Briefauszug von Heinrich Schirmbeck an Hanne Kühl-Torbeck Den - TopicsExpress



          

Briefauszug von Heinrich Schirmbeck an Hanne Kühl-Torbeck Den 28.12.1981 Liebe Hanne, vielen lieben Dank für Deine Weihnachts-und Neujahrswünsche. Ich bin in diesem Jahr wegen meines Engagements für die Friedensbewegung ( Appelle, Aufrufe, Analysen, Studien, die in vielen Zeitschriften und Kongreß-Sammelbänden veröffentlicht wurden und in den Bonner Ministerien, aber auch in Moskau, diskutiert wurden ) etwas in Eile geraten. Mit gesonderter Post werde ich Dir einige Unterlagen schicken....... Meine Mutter wird im März 90. Im Sommer war sie ja wieder- wie Du weißt - einige Tage bei mir auf der Rosenhöhe, aber ihr Zustand ist bedenklich. Ich telefoniere jeden Tag mit ihr und höre mir ihre Beschwerden an. Gottseidank hat sie einige Nachbarn, die hin und wieder zu ihr hereinschauen und für sie Besorgungen machen..... Sie bildet die letzte Brücke zu meiner Kindheit und Jugend, in die ich mich, je älter ich werde, immer mehr zurückversetze.... In Recklinghausen lebte ich, vom Dortmunder Kongreß kommend, drei Tage in fast familiärer Gemeinschaft mit meinem Jugendfreud D. und dessen Frau und Tochter. Da merkte ich erst richtig, was ich hier seit vielen Jahren entbehre. Als ich die Rosenhöhe gestern wieder betrat, fiel mir die Einsamkeit schwer auf`s Gemüt. Ich will so nicht weiterleben. Hier in Darmstadt habe ich nicht einen einzigen Menschen, bei dem ich mich geborgen fühlen könnte. Ich würde mich freuen, Hannele, wenn Du mich wieder besuchen kommst. Außerdem habe ich wieder heftige Meeressehnsucht. Aber ich mag nicht alleine fahren und dann noch einsamer sein, als ich hier schon bin. Ich möchte mit Dir auch einmal nach Irland fahren und dann wieder in unser geliebtes Lönstrup...... Es wird ein 500-Seiten-Band Ausgewählte Erzählungen von mir vorbereitet. Robert Jungk will das Vorwort dazu schreiben. Er meint, ich sei meiner Zeit um ein halbes Jahrhundert voraus gewesen und müsse von der Zeit erst einmal eingeholt werden. Gleichzeitig soll mein Briefwechsel mit Peter Suhrkamp aus den vierziger Jahren, der sich auf diese Erzählungen bezieht, mit einem literarischen Suhrkamp-Porträt aus meiner Feder erscheinen. Aber noch viele andere Arbeiten, Vorträge usw. müssen erledigt werden, neben der Arbeit am Roman. Ich möchte aber einiges davon in Dänemark erledigen und es wäre schön, wenn Du mitkämest, damit ich nicht so allein bin. Überlege mal alles . Sei für heute ganz lieb gegrüßt von Deinem Heinz Auszug aus: Heinrich Schirmbeck, Ein Leben für die Zukunft.... Kapitel: Bildnis der Mutter ....In all diesem Elend, das ich als Sohn einer armen, mittellosen Kriegerwitwe hautnah zu spüren bekam...war meine Mutter die Wetterfeste und dem Schicksal trotzende Leitfigur, die schließlich immer wieder einen Ausweg aus dem Elend wußte. In der Zeit der größten Nöte stand sie nachts im Kellergeschoß der Feldschule vor riesigen Kupferkesseln, in denen Milch-, Gries-und Kakaosuppen brodelten, die sogenannten Quäkerspeisen - eine barmherzige Stiftung der amerikanischen Quäker - Organisation -, die in den Pausen den hungernden Schulkindern zur Sättigung und Stärkung verabreicht wurden. Manchmal begleitete ich meine Mutter in diese Wunderküche, sah sie mit einem löffelähnlichen Spaten in dem Kesselbrei herumrühren und sich hinterher den Schweiß von der Stirne wischen. Sie war für mich die gute, kittelbeschürzte Fee der Stadt, ein Wesen gewissermaßen von anderer Dimension als ihre Mitmenschen und Nachbarn. Ich war stolz darauf, dass gerade ich, das manchmal etwas ängstliche Kind, ein solches Wesen zur Mutter haben durfte. Dabei war sie völlig anspruchslos, summte kleine Liedchen vor sich hin, nahm mich auf den Schoß und erzählte mir Märchen aus ihrer Kinderzeit., z. B. wie sie dem Nikolaus heimlich die Zuckerprinten und Marzipanstücke aus dem Rucksack nahm und an die Klassenkameraden verteilt habe. Dabei hatte sie kaum dem Unterricht folgen können, denn morgens um fünf warf IHRE Mutter sie aus dem Bett, drückte ihr eine Sichel in die Hand und einen Sack in die Schürzentasche und ließ sie an den Wegrändern Gras für die Kaninchen und Ziegen schneiden. Kam sie um acht Uhr in die Schule, sank ihr Kopf müde auf die Bank und hörte kaum noch etwas von dem, was der Lehrer sagte. Trotzdem lernte sie schreiben und lesen, Lieder singen, Gedichte auswendig hersagen, Geschichten erzählen ohne Ende wie Schehezerade in Tausendundeiner Nacht...... _________ Hanne Kühl-Torbeck
Posted on: Sun, 17 Nov 2013 17:09:16 +0000

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