Das Kürzel LTI für - Lingua Tertii Imperii (Sprache des dritten - TopicsExpress



          

Das Kürzel LTI für - Lingua Tertii Imperii (Sprache des dritten Reiches) - ist der Titel seines „schwierigsten Buches“, wie der jüdisch-deutsche Philologe Victor Klemperer selbst meinte, unter dem er seine während der zwölf Jahre faschistischen Staatsterrors in Deutschland entstandenen Aufzeichnungen herausgab. Es „war in diesen Jahren immer wieder meine Balancierstange, ohne die ich hundert mal abgestürzt wäre. In den Stunden des Ekels und der Hoffnungslosigkeit, in der endlosen Öde mechanischster Fabrikarbeit, an Kranken- und Sterbebetten, an Gräbern, in eigener Bedrängnis, in Momenten äußerster Schmach, bei physisch versagendem Herzen – immer half mir diese Forderung an mich selber: beobachte, studiere, präge dir ein, was geschieht – morgen sieht es schon anders aus, morgen fühlst du es schon anders; halte fest, wie es eben jetzt sich kundgibt und wirkt.“ Seine Arbeit als Sprachwissenschaftler hat dem Dresdener das Überleben ermöglicht, da ihm die Schönheit des Mensch-Seins durch seine Tätigkeit immer bewusst war und in finsterer Zeit auch geblieben ist. Eindrucksvoll hat Klemperer in seinem Tagebuch aufgezeigt, wie mittels der Sprache oder besser ausgedrückt eines stereotyp gebrauchten Vokabulars, Menschen verbrecherisch manipuliert und missbraucht werden können und er stellt in seinen Eintragungen fest (indem er Talleyrands Satz zitiert), die Sprache sei dazu da, die Gedanken des Diplomaten („oder eines schlauen und fragwürdigen Menschen überhaupt“) zu verbergen. Aber genau das Gegenteil hiervon sei richtig: „Was jemand willentlich verbergen“ wolle und „was er unbewusst in sich“ trage, die Sprache bringe es an den Tag. Und genau das sei wohl auch der Sinn der Sentenz: „Le style c’est l’homme; die Aussage eines Menschen mag verlogen sein – im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen.“
Posted on: Tue, 10 Sep 2013 08:06:02 +0000

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