„…ihr Wissen wurde so verdorben.“ „Ich traf einige Gelehrte, deren Umstände und Tiefe an Wissen von unterschiedlicher Natur war. Der Segensreichste unter ihnen war in meinen Augen jener, der auf der Grundlage seines Wissens handelte, selbst wenn andere wissender waren als er. Ich traf eine Gruppe von Gelehrten des Hadith, die Überlieferungen auswendig wussten und diese kannten. Trotzdem pflegten sie, unter dem Deckmantel des Jarh und Ta’dil (Kritik an Überlieferern), üble Nachrede zu betreiben, und sie pflegten auch, Geld für die Überlieferung von Hadith zu verlangen. Genauso beeilten sie sich, Fragen zu beantworten, selbst wenn sie dies dazu brachte, einen Fehler zu begehen, da sie fürchteten, ihren Status (in den Augen der Menschen) zu verlieren. Ich traf ‘Abd al-Wahhab al-Anmati und er hatte das Verhalten der Vorfahren (Salaf) inne. In seinen Versammlungen gab es keine üble Nachrede und er begehrte niemals einen Lohn für das Zuhören (und überliefern) eines Hadith. Wenn ich ihm einen berührenden Hadith vortrug, weinte er freigiebig. Es bewegte mein Herz und baute es auf, und ich war sehr jung zu jener Zeit. Er war einfach nur wie jene Gelehrten, von deren Beschreibung wir in (klassischen) Texten gehört hatten. Ich traf Shaykh Mansur al-Jawaliqi; er war bekannt für sein Schweigen, seine große Vorsicht in dem, was er sagte, und seine Präzision und Authentizität (im Wissen). Er wurde etwas gefragt und die Antwort war sogar einem Kind klar, dennoch hielt er sich zurück bis er sich sicher war (in ihrer Korrektheit). Er pflegte viel zu fasten und vieles schweigsam zu beobachten. Ich zog aus diesen beiden Männern mehr Nutzen als von anderen. Ich kam zu dem Verständnis, dass die Führung von Menschen durch die eigenen Taten bedeutsamer und inspirierender war als die Führung von ihnen nur durch Worte. Ich sah Gelehrte, deren Zurückgezogenheit nur aus Witz und Spiel bestand, sodass sich ihre Herzen diesen zuwendeten und das Wissen, das sie gesammelt hatten, wurde so verdorben. Die Menschen zogen nur wenig Nutzen aus ihnen in ihrem Leben und nach ihrem Tod wurden sie vergessen und kaum jemand beachtete ihre Werke und Schriften. Deshalb fürchte Allah, wenn es darum geht, nach Wissen zu handeln, denn dies ist das wichtigste Fundament. Der Verarmte ist wahrlich derjenige, der sein Leben damit verbringt, nach Wissen zu suchen, nach dem er nicht handelt, wodurch er sowohl die Freude in diesem Leben als auch das Gute im Jenseits verpasst. Dann geht er als Ruinierter (ins Jenseits) über, mit einer großen Last an Beweisen gegen ihn. [ Aus „Sayd al-Khatir“ von Ibn al-Jawzi rahimahullah]
Posted on: Fri, 16 Aug 2013 22:08:51 +0000
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