern schreitet fort. Der Umgang mit Ihrem Angehörigen ist so, wie Sie es gewohnt sind. GDS-Stadium 2 (Altersvergesslichkeit) Ihr Angehöriger leidet an einer zunehmenden, aber „normalen“ Altersvergesslichkeit. Evtl. klagt er über das Verlegen von Gegenständen oder Vergessen von Namen. Die Gedächtnisstörungen sind nicht auffällig. Während Ihr Angehöriger Veränderungen bemerkt, fällt Ihnen noch nicht so viel auf. Insgesamt verhält sich Ihr Angehöriger aber überwiegend wie immer. Es kann sein, dass Sie jetzt zunehmend feststellen, dass Ihr Bild, das Sie sich von Ihrem Angehörigen gemacht haben, nicht mehr der Realität entspricht. In diesem Stadium kann es auch häufiger zu Streit mit Ihrem Angehörigen kommen. Er kann an ihn gestellte Anforderungen nicht mehr erfüllen, und Sie wollen nicht wahrhaben, dass er es krankheitsbedingt nicht mehr kann. GDS-Stadium 3 (leichte Demenz) Ihr Angehöriger kann komplexe Aufgaben nicht mehr lösen. Er findet sich an fremden Orten schlechter zurecht. Er kann Wortfindungsstörungen haben und Probleme, sich an Namen von Bekannten zu erinnern. Gelesene Texte, z. B. Zeitungsartikel, kann er sich schlechter merken. Er verlegt auch häufiger Sachen, z. B. Scheckkarte oder Portemonnaie, die dann unauffindbar sind. Sie bemerken die geistigen Einbußen jetzt deutlich. Jetzt versucht Ihr Angehöriger aber, diese zu vertuschen, und verleugnet sie. In diesem Stadium erlebt Ihr Angehöriger seine Krankheit als besonders beängstigend, weil er genau miterlebt, dass eine Veränderung mit ihm vorgeht. In diesem Stadium können Ängste und Depressionen auftreten. Ihr Angehöriger ist zunehmend auf (Ihre) Hilfe angewiesen. Es erfordert zunehmend mehr Zeit von Ihnen, sich um ihn zu kümmern. Sie müssen Ihre eigene Lebensplanung überdenken und evtl. Abschied von eigenen Zielen nehmen. Zusätzlich verlieren Sie aber sehr wahrscheinlich auch einen wichtigen „Ratgeber“ in Ihrem Leben. GDS-Stadium 4 (leichte bis mittelschwere Demenz) Ihr Angehöriger leidet jetzt unter deutlichen Einbußen: Er benötigt bei komplexen Aufgaben des täglichen Lebens, z. B. Umgang mit Geld, Haushaltsführung, Ihre Hilfe. Er vergisst aktuelle und kurz zurückliegende Ereignisse, kann sich an fremden Orten nicht orientieren. Dabei verleugnet er seine Defizite massiv. Er vermeidet möglichst alle Situationen, die Anforderungen an ihn stellen. Jetzt ist ein ständiger Kontakt zu Ihrem Angehörigen erforderlich. Er geht einen Schritt zurück aus seiner Selbstständigkeit. Sie müssen seine Finanzen überwachen, weil er nicht mehr rechnen kann. Evtl. werden hier nochmals alte Konflikte reaktiviert, z. B.: „Ich lass mir doch von Dir nicht sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe.“ GDS-Stadium 5 (mittelschwere Demenz) Ihr Angehöriger benötigt Hilfe bei der Wahl seiner Kleidung, der Essenszubereitung, seiner Entscheidung zum Baden usw. Er kann sich zwar noch mit Anleitung ankleiden, benötigt aber Hilfestellung bei der korrekten Abfolge oder der Kleiderauswahl. Viele Aktivitäten des täglichen Lebens kann er nicht mehr ohne Hilfe ausführen. Er vergisst alltägliches Wissen wie z. B. Adresse, Telefonnummer. Seine zeitliche und örtliche Orientierung hat er fast vollständig verloren. Das Eltern-Kind-Verhältnis kehrt sich um bzw. Ihr Partner erscheint Ihnen mehr als Kind denn als Gefährte. Sie müssen den Tagesablauf Ihres Angehörigen organisieren bzw. strukturieren. Die Demenz kann nicht mehr verleugnet werden. GDS-Stadium 6 (mittelschwere bis schwere Demenz) Ihr Angehöriger benötigt Hilfe beim Ankleiden, Baden, Toilettengang. Er leidet zunehmend an einer Urin- und Stuhlinkontinenz. Sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht mehr, er hat seine Biografie fast komplett vergessen. Er kann aber noch zwischen einer vertrauten und unbekannten Person unterscheiden. Er kann Vorhaben nicht mehr umsetzen. Denn er vergisst seine Absicht, bevor er sie in die Tat umsetzen kann. Dieses Stadium ist für Sie besonders schwierig, weil individuell sehr unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten auftreten können: Persönlichkeitsveränderungen und Gefühlsstörungen Beeinträchtigungs- und Verfolgungsgedanken einschließlich Beschuldigungen gegen Sie oder Dritte Zwangssymptome Angst, Unruhe und Schlagen. Spätestens jetzt müssen Sie sich professionelle Pflegetechniken aneignen oder Pflegefachkräfte mit ins Boot holen. Sie leiden wahrscheinlich unter dem Gefühl der permanenten Überforderung. Gespräche sind mit Ihrem Angehörigen kaum möglich. Er reagiert nur noch auf der emotionalen Ebene. Rational ist er nicht mehr ansprechbar. GDS-Stadium 7 (Spätstadium oder schwere Demenz) Ihr Angehöriger ist vollständig auf Ihre Hilfe angewiesen. Er kann nicht mehr gehen, sitzen, den Kopf halten. Er kann nicht mehr lachen und kaum noch sprechen. Es können Gelenkversteifungen und Schluckstörungen auftreten. Evtl. wiederholt er einzelne Wortsilben singend oder rufend. In diesem Stadium erwarten Sie bewusst oder unbewusst den Tod Ihres Angehörigen. Das bereitet Ihnen wahrscheinlich auch noch Schuldgefühle. Es kann auch sein, dass Sie aufgrund der Hilflosigkeit Ihres Angehörigen aber auch Ihre eigenen Aggressionen spüren.
Posted on: Wed, 18 Sep 2013 08:03:35 +0000

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