WEISE WORTE VON HONRE DE BALZAC (2) 1833 veröffentlichte Balzac - TopicsExpress



          

WEISE WORTE VON HONRE DE BALZAC (2) 1833 veröffentlichte Balzac seinen mystischen Roman LOUIS LAMBERT; darin läßt er seinen Helden Sätze sprechen, die bis heute nichts an Bedeutung verloren haben. Balzac zeigt hier sein immenses, breitgefächteres Wissen, welches er mit einer Wortgewalt ohnegleichen auszudrücken wusste. "Die Apokalypse ist eine geschriebene Ekstase. Die Bibel ist ein Teil der überlieferten Geschichte der antediluvianischen Völker, in die sich die neue Menschheit geteilt hatte. Die griechische Mythologie hängt mit der hebräischen Bibel zusammen wie auch mit den heiligen Büchern Indiens, welche die von Anmut beseelten Griechen auf ihre Weise übersetzt hatten. Es ist unmöglich die Priorität der asiatischen Schriften in Zweifel zu ziehen. Wer diese historische Tatsache mit gutem Glauben erkennen kann, für den erweitert sich die Welt auf wunderbare Weise. Haben sich nicht auf die asiatische Hochebene die wenigen Menschen geflüchtet, die jene Katastrophe überleben konnten, die unsere Erde durchmachen mußte, wenn Menschen vor dieser Umwälzung überhaupt gelebt haben? Eine ernste Frage, deren Lösung auf dem Grunde des Meeres geschrieben steht. Die Entwicklungsgeschichte des Menschen, wie sie in der Bibel steht, ist also nur die Genealogie eines Schwarmes, der aus dem Menschheits-Bienenstock herauskam und sich an die bergigen Abhänge Tibets hing zwischen die Gipfel des Himalaya und des Kaukasus. Der Charakter jener Horde, das sein Gesetzgeber das auserwählte Volk nannte, - zweifellos um ihm dadurch eine Einheit zu geben und vielleicht auch, um es zu veranlassen, seine eigenen Gesetze und sein Regierungssystem beizubehalten, denn die Bücher Mose sind religiöse, politische, bürgerliche Gesetzbücher, - dieser Charakter also trägt den Stempel des Schreckens. Die Zuckungen des Erdballs wurden von gewaltigen Geistern als eine Rache von oben ausgelegt. Da es keine jener Freuden kannte, die ein Volk genießt, das auf patriarchalischem Boden seßhaft ist, hat das Ungemach diesem wanderden Stamm nur düstere, gewaltige und blutige Dichtungen diktiert. Den Hindus dagegen hat der Anblick des schnellen Wiederaufblühens der Erde, der wunderbaren Wirkungen der Sonne, deren erste Zeugen sie waren, die lachende Auffassung von glücklicher Liebe, den Kult des Feuers, die unendlichen Verkörperungen der Wiedergeburt eingegeben. Diese wundervollen Bilder fehlen dem Werk der Hebräer. Ein dauerndes Bedürfnis nach Erhaltung auf den gefahrvollen Wanderschaften durch die Länder bis zu einem endlichen Ruhepunkt erzeugte das exklusive Gefühl dieses Volkes und seinen Haß gegen die anderen Völker. Diese drei Schriften sind die Archive der untergegangenen Welt. Dort liegt das Geheimnis der unerhörten Größe dieser Sprachen und ihrer Mythen. Eine große Geschichte der Menschheit ruht unter diesen Namen von Menschen und Orten begraben, unter diesen Dichtungen, die uns unwiderstehlich anziehen, ohne daß wir wissen warum. Vielleicht atmen wir hier die Heimatlust unserer neuen Menschheit." (Honore de Balzac in LOUIS LAMBERT, 1833)
Posted on: Wed, 14 Aug 2013 11:47:45 +0000

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