Die Patriarchen stoßen an Grenzen Was Beitz und der Papst uns - TopicsExpress



          

Die Patriarchen stoßen an Grenzen Was Beitz und der Papst uns lehren Dienstag, 6. August 2013 Politik (uh) Seit dem Tod des fast 100-jährigen Berthold Beitz beschäftigt sich die Berichterstattung über ihn mit zwei Themen: den großen Verdiensten, die sich der Chef der Krupp-Stiftung in seinem langen Leben erwarb, und der Existenz gefährdenden Krise des Konzerns ThyssenKrupp, den Beitz schmiedete und dominierte. Beide Themen sind eng miteinander verflochten. Sie dokumentieren den Glanz, aber auch das Elend der Wirtschaft. Verformung der Unternehmenskultur Beitz’ Verdienste stehen außer Frage. Sie mehrten sich von Jahr zu Jahr. Doch auch der Niedergang von ThyssenKrupp kam nicht über Nacht. Er wurde von großen Investitionen beschleunigt, den viel zu teuren Stahlwerken in den USA und Brasilien. Sie erwiesen sich als gefährliche Fehlentscheidungen, die Beitz und seine rechte Hand Cromme als Chef des Aufsichtsrates mitverantworteten. Beitz leitete die Krupp-Stiftung auf Lebenszeit und war damit bei ThyssenKrupp Herr im Haus. Den Absturz des Konzerns begünstigte eine Unternehmenskultur, die seit Jahren aus dem Ruder lief. Sie verlor sich immer mehr in höfischen Ritualen. Geschäfte wurden teilweise rechtswidrig betrieben, Korruptions- und Kartelldelikte häuften sich. Das alles geschah unter den Augen von Beitz. Fragt man sich, wie die Unternehmenskultur verfallen konnte, rückt zwangsläufig Beitz’ Alter in den Blick. Die Fehlentscheidungen und Verformungen der guten Sitten häuften sich, als er schon um die 90 war. In diesem Alter kann man noch sehr viel Gutes tun. Eines wird im zehnten Lebensjahrzehnt jedoch zunehmend schwerer: einen Weltkonzern in der Erfolgsspur zu halten und ihn zu kontrollieren. Auf die Zukunft nicht vorbereitet Das hätte jedem klar sein müssen, der in Stiftung, Konzern, Wirtschaft und Politik Verantwortung trug. Vermutlich war es vielen klar. Getan haben sie nichts, um die Risiken zu minimieren, die Beitz’ Alter mit sich brachte. Während das Unternehmen ins Schlingern geriet, pries ihn alle Welt als Patriarchen und Ruhrbaron und bestärkte ihn damit, auf seinem Platz zu verharren. Die Verantwortung in jüngere Hände zu legen, wie Papst Benedikt dies so souverän tat – dieser Gedanke lag Beitz offenbar fern. Jedenfalls setzte er ihn nicht um. So konnten sich die Dinge bei ThyssenKrupp ins Absurde entwickeln. Cromme wurde erster Vorsitzender einer Regierungskommission, die verbindliche Regeln für gute Unternehmensführung formulierte. Unterdessen verstieß das Unternehmen, das er kontrollieren sollte, eifrig gegen diese Regeln. Weder er noch Beitz schienen das mitzubekommen. Ein fast 100-jähriger, der Jahrzehnte an der Spitze einer Stiftung stand und am Ende seines Lebens keinen Kronprinzen vorweisen konnte, eine politische und wirtschaftliche Umgebung, die das zuließ: Nun muss die Stiftung, die einen Weltkonzern beherrscht und ohne Führung da steht, hastig einen Nachfolger suchen, während der Konzern dem Untergang entgegen trudelt und der Stiftung zu entgleiten droht. Schlechter kann ein Unternehmen nicht auf die Zukunft vorbereitet sein. Man mag bestreiten, dass dies leichtfertig und verantwortungslos war. Mit guter Unternehmensführung hatte das jedenfalls nichts zu tun. Wohltäter statt Motor Welche Lehren kann man aus dem Ende der Ära Beitz ziehen? Papst Benedikt lebt es vor: Auch die Gestaltungskraft von Patriarchen ist begrenzt. Sie konnten ihre Rolle in Epochen ausleben, in denen es autokratisch zuging. Heute, in Zeiten von Demokratie, Mitbestimmung und weltweiter Vernetzung, kann man selbst im Vatikan nicht um der Macht willen im Amt bleiben, wenn die Kräfte schwinden: Man gibt die Rolle als Motor und Lenker im Zentrum auf, tritt zur Seite und bescheidet sich mit der Rolle des Wohltäters und Ratgebers im Hintergrund. Die demographische Entwicklung lässt vermuten, dass die Zahl der Menschen, die ein patriarchalisches Alter erreichen, stark zunehmen wird. Das dürfte sich auch in der Wirtschaft bemerkbar machen. Sie sollte deshalb daran gehen, das Wirken der Patriarchen zu beschränken – im eigenen Interesse und im Interesse des Gemeinwohls. Sie könnte den Corporate Governance Kodex, der unter Crommes Vorsitz entstand, um Altersregeln für Aufsichtsräte erweitern. Zudem wäre es wohl an der Zeit, einen Kodex für Stiftungen zu schaffen. Auch in ihm sollten Bestimmungen zur Altersgrenze nicht fehlen. Letzter Hinweis: Wenn Sie keinen Beitrag verpassen wollen, können sie links oben oder auch hier Post-von-Horn abonnieren. Empfehlen Sie Post-von-Horn auch Ihren Freunden bei Facebook.
Posted on: Wed, 07 Aug 2013 13:23:21 +0000

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