Ich will in einem Park den goldenen Abend feiern Ich will in - TopicsExpress



          

Ich will in einem Park den goldenen Abend feiern Ich will in einem Park den goldenen Abend feiern Und träumen, wenn die ersten Sterne sich erschaun. Dann blickt auch mein Gemüth aus Amethystenschleiern Und fängt im Traume an Erlebtes zu bethaun. Dort blinkt schon einer. Und nun gleich ein zweiter. Ihr fernen Sterne folgt Euch stets und habt Euch gern. Ihr hehren Weltbeschreiter seid Euch stets Begleiter Und alle ehrt Ihr, selbst im Kleineren, Euern Herrn. In die Musik will ich mein schweres Leid versenken, Sie möge es umzaubern und um mich verwehn, Von purer Gluth, die Angstgefühle, die mich kränken, Entwirren, bis Ideen furchtbar vor mir stehn. Ihr Brunnen seid zu laut zu solcher Klärung, Ein Garten, ein Sonnett, ein Bild sind mir genug. Ihr vielen Sterne, gebt mir viel zu viel Belehrung, Wo Schicksal graut, wird alle Sprache bald zum Trug. Ein Friedhof ist bereits ein Paradies auf Erden, In das wir schon aus Marmor unbeweglich schaun, In Gärten aber, wo die Götter sprachlos werden, Beschleicht mich unergründlich bleiches Graun. Die Numen schlummern nicht. In einer kecken Laune, Sind alle dort im Lorbeerdunkel festgebannt. Hermaphroditen wehren schlau sich gegen Faune, Endymion wird von Artemis im Schlaf erkannt. Ich kann mich nirgends still mit stummem Grün umfrieden, Vereinsamt unter Myrthen ölt sich ein Athlet. Bis auf die Zehen bleich sind Marmorniobiden. Geht jetzt der Mond auf? Flüstert Pan ein Nachtgebet? Die Götter schlafen nicht. Wo ich auch träume, wander, Verfolgt der Wind mich und es rauscht das Laub. Oh, nun begleiten mich auf einmal Oleander, Alleen sind so traut und dort – die Lichtung – taub! Fürwahr! Es schweigt und schlummert diese Wiese, Sie hat sich rings mit Schwermuthsthränen bunt bethaut, Ein Baum aus Asien wuchtet da als fremder Riese, Ich meide ihn! Wo tönt mir ein vertrauter Laut? Ich schweife weiter. Lauter dichtes Flüsterdunkel Umgiebt mich wiederum! Auf einmal lausch ich auf! Kamelien blühen. Horcht, ein zartes Waldgefunkel, Dann ein Gebraus, sagt laut: dort ist ein Wasserlauf! Carraraschwäne harren blaß an einem Wehre, Doch Wasserquirle halsen hastig hin und her, Ein Schneegewölk kommt eben ostwärts in die Quere, Und nun ist dieses Dunkel lautvoll, leer und schwer. Der Lorbeerduft und Harzgeruch der Parkzypressen Umflattert wild mein winderfrischtes Angesicht. Ich sehe kaum! Wie soll ich Weg und Steg ermessen? Ich schlendre unterdessen, – und seht, – dort wird es licht! Ein leiser Weiher spiegelt still den großen Baren. Die anderen Sterne sind noch alle weiß umwölkt. Vielleicht wird bald die alte Klarheit wiederkehren, Zumal da doch der Nordwind noch im Duster schwelgt. Ich zieh den Teich entlang und denke an die Numen, Die plötzlich in den Seelen heiter aufgetaucht, Dereinst begrünten sie Italiens dunkle Krumen, Und heute sind sie da, und wieder fast verbraucht. Was bannt mich fest? Was will sich mir erklären? Wie, spiegelt dieser Weiher eine echte Sphinx? Ich blick empor und sehe nimmermehr den Bären, Denn es bedeckte sich der Himmel neuerdings. Doch sehe ich die Thiergestalt sich trotzdem spiegeln, Und zwar so still, daß eine Sphynx auch aufwärts blickt. Es will das Obere seine Tiefe wohl erklügeln, Und Unteres scheint durchs wahre Dasein ganz berückt. Ich mag mich abermals im Lorbeerhain verlieren, Nun weiß ich ja was dieser Garten alles birgt, Gespenster wallen auf, entwurzeln sich aus Thieren, Und ruhen dort als Mikrokosmus streng bezirkt. Der Garten selbst verschlingt in sich Italiens Schätze, Dem Stein und Muschelstrande gleicht der Weiherkies, Ein dunkler Weg im Grünen ahmt die Gegensätze Von Flur und Haide in Etruriens Paradies. Jetzt ist der ganze Park noch kalt, verwildert, finster, Und ich verstehe seinen Reiz vielleicht allein, Erblüht jedoch am Meer und Apennin der Ginster, So rahmt auch hier der Goldlack holde Beete ein. Und dann umglühen Käfer offene Purpurblüthen, Und eine Aloë verschenkt in einer Nacht Die Pracht, die ihre Wurzeln hundert Jahre hüten, Bis sie auf einmal jäh und übervoll erwacht. Es glänzt mein Pfad! Ich werde nun zu Menschen treten. Fürwahr! Vor mir erstrahlt ein herrlicher Palast. Zum Feste denn! Ich darf mich heute nicht verspäten. Ach, welches Bangen mich auf einmal ganz erfaßt! Theodor Däubler
Posted on: Fri, 01 Nov 2013 17:47:13 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015