Das krumme Geschäft mit Daten von Versicherten Zwielichtige - TopicsExpress



          

Das krumme Geschäft mit Daten von Versicherten Zwielichtige Betreiber locken mit günstigen privaten Krankenpolicen. Doch am Ende werden nur Daten gesammelt und verkauft. Versicherungsmakler zahlen viel dafür – die Kunden wundern sich. Der Ärger über die Nutzung digitaler Daten durch Geheimdienste ist groß. Viele Bürger fühlen sich ausspioniert. Doch oft genug geben sie selbst ihre Daten freigiebig weiter – Adresse, Alter und Auskünfte über das Einkommen inklusive. Insbesondere rund um das Geschäft mit privaten Krankenversicherungen hat sich ein fragwürdiger Handel mit Versichertendaten etabliert. Im harten Wettbewerb liefern sich Versicherungsmakler einen ruinösen Kampf mit unseriösen Datendealern. Und die Kunden wundern sich über aufdringliche Angebote von Firmen, die scheinbar alles über sie wissen. "Sie sind selbstständig? Jetzt privat versichern für nur 59 Euro im Monat." So oder so ähnlich lauten die Botschaften auf Werbebannern im Internet oder in unerwünschten Werbe-Mails, die Kunden eine private Krankenversicherung zum Schnäppchenpreis verheißen. Klickt man auf das Banner, kommt man meist auf unscheinbare Seiten, die einen kostenlosen Versicherungsvergleich versprechen – gegen Angabe der persönlichen Daten. Etliche Nutzer machen ihre Angaben dann auch bereitwillig – man schließt ja noch keinen Vertrag ab. Doch diese unverbindlichen Informationen sind der Treibstoff für eine unkontrollierbare Datenschieberei. Den Kunden auf der Spur Im Fachjargon nennt man potenzielle Kunden, die sich für ein Produkt interessieren, Leads, was auf Deutsch in etwa "Spur" heißt. Hat ein Lead seine Daten aus eigenem Antrieb hergegeben, dann gilt er als "qualifiziert". Für Versicherungsmakler kann das ein gutes Geschäft bedeuten: Sie müssen diese qualifizierten Leads nur noch abtelefonieren und ihnen ein gutes Angebot unterbreiten – die Wahrscheinlichkeit eines Vertragsabschlusses ist hoch. Und die Zielgruppe ist interessant: Der Gesetzgeber erlaubt nur Beamten, Selbstständigen und Arbeitnehmern, die mehr als 49.500 Euro im Jahr verdienen, den Abschluss einer privaten Krankenversicherung. Doch: "Die Mehrheit der Leadanbieter ist aus meiner Sicht nicht seriös", sagt Andreas Trautner, selbst Versicherungsmakler, Trainer und Dozent an der Deutschen Makler Akademie für das Thema Krankenversicherung. Nur wenige würden wirklich qualifizierte Datensätze anbieten. Faire Datenfirmen würden mit den Kunden im Vorgespräch meist ein Passwort vereinbaren, um sicherzugehen, dass die Daten nicht mehrfach verkauft werden. Makler bleiben oft auf Kosten sitzen "Solche Anbieter kann man aber an einer Hand abzählen", sagt Trautner. Die Kunden wiederum agieren meistens arglos und fragen ihrerseits nicht nach der weiteren Verwendung ihrer Daten. Im Internet oder von Callcentern werden Lead-Datensätze verkauft, sie kosten zwischen 100 und 300 Euro. Meist muss der Makler größere Mengen abnehmen, mindestens zehn Stück, und hat so extrem hohe Investitionskosten. Eine Milchmädchenrechnung, wie Trautner erklärt: "70 bis 80 Prozent sind meist Ausschuss, weil der Kunde krank ist, die Voraussetzungen nicht erfüllt oder die Daten schlichtweg falsch sind." Um seine Kosten zu decken, muss der Makler aber mindestens drei Verträge abschließen. Das ist fast nicht zu schaffen. Trautner weiß von Kollegen, die sich wegen des Leadgeschäfts verschuldet haben. "Leads sind manchmal ein richtiges Drecksgeschäft", sagt Trautner. Vor allem, wenn Kunden dafür mit miesen Methoden um ihre Daten gebracht werden. Oft landen Kunden im Online-Nirwana Meist jedoch tragen Interessierte ihre persönlichen Angaben in Online-Datenfeldern ein, ohne zu überprüfen, was damit geschieht. "Das sollte man auf keinen Fall machen", sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Die Anbieter scheuen vor keinem noch so absurden Argument zurück, um die Verbraucher zu bewegen, ihre persönliche Daten in eine Maske einzutragen", sagt der Verbraucherschützer. Meist würde Angst vor steigenden Beiträgen geschürt. Doch wer auf Informationen oder gar günstige Angebote hofft, wird enttäuscht: "Oft landet man nach Eingabe der Daten im Nirgendwo", sagt Scherfling, der einige Testversuche auf den zwielichtigen Seiten gestartet hat. Ähnliche Erfahrungen hat auch Stefan Reker vom Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV) gemacht: "Wir haben versucht, die Spur zu den Betreibern zurückzuverfolgen – aber man landet, wenn überhaupt, dann nur im Ausland." In keinem Fall sei aber ein seriöses Versicherungsangebot unterbreitet worden. Er ist sich sicher: Hinter den Werbebannern und Spammails steckt kein konkretes Versicherungsunternehmen, "schon gar kein Verbandsmitglied". Private Krankenpolicen sind nie billig Doch wer steckt dann dahinter? "Datensammler, die die Daten anderweitig verkaufen wollen, oder Kriminelle, die direkt an das Geld wollen", sagt Verbraucherschützer Scherfling. Reker wird noch konkreter: "Das sind Adresshändler, die mit den Daten nachher Schindluder betreiben wollen." Außerdem spielten sie auf die Schnäppchenmentalität vieler Kunden an. Eine vollwertige private Krankenversicherung als Ersatz für die gesetzliche Versicherung sei aber kein Billigprodukt. Seit Jahren kämpfen die großen Versicherer gegen Billigtarife, die den Ruf der Kassen schädigen. "Bei uns kann man für 59 Euro maximal einen Hund versichern, aber keinen Menschen", sagte Walter Botermann, Chef der Alte-Leipziger-Hallesche-Gruppe, im vorigen Jahr lapidar. Doch genau das versprechen die Betrüger. "Das ist oftmals eine Blendung der Leute", findet KV-Experte Trautner. "Sie sollen ihre Daten angeben, sodass man ihnen später am Telefon möglicherweise etwas anderes verkaufen kann." Er rät Verbrauchern, die sich telefonisch nach PKV-Angeboten umhören, dazu, nur mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die die Daten beispielsweise mit einem Passwort sichern. Dann werde sichergestellt, dass auch nur der eine beratende Anruf kommt, den sie erwarten. "Das schließt man nicht per Mausklick ab" Generell seien Verbraucher immer am besten bei einem Versicherungsmakler aufgehoben, dem sie vertrauen. Dieser hafte schließlich im Zweifelsfall dafür, wenn er seinem Kunden kein vernünftiges Produkt verkauft hat. Die private Krankenversicherung ist für ihn aber auch ein Bereich, in dem persönliche Beratung unerlässlich ist – im Gegensatz zur Haftpflicht- oder Kfz-Versicherung. Das sieht auch Stefan Reker vom PKV-Verband so. "Die private Krankenversicherung ist ein ernstes und beratungsbedürftiges Produkt. Das schließt man nicht mal eben per Mausklick im Internet ab"", warnt er und weist auf die Webseite des Verbands hin, wo alle 43 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland eine gültige Vollversicherung anbieten dürfen, aufgelistet sind. Wenn man eine überraschende Mail bekommt, die für kostengünstige Krankenversicherung wirbt, sollte man ein paar simple Grundregeln beachten: keine Anhänge öffnen und nicht auf Links klicken. Auch bei Werbebannern gilt: Ignorieren. "Auf keinen Fall auf Seiten, die man über einen Link oder Anhang in einer Mail erreicht hat, persönliche Daten eingeben", rät auch Verbraucherschützer Scherfling. Seien es Name und Adresse, Kontoinformationen oder Passwörter. "Die sind bares Geld wert." Quelle: welt.de/Melanie Hoffmann
Posted on: Tue, 13 Aug 2013 06:48:34 +0000

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