hIDe, behind your own ID Deutsch Einem Bild zu begegnen, es - TopicsExpress



          

hIDe, behind your own ID Deutsch Einem Bild zu begegnen, es ohne vorgefasste Schemata zu überfliegen und davor stehend rationale Fesseln abzuwerfen, es als einzigen Weg zur Deutung subtiler Hinweise auf etwas jenseits davon zu betrachten, dessen Gegenwart intuitiv erkennbar ist – das ist das Tor zu HIDE, behind your own ID. Dies sei die Einladung, die Grenze des Offensichtlichen zu überschreiten und dabei über seine Essenz nach zu sinnen: ein bizarres Beziehungsdreieck… jedoch ohne es zu beurteilen. Jedes Kunstwerk stellt ein Beziehungsdreieck zwischen dem Künstler, dem Model und dem Eigentümer dar. Letzterer allein verfügt über die Macht, das im Kunstwerk verborgene Geheimnis zu lüften, das dem Betrachter von der fotografischen Komposition dargeboten wird. Ihr Leben lang werden die Drei von diesem Band zusammen gehalten. Jedes Bild hat ein bizarres Liebesdreieck inne, dem die Prämisse voraus geht, diese Art der Liebe als Eros zu definieren, den angeborenen primären Lebenstrieb, multipel und multidirektional. Jedoch birgt dieser Antrieb mehr in sich, u.a. den Anstoss, über den zwischen den 80er und 90er Jahren weltumfassenden Raum zu reflektieren, zum Teil gekennzeichnet von dem Wunsch Einiger nach Freiheit, Gewaltlosigkeit, mehr Solidarität, sozialen Veränderungen, geprägt vom Imagine-Ideal: “Imagine theres no heaven/Its easy if you try/No hell below us/Above us only sky/Imagine all the people/Living for today...” Internet war verfügbar für alle und, neben anderen schwerwiegenden Gründen, die man in diesem Raum nicht erörtern möchte, die Möglichkeit schlechthin, sich Zugang zu verschaffen und mit anderen zu teilen. Aus dieser Perspektive ging dieses Arkadien allmählich unter und verwandelte sich in einen unsicheren Ort, an dem Teilen zwar nett, aber nicht willkürlich war. Dieses Kunstprojekt ist ein Gebilde aus zwanzig Werken, denen von Josef Karl Zusammenhang und Bedeutung verliehen werden. Dessen Zweck ist erfüllt, sobald sich ein Dreieck bildet und ab diesem Moment ähnlich einer Flussdelta, deren Arme sich teilen und in eine Vielzahl von Strömen auffächern, sich diverse Möglichkeiten dieses Rätsels und dessen, was damit geschehen kann, öffnen. Ebenfalls ist er erfüllt, wenn sich der Empfänger Fragen stellt oder dem Autor zustimmt oder widerspricht, noch besser jedesmal wenn sein Verstand aus welchem Grund auch immer in Bewegung kommt, denn die Palette der Reize, die uns zum Denken an-stoßen, ist abundant. Es ist wohl zulässig, klar zu stellen, dass die Intention des Künstlers stets integrativ ist und der Gebrauch des Geheimnisses dem Wunsch entspringt, die Neugier des Betrachters zu wecken. “Der Käufer dieses Unikats ist wie Ehemann oder Lebenspartner des Models, weil nur er in das Geheimnis hinter dem Pass eingeweiht ist und dieses Geheimnis in Form ihres mit Klettband befestigten Passes fassen kann. Er kann ihn leicht abnehmen und das Model enthüllen… In Museen und Galerien dürfen Werke nicht berührt werden, somit kann keiner das Verborgene sehen.” J.K. Das tragende Konzept von HIDE ist vorwiegend mimetisch im von Aristoteles in seiner Poetik beschriebenen Sinne, den die Mimesis steht in direktem Zusammenhang mit Leben als Verlauf der Ereignisse. Dies äußert sich im Text in Bezug auf verschiedene Kunstformen literarischer und nicht literarischer Art, wie z. B. Tragödie, deren vorrangiger Zweck nach dem griechischen Philosophen in der Nachahmung der Lebensereignisse des Menschen besteht. Auch hat es eine spielerische Komponente inne, schattiert von Erotik… verknüpft mit dem verborgenen Mysterium hinter den Identifizierungsdokumenten, und gerade das Element der Identifizierung (ID) ist in den letzten Jahren zu Karls Unterschrift geworden. Da das soziale System schon seit frühen Zeiten solche Dokumente als Nachweis der Rechtgültigkeit einer Identität oder eines Objektes eingeführt und anerkannt hat, nahm es der Künstler als Mittel zur Gewährleistung der Einzigartigkeit und folgend der Echtheit jedes seiner Werke. “Ich dachte darüber nach, wie man ein Kunstwerk fälschungssicher machen könnte. Dabei kam mir in den Sinn, dass Pässe und andere Ausweise (IDs) genau über diese Eigenschaft verfügen, und ich kam auf die Idee, damit meine Werke zu kennzeichnen. So wurde ich zum Künstler, der Ausweise (IDs) als Markenzeichen verwendet, um sicher zu stellen, dass jedes meiner Kunstwerke ein Unikat ist.” J.K. Diese Ideen implizieren die Position des Künstlers zu seinen eigenen Werken und zur Kunst eines gewissen historischen Rahmens, des Jetzt, und bilden somit seine Ars Pictorica. Letzters Konzept ist analog zur literarischen Ars Poetica zu verstehen, einer Reflexion über die Literatur im Ganzen und das eigene Werk, üblicherweise, jedoch nicht ausschließlich, unter Anwendung des lyrischen Genres als Ausdrucksmittel. In dieser Form kann man die Stellung des Künstlers innerhalb der Sphere der Kunst strukturalistisch betrachten, in der er durch Kontrast und Ähnlichkeit konzeptionelle Beziehungen zu anderen Formen der Ästhetik und somit zu anderen Künstlern etabliert, und so seinen Platz darin festlegt: “Für mich ist jedes menschliche Wesen ein Kunstwerk. Jeder Mensch könnte wie Mona Lisa in einem Museum als Meisterwerk ausgestellt werden, um die Tragweite seiner Existenz durch die Zeit zu überliefern.” J.K. Die Schönheit, der der Künstler begegnet, hat einen Berührungspunkt mit dem oben genannten Text von Aristoteles. Das Konzept beruht auf der Idee, dass die Kunst das von der Natur gegebene stilisiert. Aristoteles stellt eine alte Analogie her (soll heißen, die genannte Analogie war nicht innovativ, sondern bereits bekannt) zwischen Schönheit und Harmonie, dem Gleichgewicht, indem er sie als Verbindung und Synonym der Moral versteht. Für Josef Karl ist die Schönheit nicht an die (von außen erkennbaren) Tugenden der Menschen, sondern an ihr inneres Leben gebunden. Mit einer Kamera festgehalten und in HIDE mit abstrakten Neonstrichen verfeinert, findet sie den Weg nach außen. “FÜR MICH IST KUNST MEHR ALS DAS VISUELL BEGREIFBARE” J.K. Es gibt Dinge, die nehmen einen in ihren Bann vom ersten Blick an… kompromisslos, wie mit Latein: “Man liebt es oder man hasst es, es gibt keinen Mittelweg”. Diese Meinung teilen viele, und Beispiele dafür reichen vom Sublimen bis zum Simpelsten, was man sich vorstellen kann. So ist es mit den Bildenden Künsten. Für Josef Karl z. B. stellen sie die Bezauberung durch existenzielle Befreiung dar. Folglich ist für ihn das Festhalten der Bilder ein sinnliches Erlebnis, bei dem er sich mit weit geöffneten Augen von der Schönheit blenden lässt, die die abgebildeten Personen ausstrahlen. Der Entstehungsprozess ist fast ein Spiel der Verführung, das mit der Modelsuche beginnt: die Faszination eines Blickes, die Körperform, die Haltung. Es gibt kein Profil nach Alter, Körperbau oder Haarfarbe, denn was Karl verfolgt ist Kosmopolitismus. Seine Suche führt ihn dabei von grafischen Publikationen über Modelagenturen und Internet auf die Straßen. Findet sich eine Frau, die sein Interesse geweckt hat, folgt unausweichlich die logische Frage nach einem abgelaufenen Ausweis, denn dies ist das unabdingbare Requisit für die Kreierung eines Unikats. Es beginnt ein langmütiges Kauderwelsch an E-Mails zur Projekterklärung, und in diesem Wechsel steigt das Gefallen. “Wenn es Feedback gibt, frage ich sie nach einer Geschichte aus ihrem Leben, die sie mir erzählen möchten.” J. K. Die körperliche Anspannung steigt, wenn der Zeitpunkt des Shootings näher rückt, denn die Komposition muss geplant werden. Mit dem Geheimnis im Hinterkopf betrachtet er eingehend den Körper des Models auf der Suche nach einer Pose, die in irgendeinder Form die abgebildte Person mit ihrem Geheimnis verbindet. Zwischen Spaß und Aufregung sucht er nach dem Wesentlichen, das er mit dem Auge der Kamera festhalten möchte. Und dann kommt der Moment, in dem der Auslöser gedrückt wird, der Puls steigt, das Zusammenziehen der Muskeln geht in einen Krampf über, die Schüsse schleudern heraus… Josef Karls Liebesakt mit dem Leben durch die Kunst. Für diesen Künstler ist die Kunst ein modus vivendi, ein Weg, das Leben zu verstehen, indem er konsequent handelt, d.h. jedesmal die Entscheidung trifft, seine Zeit in künstlerisches Tun zu investieren. Nicht weniger bedeutungsvoll ist sein Entschluss, jedes Projekt mit all den wirtschaftlichen Details zu finanzieren, die heutzutage die Kunstwelt umgeben. Es ist das Aufrechterhalten der Flamme der Erinnerung an seinen Sohn, den es nicht mehr gibt, das Bestreben, ihn mit Kreativität zu ehren. ICH MAG DICH LIEBER AUßERHALB DES FOKUS…UNERREICHBAR Über die Kunstbilder wurde bereits viel gesagt und geschrieben; diese sind auch Gegenstand dieser Ausführung, die darauf ausgerichtet ist, dem Empfänger dieser Botschaft einen alternativen Weg zu vermitteln, Kunstbildern zu begegnen, z. B. unter Anwendung der Konzepte antiker Philosophen, deren Triftigkeit sie zu einem produktiven Werkzeug der Analyse sowie zum Hobby für die Vorstellungskraft gemacht hat. In seinem Lehrgedicht Über die Natur der Dinge (De Rerum Natura) behandelt Lukrez die Materie, aus der Dinge bestehen und schreibt, „alle Körper verströmen zu allen Zeiten Bilder oder Phantome (simulacra), und diese werden von unseren Sinnen wahrgenommen und erzeugen darin Impressionen“. So werden bei der Betrachtung diverser Phantome ausgesendete Anreize zum Medium, das die Übersetzung des Geheimnisses erleichtert; man muss sich nur davon hinreißen lassen ohne zu viel darüber zu diskutieren. Der bevorzugte Sinn dabei ist das Sehen, das in einem bestimmten Zeitrahmen einem Rhythmus folgend sich wiederholende Strecken durchläuft. In diesem Kommen und Gehen der Augen wird das Bild erlebt, von Gefühlen umgeben, denn seine Natur ist immer mehr als was die Worte ausdrücken können… Es ist weiß und schwarz, fließend zwischen verschiedenen Facetten des Grau. In HIDE berichten die Bilder von einer Lebenssituation, manchmal im Raupenstadium, indem sie eine Willensäußerung darstellen, und manchmal, indem sie eine Tat festhalten, die zwar in der Vergangenheit stattfand, aber deren Folgen bis zur Gegenwart reichen. Ab dieser Stelle gibt es ein piktorisches Ich – Josef Karl, der sich durch eine Botschaft an den Betrachter ausdrückt, indem er den Körpern mit einem neonfarbigen Erguss eine neue Form verleiht, die folglich das ursprünglich Ausgedrückte verändert und in einem neuen Kunstwerk erstrahlt. Am Anfang des Werkes vergöttert der griechische Philosoph Venus, nimmt die mit Liebe und Leidenschaft in Verbindung stehende Göttin sie als Muse und bezeichnet sie als “Aeneadum genetrix, hominum divuomque voluptas, alma Venus” (Mutter der Aeneaden, o Wonne der Menschen und Götter, Holde Venus). Dies impliziert seine ursprüngliche Einstellung zur Gestaltung der Anrede, weil nach den Formregeln der griechischen Tradition appelliert man üblicherweise an die Musen, damit diese für einen Gott singen, und manchmal sind die Musen selbst das Leitmotiv des Liedes. Interessant hier jedoch ist dass mit der Wahl der Göttin der Liebe, Mutter der Nachkommen Aeneas’, er ihre Macht anspricht, einen ganzen Stamm zu schaffen, an die unglaubliche Kraft ihrer Fähigkeit, mit Freude zu kreieren. Wie Lukrez, hat auch Karl eine Quelle der Inspiration, die Zauberformel, wohlgenährt von der Seele, eine Muse genetrix, die ihn von ihrer Sinnlichkeit umhüllt und mit einem uralten mystischen Ritual in ihm einen künstlerischen Paroxysmus auslöst und ihn zu den ursprünglichen Formen der Kunst wie Handnegative in einer Höhle führt. So entdeckt der Künstler mit seiner Muse und durch sie verschiedene Wege, in seine Werke zu entfließen und mit ihrer Hilfe reflektieren, fühlen, atmen und dabei die Welt offenbaren, die Welt erzählen. Durch dieses Teilen des eigenen Werkes mit Anderen verwirklicht er den Grund seiner Existenz. Was er teilt ist die Haltung, der Blick, die Geste – das Bild, und so wird in einer synchronischen reproduktiven Kette aus dem Ich ein Du. Aus der Perspektive der angebotenen Analyse muss man HIDE als einen Chronotopos sehen, der gleichzeitig aus mehreren Sub-Chronotopoi besteht. Dieses Theoriekonzept wurde von Michail Bachtin entwickelt und ist die Kreuzung der Raum- und Zeitkoordinaten, die die Gesetze der Realität festlegen. Chronotopos ist eine Art Zusammenhang zwischen den zeitlichen und örtlichen Parametern eines Kunstwerks. So besteht der Hauptchronotop aus einem Haupt-topos (Ort): den Bildern in schwarz-weiß, die “von einer Lebenssituation berichten” und mit der wesentlichen Natur des Seins verknüpft sind, die in die fortschreitende Gegenwart verwandelt wird und sozusagen aus Augenblicken besteht. Somit beobachtet jeder Sub-Chronotop als Teil des Fachwerks die Metamorphose durch den Farbausbruch, in der jede Pose einen einzelnen Raum in einem einzelnen Augenblick der fortschreitenden Gegenwart darstellt. Essay hIDe - behind your own ID © by Marcela Aiello, 2013 Ina Ra Jenny Jung La Macra Uzie Julian Hafner Marcela Aiello Agata Grodek Su Hernandez Tiffany Galea Eli Sa Tanya Kononenko Gloria Gray Diane Amah Melissa Mady Weiser Natalie Galitski Aylin Calida
Posted on: Sun, 01 Dec 2013 18:31:30 +0000

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