#kreidetag 122 (gestern): schwerpunkt heute neben der fast - TopicsExpress



          

#kreidetag 122 (gestern): schwerpunkt heute neben der fast schon routinemässigen campus westend-fachhochschule frankfurt kreide-runde: zettel verteilen. mein prominentestes opfer: peter feldmann, oberbürgermeister von frankfurt. cooler typ. er hält ne kurze rede, um die veranstaltungsreihe nachhaltigkeit - eine globale herausforderung an der fachhochschule zu eröffnen. ein anderer vorredner, umweltreferent seines zeichens, lästert über angela merkel und die geschenke an die automobilindustrie und erheischt so das wohlwollen des publikums. junge, wenn du wüsstest, dass laut world watch institute verkehr nur 14% der klimaschädlichen emissionen ausmachen und tierzucht über 50%, dann würdest du anders reden. aber ich halte ausnahmsweise mal meine klappe. verschiebe meinen einsatz auf später. der oberbürgermeister hört sich den vortrag über das leben im ökodorf sieben linden sogar eine stunde lang an. ich flüster ihm zu, dass ich mich freuen würde, wenn er anschliessend noch kurz zeit hätte für mich. als er still und leise den raum verlässt, folgen ihm zwei leute. ein café betreiber der FH, der den bürgermeister laut eigener aussage mit einem milchkaffee bestechen will. was denn für ne bestechung, denk ich mir, will der ne günstigere miete für sein café? nach der zweiten person sucht herr feldmann sogar persönlich. da war doch jemand, der mit mir sprechen wollte. - das nenn ich bürgernähe. ich weiss, politiker haben nicht viel zeit, also muss ich sofort auf den punkt kommen. ich stelle mich kurz vor und greife das thema der nachhaltigkeit in meiner frage auf: am effektivsten können wir das klima und die ressourcen schonen durch unser tägliches essen retten. was hat die stadt für möglichkeiten, ihren bürgern, bzw. studenten klimafreundliches essen, also pflanzliche kost, schmackhaft zu machen? er deutet dem umweltreferenten an, dass es wohl etwas länger dauert und verabschiedet sich von ihm. sie sind demnach vegetarier oder veganer? - mei, jetzt will er auch diese schublade. veganer. kurzvortrag über milch folgt. bei der verbindung zum haarausfall wird er hellhörig. er deutet auf den geschenkten milchkaffee und zwinkert dann ist dieses geschenk wohl eher eine mitgift? - herrlich, der mann denkt mit. ich erwarte von ihm keine zusagen oder versprechungen. es ist einfach wichtig, ein thema von verschiedenen seiten zu hören. irgendwann kommt es dann an und wird aufgegriffen und bearbeitet. wenn man allerdings immer nur still ist oder unter seinesgleichen jammert, ändert sich nichts. ich schreib ihm gabel statt skalpell kostenlos im netz auf dailymotion auf einen zettel und verweise darauf, dass dieser film einen metzger in bornheim aus gesundheitlichen gründen von heute auf morgen zum veganer gemacht hat. der spiegel hat ja gestern auch getitel das schweinesystem - wie uns die fleischindustrie krank macht - der ältere grosse mann neben ihm, sein fahrer, nickt ihm zu. ja, das stimmt. peter feldmann selbst ist kleiner als ich und das gibts bei 1,73 körpergrösse nicht so oft. sehr sympathisch und perfekte manieren, dieser kleine oberbürgermeister. er entschuldigt sich, dass er jetzt mal auf die toillette müsste. während des vortrages über das selbstversorger ökodorf kichern die studenten über das kompostklo und verschränken die arme bei handyfreier zone. das dorf hat die übereinkunft, dass keine tiere geschlachtet werden dürfen. sie benutzen sechs pferde als ackerhilfe. manche dorfbewohner kaufen sich milch oder schokolade beim netto. und irgendwie klappt es mit der autarkie dann doch nicht so ganz. viele dorfbewohner müssen ausserhalb arbeiten, um ihre ökologisch vorbildlichen stroh-lehm-ballen-häuser zu finanzieren. für warmen wohnraum im bauwagen und essen und DSL benötigen sie im monat ca. 600 euro. auch der eigene wasserkreislauf wird in frage gestellt, seitdem klar ist, dass das funktionieren von einer einzigen kompetenten person abhängt. was, wenn werner nicht mehr da ist. es ist spannend zu sehen, wie sich diese kleine gesellschaft bildet mit all den institutionen die man aus der grossen welt kennt: versorgung, wohnen, schule, gesetze, versammlungen, aufgabenverteilung, politik, durchsetzung der gesetze, sanktionen etc. spannend ist auch zu verfolgen, wie sich dieses selbstversorger dorf sukzessive wieder der normalen gesellschaft anpasst. noch spannender ist aber die frage, was die grossstädte von diesen pionieren des wandels, den change agents, deren ökologischer fussabdruck zwei drittel kleiner ist als unserer, lernen können. wie werden wir zu transition towns? wie schaffen wir es, das tempo der zerstörung zu drosseln? am zuverlässigsten und einfachsten sicherlich in der frage der ernährung, mit dem grösstmöglichen profit für uns selbst. wir sollten wieder egoistischer denken und uns nicht so sehr verarschen lassen.
Posted on: Thu, 24 Oct 2013 15:55:39 +0000

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