Was waren Kabinettskriege? „Der Kabinettskrieg ist ein Typus - TopicsExpress



          

Was waren Kabinettskriege? „Der Kabinettskrieg ist ein Typus des Krieges in Europa, der die Epoche des Absolutismus vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution bestimmte. Die Kriege hatten eine begrenzte Zielsetzung und strebten eine weitgehende Schonung von Menschen und Sachwerten an. Der Kabinettskrieg kann durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet werden: - kleines stehendes Heer - meist adeliges Offizierskorps - zurückhaltende Kriegsführung - beschränkte Kriegsziele und häufig wechselnde Koalitionen zwischen den Kriegsparteien - Verrechtlichung und ‚Hegung‘ des Krieges - Nichtbeteiligung der Öffentlichkeit“ (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Kabinettskrieg) Guglielmo Ferrero beschreibt die Kriegsführung im vorrevolutionären Europa des 18. Jahrhunderts folgendermaßen: „Im 18. Jahrhundert wurde Krieg begrenzt und umschrieben durch ein System präziser Regeln. Er wurde definitiv als eine Art Einzelkampf zwischen zwei Armeen betrachtet, bei dem die Zivilbevölkerung bloßer Zuschauer blieb. Plünderungen, Beschlagnahmungen und Gewaltakte gegen die Bevölkerung waren sowohl im eigenen wie im Feindesland verboten. Jede Armee errichtete im Hinterland in sorgfältig ausgewählten Städten Depots, die sich mit der Armee fortbewegten; […] Wehrpflicht existierte nur in rudimentärer und sporadischer Form, […] Soldaten waren knapp und schwer zu finden, und alles wurde getan, um ihre Qualität in langer, geduldiger und sorgfältiger Ausbildung zu sichern. Dies war jedoch kostenträchtig und machte sie sehr wertvoll und verlangte Vorsorge, dass so wenige wie möglich getötet wurden. Da Generäle mit ihren Männern haushalten mussten, versuchten sie, Schlachten zu vermeiden. Das Ziel der Kriegsführung war die Durchführung geschickter Manöver und nicht die Vernichtung des Feindes; eine Kampagne ohne Schlachten und ohne Verlust an Menschenleben, ein Sieg, erreicht durch eine kluge Kombination von Bewegungen, wurden als krönende Errungenschaft dieser Kunst betrachtet, das ideale Muster der Perfektion. […] Es waren Geiz und Berechnung, die den Krieg humaner machten. […] Krieg wurde zu einer Art Spiel zwischen den Souveränen. Ein Krieg war ein Spiel mit seinen Regeln und seinen Einsätzen – einem Territorium, einer Erbschaft, einem Thron, einem Vertrag. Der Verlierer musste bezahlen, jedoch bestand immer ein gerechtes Verhältnis zwischen dem Einsatz und dem Risiko, und die Parteien hüteten sich vor einer Sturheit, die einen Spieler seinen Kopf verlieren lassen konnte. Sie versuchten, das Spiel unter Kontrolle zu halten und zum rechten Zeitpunkt aufzuhören.“ (Quelle: Peace and War, S. 5-7, archive.org/details/peaceandwar033126mbp) Auszüge aus dem Portland-Manifest: „Der moderne ‚populäre‘ Massenkrieg hat ideologische oder nationalistische und manchmal sogar rassistische Untertöne. Vor 1789 waren die Kriege in der westlichen Welt weitgehend Konflikte zwischen Monarchen, sogenannte Kabinettskriege, und wurden von bezahlten Freiwilligen ausgetragen; die Völkerkriege kamen erst mit den kollektivistischen Ideen der Französischen Revolution auf, die die Wehrpflicht einführte - ‚alle haben die gleichen Rechte, gleichen Pflichten‘. Mit dem Jahr 1917 begannen die ideologischen ‚Kreuzzüge‘. […] Soldat zu sein ist eine Berufung wie jede andere. Einem Menschen eine Betätigung aufzuzwingen, für die er keine Berufung hat, ist ein schwerer Irrtum. Wenn jedoch ein größeres Land die Wehrpflicht und militärische Ausbildung einführt, könnten sich andere Länder gezwungen sehen, dasselbe zu tun. Ob die Notwendigkeit dazu besteht, hängt von den Umständen ab. Abgesehen davon besteht kein Grund, einen Menschen zu verurteilen, weil er in der Armee eines anderen Landes dienen will, ebensowenig wie wenn er eine andere Staatsbürgerschaft vorzieht. ‚Soldat‘ heißt Lohndiener; Söldner zu sein ist keineswegs unehrenhaft.“ (Quelle: monarchieliga.de/index.php?title=Portland-Manifest) Die Levée en Masse: „Bei der Levée en Masse (frz. für ‚Massenaushebung‘) handelte es sich um eine Form der Wehrpflicht, die während des Ersten Koalitionskriegs in Frankreich eingeführt wurde. […] Am 23. August 1793 wurde die Anordnung der Levée von Nationalkonvent und Wohlfahrtsausschuss verabschiedet. Die Levée en Masse verpflichtete alle unverheirateten Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren zum Kriegsdienst. Dadurch konnte das französische Heer innerhalb kurzer Zeit bei einer Gesamtbevölkerung von 25 Millionen auf eine Stärke von 1 Million Soldaten vergrößert werden, was maßgeblich zum Sieg Frankreichs im Ersten Koalitionskrieg beitrug. [...] Kriegsverluste und Desertionen ließen die französische Armee bis 1796 auf eine Stärke von 400.000 Mann zusammenschrumpfen, […] Die französische Wehrpflicht wurde 1798 durch das Jourdan-Gesetz modifiziert. Alle jungen Männer wurden dazu verpflichtet, sich registrieren zu lassen. Die französische Regierung legte jährlich die Quote für die Einberufung von Rekruten fest. Dadurch wurde die Voraussetzung für die riesigen Heere der napoleonischen Kriege geschaffen, die Napoleon die Eroberung großer Teile West- und Mitteleuropas ermöglichten. Allein von 1806 bis 1814 dienten 2 Millionen Franzosen unter Napoleon, von denen mehr als 400.000 getötet wurden. Damit war die Todesrate unter französischen Soldaten in den napoleonischen Kriegen höher als im Ersten Weltkrieg. Die Levée en Masse diente anderen europäischen Staaten als Vorbild zur Einführung der Wehrpflicht.“ (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Lev%C3%A9e_en_masse) Erik von Kuehnelt-Leddihn schreibt: „Napoleon - als ein wahrer Sohn der Französischen Revolution mit ihrem Uniformismus, Demokratie und Nationalismus - befahl der Presse, eine Kampagne des kollektiven Hasses gegen Großbritannien zu führen, seine Sitten, Bräuche, Literatur und Verfassung zu attackieren. Es war ebenfalls Napoleon, der das Konzept des ‚Enemy Alien‘ [zu Deutsch etwa ‚feindlicher Ausländer‘, L.R.] einführte; ungefähr 10.000 Briten wurden von diesem Volksdiktator interniert. Solch eine Geisteshaltung war vor der Französischen Revolution unbekannt.“ (Quelle: Liberty or Equality, S. 59, mises.org/document/3092/) „Mit dem Ende der Kabinettskriege kam gerade durch die allgemeine Wehrdienstpflicht die Epoche der Volkskriege. Der Kollektivhass musste dann auch im Hinterland organisiert werden.“ (Quelle: Konservative Weltsicht als Chance, S. 196, Fußnote 237) Fazit: Die Französische Revolution brachte nicht nur das Ende der Kabinettskriege, sondern auch den Nationalismus und die allgemeine Wehrpflicht. Sie leitete das Zeitalter der totalen Kriege ein. Der Jakobiner Napoleon Bonaparte verschaffte sich bei seinen Raubzügen durch Ägypten und Europa einen militärischen Vorteil dadurch, dass er alle Regeln der Kabinettskriegsführung brach. Auch auf seine eigenen Soldaten nahm er keinerlei Rücksicht.
Posted on: Tue, 16 Jul 2013 09:57:21 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015