»Wir haben uns sehr gut behauptet« Im Interview: Verantwortliche - TopicsExpress



          

»Wir haben uns sehr gut behauptet« Im Interview: Verantwortliche der Maternus-Klinik äußern sich über schwierigen Weg aus dem Tief Bad Oeynhausen (WB). Die Maternus-Klinik hat in den vergangenen Jahren einiges durchgemacht. Befand sich die Reha-Klinik 2004 noch in schlechter Verfassung, ging es seitdem stetig und mühsam bergauf – bis zu den aktuell laufenden Verkaufsverhandlungen. Geschäftsführer Johannes Assfalg und Verwaltungsdirektor Martin Groll sprechen im Interview über die positive Entwicklung. Die Fragen stellte Viola Dietrich . Wie ist der Stand der Dinge zum geplanten Verkauf der Maternus-Klinik? Johannes Assfalg:Die Verhandlungen dauern an. Ich bin mit deren Verlauf sehr zufrieden. Die Entscheidung wird noch in diesem Jahr fallen. Sie stehen dem Verkauf positiv gegenüber. Warum? Assfalg:Es ist ein großes Kompliment für uns alle, für die gesamte Belegschaft, die ärztliche Leitung und das Management, dass attraktive Unternehmen aus der Rehabilitations-Branche uns kaufen wollen. Das zeigt, wie gut wir betriebswirtschaftlich dastehen und wie hoch unsere fachliche Reputation ist. Wir versprechen uns von dem Verkauf eine weitere Stabilisierung unserer Arbeit. Sehen Sie: Die Cura/Maternus-Gruppe, zu der wir bisher gehören, hat ihr Kerngeschäft im Bereich der Pflege, nicht in dem der Rehabilitation. Bei einem Verkauf werden wir voraussichtlich in ein großes erfolgreiches Reha-Unternehmen und dessen Klinik-Struktur eingebettet. Das wird für uns von großem Vorteil sein. Bad Oeynhausen verfügt über eine Vielzahl von Kliniken und medizinischen Einrichtungen. Wie bewerten Sie den Standort? Assfalg:Bad Oeynhausen ist ein interessanter Standort. Wir fühlen uns hier gut aufgehoben. Diese Kurstadt hat ja eine große Tradition, das ist zu spüren. Die Konzentration von Kliniken ist für jedes Management eine Herausforderung, denn es gibt Wettbewerb. Das ist positiv für die Patienten. Martin Groll:Jede Klinik muss sich anstrengen und kontinuierlich mit Qualität und neuen Angeboten bei Krankenkassen und Patienten für sich werben. Das haben Sie in den vergangenen Jahren getan… Assfalg:2004 stand es nicht gut um die Maternus-Klinik: Wir hatten wenige Patienten und hohe Kosten. Es ist uns gelungen, das innerhalb von wenigen Jahren umzudrehen. Das war zuerst vor allem auch für die Mitarbeiter sehr hart. Denn sie mussten Einbußen hinnehmen. Trotzdem haben fast alle mitgezogen. Dafür gilt ihnen auch im Nachhinein noch mein uneingeschränkter Respekt und Dank. Aber es ging damals nicht anders: Wir mussten den Standort sichern und die Arbeitsplätze. Beides war in Gefahr. So haben wir einerseits die Personalkosten gesenkt und andererseits gelang es uns, die Belegung zu erhöhen. Mit welchen Mitteln konnten Sie die positive Entwicklung in Gang setzen? Assfalg:Wir haben nach und nach unsere Angebote erweitert, auf einem zudem medizinisch immer höheren Niveau. Die Liste ist lang. Ich verweise hier nur beispielhaft auf unser neurologisches Schlaflabor, auf die spezielle Schmerzstation, auf unsere intensiv-medizinische Abteilung mit insgesamt 22 Betten. Seit Anfang des Jahres haben wir ein neues Experten-Team im Bereich der operativen Orthopädie und der Unfallchirurgie. Wie gesagt, unsere Liste ist lang. So haben wir systematisch das Angebot erweitert, die fachliche Reputation erhöht und damit konnten wir mehr und mehr Patienten für uns gewinnen. Wir behandeln inzwischen jährlich 8000 Patienten, die uns in einem Umkreis von 250 Kilometer von etwa 400 Krankenhäusern überwiesen werden. Darin sehe ich einen großen Vertrauensbeweis an unsere Ärzte, Therapeuten und Pfleger. Groll:Hintergrund ist, dass die Verweildauer der Patienten nach einem Eingriff in den Akuthäusern immer kürzer wird. Sie kommen schneller und somit in einem anspruchsvolleren gesundheitlichen Zustand zu uns. Ein Beispiel ist das Fädenziehen. Früher wurden die Fäden nach Operationen in den Akuthäusern gezogen, heute bleiben die Patienten gar nicht mehr so lange dort. Das wird jetzt von den Reha-Ärzten gemacht. Diese Entwicklung ist eine Herausforderung für die Klinik und ihre Mitarbeiter. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, mussten wir beispielsweise Räume neu einrichten und neue Diagnostik-Geräte anschaffen. Beschreiben Sie bitte einmal konkrete Maßnahmen der vergangenen Jahre. Assfalg:Erinnerte das Gebäude früher insgesamt eher an ein Hotel, ist davon heute im Haus Westfalen nicht mehr viel zu sehen. Dort sind Handläufe an den Wänden, es liegt Linoleum-Boden, die Betten sind elektrisch verstellbar wie im Krankenhaus und die Duschen sind ebenerdig. Im Haus Weserland ist der Hotel-Standard noch vorhanden. Auch daran sind die verschiedenen Behandlungsstufen zu erkennen. Wir haben alles danach ausgerichtet, dass die Patienten ganzheitlich betreut werden können. So kann ein Patient je nach seinem Gesundheitszustand und den Anforderungen intern bei uns verlegt werden: beispielsweise ins Schlaflabor oder auf die Schmerzstation. Deshalb kümmern sich bei uns immer Teams um jeden einzelnen Patienten: Therapeuten, Ärzte, Pfleger und Orthopäden, Kardiologen und Neurologen arbeiten intensiv zusammen. Zudem haben wir beispielsweise den Trainingsraum und das Schwimmbad modernisiert. Welchen Stellenwert hat die Rehabilitation nach einer Verletzung oder einem operativen Eingriff? Groll:Während der gesamten Behandlung verbringen Patienten die meiste Zeit in dem Reha-Bereich. Dort werden sie intensiv betreut. Sie kommen zur Ruhe, erholen sich. Assfalg:Die Rehabilitation spielt eine sogar zunehmend bedeutendere Rolle. Denken Sie nur daran, dass aufgrund von politischen Entscheidungen die Lebens-Arbeitszeit verlängert worden ist, Stichwort Rente mit 67. Das geht ja nur, wenn die Menschen, die bis 67 arbeiten müssen, das auch können. So ist jeder Tag, den ein Patient nach einer Arbeitsunfähigkeit früher wieder arbeiten kann, ein guter Tag. Konkret heißt das unter anderem: Wir müssen in unseren Behandlungs-Methoden noch besser werden, wir brauchen noch mehr Erkenntnisse, deshalb muss beispielsweise die Reha-Forschung intensiviert werden. Wie wird die Entwicklung in Ihrem Haus vorangetrieben? Assfalg:Wir arbeiten dreigleisig an der Zukunft dieses Hauses. Wir investieren fortlaufend in die Modernisierung der Zimmer und Therapieräume. Wir bauen unsere Geschäftsfelder aus. So haben wir bereits regelmäßig Patienten aus Saudi-Arabien. Wir haben eine neue entsprechende Verabredung mit der Botschaft von Kuwait. Und vor allem investieren wir weiter in moderne Therapien und noch wirksamere Behandlungskonzepte. Um nur ein weiteres Beispiel noch zu nennen: Dr. Rüdiger Buschfort, unser Ärztlicher Direktor, ist unter anderem spezialisiert auf innovative Therapie- und Bewegungstrainer. Wie steht die Maternus-Klinik 2013 wirtschaftlich dar? Assfalg:Im Jahr 2004 sind ja fast die Lichter ausgegangen. In diesem Jahr sind wir ein komplett entschuldetes Unternehmen. Wir erwirtschaften bereits seit einigen Jahren ordentliche operative Gewinne. Wir können mit einem gewissen Stolz sagen: Aus einer beinahe aussichtslosen Position heraus haben wir uns auf einem Markt sehr gut behauptet, auf dem zudem ein recht harter Wettbewerb herrscht. Deshalb sind wir auch für Käufer interessant geworden. Bemerken die Patienten etwas von der Entwicklung? Assfalg:Patienten sind für uns, wie für jede andere Klinik auch, so etwas wie Antreiber. Die Kostenträger achten genau darauf, wie Patienten eine Klinik und ihre Leistungen bewerten. Deshalb gibt es bei uns selbstverständlich regelmäßig Sprechstunden, in denen Patienten ihre Beschwerden loswerden können. Lob ist selbstverständlich auch sehr erwünscht. Transparenz ist uns wichtig. Wir lernen aus jeder Beschwerde. Denn wir wollen ja, dass der Patient, wenn er etwa erneut eine Beschwerde hat, sagt, da gehe ich doch wieder am besten zur Maternus-Klinik, die haben mir das letzte Mal auch gut helfen können. Schlaganfall-Lotse In der Region Ostwestfalen-Lippe wird unter der Leitung der Maternus-Klinik in einem Projekt erprobt, wie Schlaganfall-Patienten besser versorgt und unterstützt werden können. Die Idee: Ein »Schlaganfall-Lotse« begleitet die Patienten bis zu 18 Monate nach dem Anfall. Das Ziel: Mit dieser maßgeschneiderten Unterstützung sollen die Patienten einerseits schneller in ihr häusliches Umfeld zurückkehren können und andererseits so gut betreut werden, dass neue Anfälle vermieden werden können. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Deutsche Schlaganfallhilfe entwickelt. Die entsprechenden Erkenntnisse sollen auch genutzt werden, um die Qualität der Versorgung und der Behandlung kontinuierlich zu verbessern. Mit einer Evaluation werden die Erfolge des Projektes überprüft. Partner bei diesem herausfordernden Projekt sind das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) Ostwestfalen-Lippe und das Institut Arbeit und Technik (IAT) mit Sitz in Gelsenkirchen. Westfalen-Blatt vom 17.07.2013
Posted on: Wed, 17 Jul 2013 03:45:11 +0000

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