Der Islam ist ein verwesender Kadaver Wie kaum ein nationaler - TopicsExpress



          

Der Islam ist ein verwesender Kadaver Wie kaum ein nationaler Führer hat Mustafa Kemal die Türkei verändert. An seinem 75. Todestag werden ihn die Türken einmal mehr ehren. Aber der Islam, den er verteufelte, ist längst zurückgekehrt. Von Florian Stark Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938) – Stationen1/6 Foto: picture alliance / IMAGNO/Austri Die türkische Verfassung schreibt ihn als unsterblichen Führer und unvergleichlichen Helden der Nation fest, Paragraf 5816 stellt die Beleidigung Mustafa Kemals unter Strafe: Mustafa Kemal Atatürk (r.) um 1934. Bilder teilen Bildergalerie teilen WEITERFÜHRENDE LINKS Vorkämpfer des Islam: Wofür Erdogan den Taksim-Platz räumen lässt Kemalismus: Atatürk – Erdogans großes Vor- und Feindbild Gallipoli 1915: Sieger Atatürk wird zum Vorkämpfer des Islam Historischer Tag: Politikerinnen mit Kopftuch im türkischen Parlament THEMEN Recep Tayyip Erdogan Islam Islamismus Kemal Atatürk Sollte ich eines Tages großen Einfluss oder Macht besitzen, halte ich es für das Beste, unsere Gesellschaft schlagartig – sofort und in kürzester Zeit – zu verändern. Denn im Gegensatz zu anderen glaube ich nicht, dass sich die Veränderung erreichen lässt, indem die Ungebildeten nur schrittweise auf ein höheres Niveau geführt werden ... Nicht ich darf mich ihnen, sondern sie müssen sich mir annähern. An diesem Sonntag werden sie es wieder tun. Punkt fünf nach neun werden die Schiffssirenen im Hafen von Istanbul über den Bosporus dröhnen. Der Verkehr in Ankara oder Izmir steht dann still, und die Menschen verharren vor seinen allgegenwärtigen Porträts, seinen Statuen und Büsten. Die Türkei begeht den 75. Todestag ihres Staatsgründers Mustafa Kemal (1881-1938), der schon zu Lebzeiten Atatürk, Vater der Türken, genannt wurde. Denn ohne den General, der die griechischen Invasoren besiegte und anschließend den Nationalstaat begründete, wäre die türkische Republik nicht denkbar. Allerdings hat sich sein Bild in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Das zeigten Mitte des Jahres die Machtkämpfe auf dem Taksim-Platz im Herzen Istanbuls. Da steht zum einen das Denkmal der Republik, zum anderen liegt da der Gezi-Park, auf dem die AKP des amtierenden Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Kaserne der Janitscharen restaurieren will, der Elitetruppe der Sultane. Die hatte Kemal Pascha mit Brachialgewalt entsorgt. In diesem Sommer entsorgte Erdogan dagegen die Demonstranten, die den Gezi-Park erhalten wollten, und drohte ihnen mit seinem islamistischen Anhang aus den Bergdörfern Anatoliens. Tabubruch Frauen mit Kopftuch im türkischen Parlament Foto: AFP Wie sich am 29. Oktober alljährlich Türken vor dem Mausoleum Atatürks in Ankara versammeln (Foto), um der Gründung des Staates zu gedenken, werden sie das auch zum 75. Todestag des Staatsgründers am 10. November tun Er liebte Frauen, hasste Widerspruch Dennoch steht die Verunglimpfung Atatürks in der Türkei immer noch unter Strafe. Und Türken aller politischer Couleur werden sich am Sonntag vor seinem Andenken verneigen. Denn noch immer können sie sich seinem übermenschlichen Bild nicht entziehen. Ein Soldat, wie ihn die Geschichte alle Jahrhunderte nur einmal hervorbringt, nannte ihn sein Gegner, der britische Kriegspremier Lloyd George. Mustafa Kemal tat vieles im Übermaß. Er hielt Reden, die einen Tag dauerten. Sein Raki-Konsum war wohl ein Grund für seinen frühen Tod. Er liebte Frauen, hasste Widerspruch, Dummheit, Menschen, die seinem Tempo nicht gewachsen waren. Seine Soldaten führte er mit den Worten: Ich befehle euch zu sterben. Und sie taten dies zu Hunderttausenden, als er 1915 die Halbinsel Gallipoli gegen die Invasionstruppen des Britischen Empire verteidigte. Er war ein Mann, ein ganzes Volk zu verändern. Und doch ein Einzelgänger. Vielleicht war es die Jugend an den intellektuellen und politischen Grenzen, die Kemal so geprägt hat. 1881 als Sohn eines Holzhändlers in Saloniki geboren, lernte er die Labilität der Zeitläufte am eigenen Leibe kennen. In Saloniki überschnitten sich die nationalistischen Begehrlichkeiten aller Balkanvölker. Hier wurde Kemal von den Ideen der modernsten Institution des Reiches überwältigt: der Armee. Nach alter islamischer Tradition wurde diese Armee wie ein Fremdkörper in der Gesellschaft gehalten, politische Reformen wie die Verfassung von 1876 waren längst wieder kassiert worden. Dass dagegen nur grundlegende Veränderungen auf allen Gebieten das Reich zukunftstauglich machen würden, wurde zur Überzeugung der militärischen Modernisierer, der Jungtürken, die im Kampf gegen die abtrünnigen Nationen des Reiches ihren eigenen, türkischen Nationalismus entdeckten. Sieg über die Invasoren Den sollte Kemal später zum Prinzip erheben. Gleichwohl hielt der schulische Überflieger und Aufsteiger Distanz zu den Jungtürken. Dafür wurde er auf ferne oder unbedeutende Posten abgeschoben. Selbst den entscheidenden Karriereschritt verdankte er nicht einem einflussreichen Netzwerk, sondern dem Ersten Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill. Der wollte 1915 mit dem Durchbruch durch die Dardanellen den Ersten Weltkrieg entscheiden, doch wurde seine Flotte in den Minenfeldern aufgerieben. Bei der anschließenden Landung bei Gallipoli erreichte der Kommandeur der türkischen Verteidiger wenige Minuten vor den anstürmenden Briten die das Schlachtfeld beherrschenden Höhen. Damit sorgte Mustafa Kemal Atatürk für den einzigen türkischen Sieg des Krieges, wurde zum General befördert, avancierte zum Idol der Soldaten. Kemals eigentliche Stunde schlug nach der Niederlage von 1918, als die Sieger des Weltkriegs das Osmanische Weltreich liquidierten und die griechische Armee zum Eroberungszug durch Anatolien ansetzte. Kemal organisierte den Widerstand und schlug die Invasoren vernichtend. Am Ende mussten mehr als 1,5 Millionen Griechen Kleinasien und eine Million Türken Griechenland verlassen. Dass es dabei auch zu Massakern an Zehntausenden Griechen und Armeniern kam – von denen Kemal zumindest gewusst haben muss – verschweigt die Atatürk-Legende bis heute. Kemal wurde 1923 erster Präsident der neuen türkischen Republik. Sein Credo würde heute in der islamischen Welt zu gewalttätigen Ausschreitungen führen: Der Islam gehört auf den Müllhaufen de Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. Ein hemmungsloser Personenkult In gewisser Weise erinnert Atatürk an den russischen Zaren Peter, der sein Volk auch in die Zukunft prügelte, ohne dabei auf seine Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Wie jener verbot er sogar die traditionelle Kopfbedeckung, in diesem Fall den Fez. Atatürk schloss Derwischklöster und Religionsschulen, ließ den Koran ins Türkische übersetzen, führte das lateinische Alphabet ein, proklamierte anlässlich seiner Heirat gleich die Zivilehe und dekretierte sogar eine innerstaatliche Opposition. Den Schleier verbannte er aus der Öffentlichkeit und gab den Frauen gleiche Rechte. Alles was auf der Welt entsteht, ist das Werk von Frauen, soll er einmal gesagt haben. Die Kehrseite des Kemalismus waren ein hemmungsloser Personenkult, ein brutales Vorgehen gegen Kritiker und aufmüpfige Minderheiten wie die Kurden, eine scheindemokratisch legitimierte Autokratie und die Rolle der Armee, die sich als Erbe der Macht und Wächter über das Erbe Atatürks begriff. Seit den 1980er Jahren kehrt jedoch die Religion nach Anatolien zurück, massiv sogar unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und seiner AKP. Sie machen kein Hehl aus ihrer Abneigung Atatürks und seines Reformwerks. Vor einigen Tagen durften erstmals weibliche Abgeordnete mit Kopftuch im türkischen Parlament auftreten. Sein Sieg bei Gallipoli wird mittlerweile zu einem Triumph des Islam umgedeutet. Der Vater der Türken würde sich im Grabe umdrehen. Ä
Posted on: Sat, 23 Nov 2013 22:13:12 +0000

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