Syrien: Kurden gegen Dschihadisten Im nordsyrischen Afrin - TopicsExpress



          

Syrien: Kurden gegen Dschihadisten Im nordsyrischen Afrin herrscht noch so etwas wie Frieden. Die kurdische Minderheit, die in dieser Gegend dominiert, hat es bislang geschafft, sich einigermaßen aus dem syrischen Bürgerkrieg herauszuhalten. Assads Luftwaffe hat Afrin nicht angegriffen, weil die Kurden nicht mit der Freien Syrischen Armee gemeinsame Sache machen wollen. Doch jetzt bereitet sich Afrin auf den Krieg vor. Islamisten der Al Nusra-Front und Al Kaida wollen die Stadt erobern. Die Extremisten bauen ihre Vorherrschaft in Nordsyrien aus und liefern sich immer häufiger Gefechte mit den Kurden. Deren "Volksverteidigungseinheiten" halten dagegen und schlagen die islamistischen Rebellen bislang immer wieder zurück. Unter den mehr als 7000 kurdischen Miliz-Angehörigen sind auch viele Frauen. Volker Schwenck, ARD Kairo Sie sind uniformiert und sie sind bewaffnet - junge kurdische Frauen in Afrin. Und das hier ist ihr Lieblingslied. Die Kommandantin der Azima-Brigade hat die 30 schon überschritten, aber sonst ist kaum eine älter als 22. Fast alle haben sie schon gekämpft: gegen die Islamisten von Al Nusra. Mehr als 7000 Kämpferinnen und Kämpfer haben sich in den Kurdenmilizen zusammengeschlossen. Die Islamisten von Al Kaida und Al Nusra rücken immer mehr gegen die Kurdengebiete vor. Die jungen Kriegerinnen sind zu allem bereit - auch dazu, sich selbst zu opfern. „Diese einzelne Patrone ist unsere allerletzte Zuflucht,“ sagt Khonaf Vian. „Wenn wir lebend gefangen werden, dann bleibt nur noch das.“ Was tun, wenn man in einen Hinterhalt gerät. Die Kurden rechnen mit allem. „Natürlich wird es hier bald zu Kämpfen kommen“, sagt ein Soldat. „Deshalb bereiten wir uns ja vor.“ Ein Dorf am Rand des Kurdengebiets im Norden Syriens. Bislang greifen die Rebellen von Al Nusra oder Al Kaida nur an dieser Grenzline an. Doch die Islamisten wollen mehr. Nur einen Kilometer entfernt haben sie schon einen Beobachtungsposten. Al Nusra will jetzt auch Afrin erobern. „Die Leute von Al Nusra da drüben behaupten, das wäre ihr Land“, erklärt Dijwar Botan „Aber das ist kurdisches Land. Wir lassen uns von denen nicht angreifen. Früher oder später schmeißen wir sie wieder raus. Das wird niemals ihr Land sein.“ Beim letzten Angriff auf den Vorposten hatten sich die islamistischen Rebellen weit vorgewagt. Man sieht noch die Einschläge der Mörsergranaten, die faustgroßen Löcher der Duschkas, der schweren Maschinengewehre, in den Wänden. Drei kurdische Kämpfer starben. Und mindestens neun Krieger von Al Nusra. „Natürlich haben wir ihren Angriff zurückgeschlagen“, erzählt die Soldatin Beritan. „Das hier ist doch ein jesidisches Dorf. Wenn Al Nusra da rein kommt, dann werden sie den Leuten die Köpfe abschneiden.“ Vorbei an einer verfallenen maronitischen Kirche fahren wir nach Basufan. Die Jesiden, die hier leben, glauben an einen Gott, sind aber nicht Christen und auch nicht Muslime. Darum gelten sie Islamisten als Ungläubige. Und weil sie außerdem noch Kurden sind, haben sie von den sunnitischen Extremisten von Al Nusra und Al Kaida wenig Gutes zu erwarten. Seine Söhne wurden von Islamisten gekidnappt, als sie Lebensmittel besorgen wollten. Der Vater weiß, wo Al Nusra seine Kinder gefangen hält. Die Fotos sind nicht ganz neu, 17 und 21 sind die beiden heute. „Manchmal besuche ich sie. Dann sagen die Al Nusra-Leute: Wenn du uns keine neuen Waffen bringst, dann bringen wir sie um. Aber ich habe doch kein Geld. Dann sagen sie: dann hol es von deiner Kurdenmiliz.“ Afrin, die größte Stadt im Kurdenbezirk nördlich von Aleppo. Der Lärm von Generatoren ist allgegenwärtig. Das öffentliche Stromnetz unterbrochen, mal vom Regime, mal von den Rebellen. Aber die Stadt wirkt friedlich. Assad hat die Kurden unterdrückt, aber zur Zeit lässt er sie in Ruhe. Kurdenführer Öcalan ist das Idol der Kurdischen Demokratischen Union (PYD), der wichtigsten politischen Kraft hier. Bislang konnte sich Afrin aus dem Krieg weitgehend heraushalten. „Niemand wird die Kurden missbrauchen“, sagt der PYD-Vorsitzende Assad Manan. „Wir gehen einen dritten Weg. Wir sind nicht mit dem Regime und auch nicht mit der Freien Syrischen Armee.“ Und wer nicht für die Rebellen ist, der muss ja dann wohl gegen sie sein. Shahid no mere, Shahid no mere – Der Märtyrer lebt weiter. Beisetzung von kurdischen Kämpfern, die in Aleppo von Al Nusra-Extremisten getötet wurden. Die Kurden in Afrin bereiten sich auf den Angriff der Islamisten vor. Es ist eine Frage der Zeit, sagen sie, bis die kommen. Darum müssten die Kurden sich selbst schützen – mit der Waffe in der Hand. „Der Feind hat ihn umgebracht“, klagen sie. „Dafür müssen wir uns rächen. Sonst finden wir keine Ruhe.“ Mit jedem Toten, der als Märtyrer zu Grabe getragen wird, wächst der Hass. Der Krieg in Syrien ist außer Kontrolle. Zunehmend kämpft jeder gegen jeden. Und so könnte das jahrelang weitergehen. „Wenn ich groß bin, dann will auch ein Kämpfer sein,“ sagt dieser Elfjährige. Die jungen Kämpferinnen der Azima-Brigade bereiten sich auf einen Einsatz vor. Kein Training diesmal. Es geht gegen Al Nusra.„Angst? Nein“,sagt Khonaf, „ich will doch mein Volk verteidigen und die Frauen.“ „Kämpfen bedeutet nicht Tod“, sagt die Kommandantin. „Kämpfen bedeutet Leben für unser Volk. Und darum sind wir fröhlich, wenn wir ins Gefecht ziehen.“ Nach diesem Gefecht wird eine von ihnen schwerst verletzt sein, drei Milizionäre einer anderen Brigade werden sterben. Aber Al Nusra ist zurückgeschlagen. Vorerst. Stand: 30.09.2013 10:32 Uhr
Posted on: Mon, 30 Sep 2013 13:19:34 +0000

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