Wahl-Spots: Radikale Selbstinszenierung der Kanzlerin - DIE - TopicsExpress



          

Wahl-Spots: Radikale Selbstinszenierung der Kanzlerin - DIE WELT Artikel per E-Mail empfehlen Radikale Selbstinszenierung der Kanzlerin Die Wahlspots von CDU und SPD könnten unterschiedlicher nicht sein. Steinbrück wirbt mit "ganz normalen Bürgern". Die Kanzlerin inszeniert sich hingegen selbst, die Kamera kommt ihr so nah wie nie. Empfänger E-Mail Absender E-Mail Persönliche Nachricht Die Wahlspots von CDU und SPD könnten unterschiedlicher nicht sein. Steinbrück wirbt mit "ganz normalen Bürgern". Die Kanzlerin inszeniert sich hingegen selbst, die Kamera kommt ihr so nah wie nie. Von Robin Alexander Robin AlexanderBiografie und alle Artikel des Autors Facebook und Benedikt Gradl Die deutsche Bundeskanzlerin ist wohl die meistfotografierte und meistgefilmte Frau der Gegenwart. Aber die Kanzlerin liebt die Kameras nicht. Im Gegenteil. Noch als Ministerin meinte sie, sich nicht nur jeder telegenen Inszenierung verweigern zu können, sondern sogar Schminke und einer Frisur, die den Namen verdient. Das hat sich im Kanzleramt langsam, aber nachhaltig verändert: Längst sitzen die Haare, achtet eine eigene Visagistin vor jedem öffentlichen Auftritt auf das Make-up, hat Merkel mit scheinbar tausend sehr ähnlichen Hosenanzügen ein Outfit kultiviert, das in seiner Monotonie fast an eine Uniform erinnert. Merkel sieht immer gleich aus – bis jetzt. Denn ausgerechnet der Kurzfilm, mit dem die CDU vor der Bundestagswahl im Fernsehen werben wird, zeigt Merkel anders: Die Kanzlerin bestreitet die 80 Sekunden, von denen im teuren Privatfernsehen nur 30 Sekunden gezeigt werden, allein. Ganz allein. Sie verzichtet auf alle Insignien ihrer Macht. Die Umgebung, gefilmt wurde nicht im Kanzleramt, sondern in der Agentur Blumburry in Berlin-Mitte, ist nur als schwarzer Hintergrund wahrnehmbar. So radikal hat sich Merkel einer Kamera nicht mehr ausgesetzt seit sie die Fotografin Herlinde Koelbel an sich heranließ – und das ist fast zehn Jahre her. Heute wird eine andere, eine ältere Frau gefilmt. Ihr Gesicht wird herangezoomt, dann fährt die Kamera sogar langsam darüber. Es ist das Gesicht einer 59-Jährigen. Ja, einer 59-Jährigen, die viel arbeitet und nicht immer viel schläft. Eine ernste Frau für ernste Zeiten Diese Bildsprache steht in krassem Gegensatz zu den bis zur Karikatur photogeshoppten Plakaten der vergangenen Merkel-Kampagnen. Obwohl er in Farbe gedreht ist, erinnert der neue Film fast an die Schwarz-Weiß-Fotografien von Konrad R. Müller, dem großen Kanzlerporträtisten, der unser Bild von Adenauer, Brandt und Kohl prägte. "Das Gesicht eines großen Mannes zeigt die Schönheit seiner Arbeit", hat der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo, dieses Phänomen literarisch überhöht. Tatsächlich gehört die Verwitterung eines Menschen an der Macht fast schon zur eingeübten Bildsprache der Staatsmänner – der Staatsmänner, wohlgemerkt. Der von René Päpke gedrehte und vom Werber Lutz Meyer konzipierte Film erprobt diese Bildsprache nun an einer Frau. Das ist mutig. "Die CDU zeigt nicht mehr Mutti, sondern Omi", gifteten die Journalisten einander schon bei der Preview zu. Tatsächlich wirkt Merkel in einer roten Jacke aus roher Seide und mit einer Bernsteinkette nicht gerade wie eine moderne Vertreterin ihrer Generation. Ihr Ton ist, bis auf einen Gag für Insider (Sie sagt wieder "Neuland") extrem gravitätisch: Sie spricht von "Momenten, in denen viel auf dem Spiel steht", es sei "keine Selbstverständlichkeit, dass Deutschland gut dasteht": "Ich muss sicher sein, dass wir das Richtige tun." Eine ernste Frau für ernste Zeiten. 41 Interviews mit "normalen Bürgern" Die CDU inszeniert Merkel neu. Die SPD hingegen inszeniert ihren Gegenkandidaten gar nicht. Das soll die Botschaft von Peer Steinbrücks Film sein. "Ganz normale Menschen", "keine gecasteten Modells oder Schauspieler" sind in dem 79-sekündigen Spot der SPD zu sehen. Ein Skript habe es dafür nicht gegeben, stattdessen seien 41 Interviews zusammengeschnitten worden mit "normalen" Bürgern "an ihrem Arbeitsplatz, vor ihrem Einfamilienhaus oder auf dem Sportplatz, auf dem sie selbst als Trainer tätig sind", berichtete die Generalsekretärin Andrea Nahles bei der Vorstellung des Films in der SPD-Parteizentrale. Die Bürger sind ein Schichtarbeiter in seinem Sägewerk, eine Pflegerin vor dem Altenheim, eine Jugendliche mit Migrationshintergrund in einer Boxhalle, eine stark tätowierte junge Mutter. Alle berichten von ihren Problemen. Sie wirken dabei durchaus sympathisch. Man kann sich vorstellen, diese Leute beim Elternabend kennenzulernen oder ihnen im Sportverein zu begegnen. Allerdings fehlt jemand, der glücklich ist oder dem es gut geht. So entsteht der Eindruck für die Sozialdemokraten gibt es in Deutschland nichts außer sozialen Problemen. Kurz vor der Wahl neue Motive Für die die SPD selbstverständlich mit Mindestlohn, Kitaplätze und mehr Investitionen in Bildung Lösungen hat – es ist ja schließlich Wahlwerbung. Obwohl der Spot als Michael-Moore-Dokumentarfilm daherkommt, indem immer wieder die Kamera, auch der sie bedienende Kameramann und sogar Scheinwerfer und Kabel zu sehen sind. Es sei ein Wunsch von Peer Steinbrück gewesen, der sagte "ich möchte nicht inszeniert werden", erklärte Nahles. Der Kandidat selbst ist erst in den allerletzten Sekunden zu sehen. Obwohl er wie alle vor ihm vor dem gleichen roten Pult mit dem Claim "SPD - Das wir entscheidet" spricht, wirkt er doch wie ein Fremdkörper. Vielleicht, weil er der einzige ist, der Anzug und Krawatte trägt. Vielleicht, weil der Betrachter noch an die hohen Vortragshonorare denkt, die er vor den Spitzen der Gesellschaft kassierte. Nur verbal passt die Botschaft Steinbrücks: "Darum will ich Bundeskanzler werden. Weil in Deutschland etwas aus dem Lot geraten ist, und es in unserem Land wieder gerechter zugehen muss." Fernsehwerbung hat in Deutschland nicht den gleichen Stellenwert wie etwa in den USA. ARD und ZDF billigen beiden großen Parteien je acht Spots bis zur Wahl zu. Neben der Online-Werbung, in denen die Filme verwendet werden, spielen nach wie vor Plakate eine wichtige Rolle im Wahlkampf. Die CDU plakatiert von diesem Wochenende an zwei neue Motive, die nur noch Merkel zeigen. Sie sind visuell weniger mutig als der Film. Bei der SPD werden weiter Themen und vermeintlich normale Menschen zu sehen sein. Kurz vor der Wahl gibt es dann noch einmal neue Motive. Wahlkampf Die TV-Spots von CDU und SPD im Vergleich Sie sind Tausende, und sie kämpfen um einen Sitz im Parlament – doch längst nicht jeder schafft es in den Bundestag. Lernen Sie die Kandidaten kennen – mit der interaktiven Wahlkarte der "Welt". Zum Special Wettstreit Die besten Bilder aus dem Wahlkampf © Axel Springer AG 2013. Alle Rechte vorbehalten KLik Baca selanjutnya : bit.ly/12tLgLY
Posted on: Thu, 22 Aug 2013 22:24:52 +0000

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