Die Selbstvergiftung der Gesellschaft durch Massenkommunikation - TopicsExpress



          

Die Selbstvergiftung der Gesellschaft durch Massenkommunikation bildet ein Phänomen & die Erzeugung von Massenwahnzuständen - als den Versuch, die Bevölkerung in eine zu ihrer Selbstzerstörung hinreichende, durch Verlangen nach Superbefriedigungen überladene ekstatische Atmosphäre einzutauchen. Unter der totalitären Zeichenglocke inhalieren die Menschen ihre zur öffentlichen Meinung gewordenen eigenen Lügen & bewegen sich freiwillig-unfrei in einer oppurtunistischen Hypnose. Im Inneren solcher toxischen Atmosphären sind die Einzelnen noch nachdrücklicher als das zu erkennen, was sie auch unter freieren Verhältnissen sind - Schlafwandler, die sich im sozialen Tagtraum ihrer Organisationen wie Ferngesteuerte bewegen. Den Journalisten fällt hierbei die Rolle von Narkoseärzten zu, die über die Stabilität der Kollektivtrance wachen. Die vergesellschafteten Schlafwandler mitsamt ihrer Ausstattung an Freiheitsidentifikationen & Kritik-Einbildungen sammeln sich unter Parolen & Fahnen wie Miteigentümer an Luftschlössern. Die real existierende Gemeinschaft verlangt bedingungslosen Gehorsam als Gegenleistung für die gebotenen oder versprochenen Dienste. Möchtest Du unseren Schutz genießen? Dann gib deine Freiheit ganz oder weitgehend auf. Suchst du echtes Vertrauen? Dann vertraue nur denen, die zur Gemeinschaft gehören. Sehnst du dich nach Verständnis? Dann rede mit Fremden und benutze keine fremden Sprachen. Willst du dich in deinen vier Wänden geborgen fühlen? Dann laß dich nicht mit Fremden ein, verhalte dich unauffällig und denk nicht soviel nach. Sehnst du dich nach Wärme und Geborgenheit? Dann bleib weg vom Fenster und öffne es nicht. De Haken dabei ist, daß die Luft bald unerträglich stickig wird, wenn man diese Anweisungen befolgt. Das Privileg, in einer Gemeinschaft zu leben, hat seinen Preis - und dieser ist nur solange unerheblich, wie die Gemeinschaft ein Traum bleibt. Die Währung, in der dieser Preis zu entrichten ist, heißt Freiheit; man könnte sie ebensogut Autonomie, Recht auf Selbstbehauptung oder Recht auf Individualität nennen. Wie aich immer: man verliert etwas, gewinnt aber auch etwas hinzu. Auf Gemeinschaft verzichten; heißt auf Sicherheit verzichten; der Anschluß an eine Gemeinschaft bedeutet allerdings sehr bald den Verzicht auf Freiheit. Sicherheit und Freiheit sind gleich kostbare und gesuchte Werte, die man besser oder schlechter ausbalancieren, doch kaum je störungsfrei in Einklang bringen kann. Die real existierende Gemeinschaft wird nicht die ihrer Träume sein - eher die ihrer Alpträume: Sie wird ihnen neue Ängste und Unsicherheiten bringen, anstatt die alten zu lindern. Sie wird von ihnen verlangen, die Schwerter zu wetzen und rund um die Uhr auf der Hut; zu sein; sie wird sie jeden Tag wieder zum Kampf rufen, um die Fremden vor den Toren abzuwehren oder die Abtrünnigen in den eigenen Reihen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. --- (Zygmunt Baumann)
Posted on: Wed, 23 Oct 2013 04:57:14 +0000

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