Ich höre, du hörst, wir hören mit Ich sitze in einem - TopicsExpress



          

Ich höre, du hörst, wir hören mit Ich sitze in einem öffentlichen Verkehrsmittel und irgendjemand telefoniert mobil. Die Person tut es allerdings derart laut, so dass problemlos mitgehört werden kann, ohne sich der Spionage verdächtig zu machen. Mit ein wenig Übung und Phantasie kann man sich den Gesprächspart des Unsichtbaren zusammenreinem und so ergibt sich ein komplettes Telefonat. Derlei Verhaltensweisen kann man ebenso in einer Einkaufspassage, in Cafés oder sonstigen Stätten öffentlichen Charakters beobachten. Mobiles Telefonieren scheint stets mit der verbalen Beschallung Unbeteiligter einher zu gehen. Ebenso gut kann es sein, dass sämtliche Mobilfunknutzer schwerhörig sind. Hier stünde der Branche noch die Entwicklung einer Verstärkertaste für Hörgeschädigte bevor, wie man es auch von Festnetzapperaten her kennt. Privatsphäre ist nicht gefragt. Das gesamte Leben hinsichtlich zwischenmenschlicher Kommunikation scheint öffentlich zu sein. Der klassische Voyeurismus steht offenbar kurz vor dem Aussterben. Online lassen sich Kommentare auf den einschlägigen Plattformen sogar mitlesen und das sogar in Klarschrift. Jedes Portal, sowie Blogs, Foren, Chats und sämtliche sogenannten sozialen Portale bieten die Möglichkeit einen Kommentar zu verfassen. Und hier besitzt nicht nur ein bestimmter Radius Mithörgelegenheit, sondern die gesamte Online-Welt Mitlesegelegenheit. Einzuwenden wäre jedoch, dass die Absender der online’schen Kommentare meist anonym daherkommen. Die Identität wird somit verschleiert; jedenfalls online. Aus Gründen der Eitelkeit wird in diesem Falle sogar eine aktive bzw. inaktive Beteiligung unbekannter Dritter gewünscht. Je mehr Personen auf einen Impuls reagieren, desto zufriedener und bedeutender fühlt sich der Impulsgeber. Auch bei mobilen Telefonaten scheint es stets eine Person zu geben, die das Wort führt, das Gespräch leitet, den Ausschlaggeber inne hat oder ohnehin einen Vorrang besitzt. Beim mobilen Kommunizieren in der Öffentlichkeit wird sich weder verkleidet, noch sonst wie unkenntlich gemacht. Hier ist jeder live dabei, wenn sich zwei Personen unterhalten, dennoch es sich um ein privates Gespräch handelt. Neu ist das Verhalten nicht. Schon in den Tagen, als die Welt noch nicht vernetzt war und noch Postkarten aus dem Urlaubsdomizil in Richtung Heimatland geschrieben wurden, lasen etliche Absender ihre versendbaren Grüße dem Kreise der Anwesenden laut vor. Postgeheimnis? Privatsphäre? Pustekuchen! Es hörte sich stets gleich an. Der grußvolle Inhalt von Millionen von Postkarten war thematisch identisch. Kein Geheimnis, kein Verrat, keine geplanten politischen oder militärischen Aktionen. Nichts. Nichts, was für einen Dritten von Interesse sein könnte. Ebenso inhaltslos sind die mobilen Telefonate, die Kommentare in den „Social Networks“ und die Postings inkl. der darauf folgenden Kommentare. Keine Anschläge, keine Entführungen, keine terroristischen Konspirationen, nichts davon ist der Fall. Keine Flugzeugentführungen, keine Attentate, keine geputschten Machtwechsel, rein gar nichts ist davon gemeint. Niemand interessierte sich bisher für irgendwelche Daten, Telefonate, etc. Da der „Big Brother“ und vermeintlich unbekannte Dritte plötzlich den Namen NSA trägt, scheint ein Buhmann gefunden und das Thema Datenschutz reanimiert worden zu sein..
Posted on: Sun, 08 Sep 2013 05:51:01 +0000

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