Yoani Sánchez, geb. 1975 in Havanna Ich studierte zwei Jahre - TopicsExpress



          

Yoani Sánchez, geb. 1975 in Havanna Ich studierte zwei Jahre am Pädagogischen Institut spanische Literatur. Im Jahr 1995 wechselte ich an die Fakultät für Geisteswissenschaften und Kunst, wo ich nach fünf Jahren meinen Abschluss in hispanischer Philologie machte. Ich spezialisierte mich auf die zeitgenössische lateinamerikanische Literatur und schrieb als Diplomarbeit eine Brandschrift unter dem Titel „Worte unter Druck. Eine Studie zum Thema: Literatur und Diktatur in Lateinamerika“. Am Ende meines Studiums hatte ich zwei Dinge begriffen: erstens, dass die Welt der Intellektuellen und Künstler mich abstieß und, was schmerzlicher war, dass ich keine Philologin mehr sein wollte. Im September 2000 begann ich in einem dunklen Büro des Verlags „Gente Nueva“ zu arbeiten. Dabei gelangte ich, wie auch die Mehrzahl der Kubaner, zu der Überzeugung, dass ich meine Familie mit meinem Verdienst auf legale Weise nicht ernähren konnte. So kündigte ich, ohne meinen Sozialdienst zu Ende zu bringen, und widmete mich der bestens bezahlten Tätigkeit einer freiberuflichen Spanischlehrerin für deutsche Touristen, die Havanna besuchten. Es war die Zeit (die bis heute anhält), in der Ingenieure lieber als Taxifahrer arbeiteten und Lehrer alles dafür taten, um in der Rezeption eines Hotels zu arbeiten, und in der es sein konnte, dass dich eine Neurochirurgin oder ein Atomphysiker am Ladentisch bediente. Im Jahr 2002 veranlassten mich die persönliche Desillusion und die wirtschaftliche Zwangslage dazu, in die Schweiz auszuwandern. Aus familiären Gründen und gegen den Rat von Freunden und Bekannten kehrte ich im Sommer 2004 von dort wieder zurück. Zu dieser Zeit entdeckte ich das Berufsfeld, dem ich mich bis heute widme: die Informatik. Ich stellte fest, dass der binäre Code eine größere Klarheit aufweist als die gekünstelte Intellektualität. Ich könnte es mit den langen Ketten der HTML-Sprache wenigstens einmal versuchen (Latein lag mir doch sowieso nicht). 2004 gründete ich zusammen mit einer Gruppe von Kubanern, die alle auf der Insel ansässig waren, die Zeitschrift zum Nachdenken und Diskutieren „Consenso“. Drei Jahre später arbeitete ich als Webmaster, Autorin und Herausgeberin des Portals „Desde Cuba“. Im April 2007 ließ ich mich auf das Abenteuer ein, einen Blog namens „Generation Y“ zu schreiben, den ich für mich als „feige Art der Protestausübung“ definiert habe. Damit ist es mir gestattet, auf dieser Plattform das zu sagen, was mir als Staatsbürgerin sonst verboten ist. Zu meinem Erstaunen gewann diese ganz persönliche Therapie in kurzer Zeit die Aufmerksamkeit von Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt. Dank der Unterstützung vieler Bürger und dank des virtuellen Netzes, das sich um GY gebildet hat, konnte ich diesen Blog weiterhin jede Woche aktualisieren. Seit März 2008 verhängte die kubanische Regierung eine Zensur auf meinen Blog, wodurch er in Kuba für die Öffentlichkeit im Internet nicht zugänglich ist. Deshalb brauche ich die Solidarität von Freunden außerhalb der Insel, um meine Texte ins Netz zu stellen. Dank der freiwilligen Arbeit vieler anderer wird Generation Y in 15 Sprachen übersetzt. Mein persönlicher Exorzismus ließ mich im Mai 2008 den Preis „Ortega y Gasset“ im Bereich des digitalen Journalismus gewinnen. Ich wurde vom Time-Magazin in der Kategorie „Helden und Pioniere“ unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt gewählt und mein Internettagebuch wurde unter die 25 besten Blogs der Welt aufgenommen, ebenfalls von derselben Zeitschrift zusammen mit CNN. Ich gewann den Preis der Jury in dem spanischen Wettbewerb „Bitacoras“ und die größte Auszeichnung bei den damit verbundenen Preisen „The BOBs“, an denen mehr als 12 Millionen Bewerber aus der ganzen Welt teilnahmen. Die Wochenbeilage der Zeitung El País veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 30. November eine Auswahl der 100 bemerkenswertesten hispanoamerikanischen Persönlichkeiten des Jahres. Die Zeitschrift „Foreign Policy“ wählte im Dezember die 10 wichtigsten Intellektuellen des Jahres, dasselbe machte die angesehene mexikanische Zeitschrift „Gato Pardo“. Meine Wenigkeit findet sich auf all diesen Listen. Das ist viel mehr, als ich mir je hätte träumen lassen, als ich Sätze aneinander zu reihen begann, um meinen ersten Artikel hoch zu laden.
Posted on: Fri, 28 Jun 2013 20:10:22 +0000

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