Überwacht, verhört, verhaftet. Was ein norwegischer Reporter - TopicsExpress



          

Überwacht, verhört, verhaftet. Was ein norwegischer Reporter erlebte, der über das Vorfeld der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi berichtete Medien, 13.11.2013 TV-Reporter Oystein Bogen Aggressives Verhör ==================== Interview von Julian Hans Der norwegische Fernsehreporter Oystein Bogen und sein Kameramann Aage Aunes haben einen Bericht zu Olympia in Sotschi gedreht. Dabei wurden sie von russischen Sicherheitsbehörden massiv bedroht und in ihrer Arbeit behindert. SZ: Zunächst einmal muss ich Ihnen gratulieren, Herr Bogen: Die russische Regierung hat sich bei Ihnen entschuldigt. So etwas ist lange nicht vorgekommen. Oystein Bogen: Ja, das höre ich von allen Seiten, besonders von russischen Menschenrechtsorganisationen. Sie beobachten besorgt, dass dem Kreml Kritik aus dem Westen zunehmend egal ist. Bei uns war es anders: Ein hoher Beamter aus dem Außenministerium in Moskau hat mich angerufen und um Entschuldigung gebeten für das, was mir und Aage Aunes passiert ist. Es handle sich um ein Missverständnis, die Verantwortlichen würden bestraft. Was ist denn genau passiert? Wir waren vom 31. Oktober an drei Tage in der russischen Republik Adygeja unterwegs, die an Sotschi grenzt. Dort leben Angehörige des Volks der Tscherkessen, das in einem Krieg im 19. Jahrhundert von den Russen fast ausgelöscht worden ist. Es gab Proteste, dass die Olympischen Spiele ausgerichtet werden, und wir wollten mit den Menschen darüber sprechen. In den drei Tagen ist uns die Polizei auf Schritt und Tritt gefolgt, sechs Mal wurde unser Auto gestoppt, jedes Mal wurden wir mindestens eine Stunde lang befragt. Worum ging es bei den Kontrollen? Einer der Polizisten sagte, wir stünden auf einer Liste des Geheimdienstes FSB. Dass man als ausländischer Journalist unter Beobachtung steht, war mir klar. Aber dieses Mal ging es offensichtlich darum, uns zu drangsalieren und einzuschüchtern und unsere Arbeit zu behindern. Es waren immer zwei Beamte: Einer stellte die üblichen Fragen, überprüfte Fahrzeugpapiere, Versicherung, Pässe und gab die Daten per Telefon weiter. Der zweite wollte wissen, wo wir waren, mit wem wir gesprochen hatten, wie unsere weiteren Pläne sind. Und er gab diese Angaben offensichtlich an eine andere Stelle weiter. An den Geheimdienst? Das vermute ich. Das aggressivste Verhör fand in der Nacht auf den 2. November statt. Ein Mann, der seinen Namen nicht nannte, wurde uns als Übersetzer vorgestellt, sprach aber keine einzige Fremdsprache, sondern wiederholte immer wieder nur dieselben Fragen: Mit wem wir gesprochen haben, ob wir glauben, dass die Menschen in Adygeja ihre Kultur frei ausüben können, ob wir negativ über Sotschi berichten wollen. Natürlich habe ich mich geweigert, unsere Quellen preiszugeben. Und wie sind Sie aus der Situation herausgekommen? Irgendwann behaupteten sie, wir hätten Drogen genommen, und wollten uns zu einem Test zwingen. Da habe ich die norwegische Botschaft in Moskau angerufen. Man hat uns geraten, auf keinen Fall den Test zu machen. Wenn der manipuliert sei, könnten sie nichts mehr für uns tun. Nach einer Weile kam dann wohl von höherer Stelle die Anweisung, uns gehen zu lassen. Julian Hans =========== Julian Hans ist seit August 2013 Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Moskau. Vorleben: Geboren 1974 in Freiburg, Zivildienst in Nowosibirsk, Studium der Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder), Moskau und Posen. Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule. Von 2006 bis 2011 Redakteur bei der Zeit, danach Wechsel ins außenpolitische Ressort der SZ. Vorlieben: I ■ Malevich. --------
Posted on: Tue, 12 Nov 2013 18:15:34 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015