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"Es ist nämlich eine Tatsache, daß die meisten größeren Industriekapitalien bereits über eigene, ausgegliederte Finanzsparten verfügen, mit denen sie einerseits die eigene Kreditvergabe organisieren und andererseits sich über die Finanzmärkte refinanzieren. Es sei nur an die Opelbank, die VW-Bank, die BMW-Bank oder die auf Autokredite spezialisierte "Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe AG" (BDK) mit Sitz in Wuppertal erinnert. Die französische Firma Renault hat beispielsweise über ihre firmeninterne Finanzabteilung „Société Foncière Financières et de Participations“ in den neunziger Jahren das Unternehmen mit „Finanzdienstleistungen“ wettbewerbsfähig gehalten. Eine fein säuberliche Trennung des Kapitals in Industrie- und Finanzkapital hat also keine reale Basis, vielmehr müssen die funktionalen Beziehungen und Überschneidungen beider Sphären berücksichtigt werden – was dann natürlich eine moralisch aufgeladene Aufspaltung in „gutes“ und „böses“ Kapital nicht mehr so einfach zuläßt. Die kapitalistische Krise ausschließlich dem „internationalen Finanzkapital“ in die Schuhe zu schieben ist auch ein überaus alter Ladenhüter, über den sich Karl Marx schon in seinem Artikel „Die Handelskrise in England“ aus dem Jahre 1857 folgendermaßen äußerte: „Wenn Spekulation gegen Ende einer bestimmten Handelsperiode als unmittelbarer Vorläufer des Zusammenbruchs (crash) auftritt, sollte man nicht vergessen, daß die Spekulation selbst in den vorausgehenden Phasen der Periode erzeugt worden ist und daher selbst ein Resultat und eine Erscheinung (accident) und nicht den letzten Grund und das Wesen (the final cause and the substance) darstellt. Die politischen Ökonomen, die vorgeben, die regelmäßigen Zuckungen (spasms) von Industrie und Handel durch Spekulation zu erklären, ähneln der jetzt ausgestorbenen Schule von Naturphilosophen, die das Fieber als den wahren Grund aller Krankheiten ansehe”[1]. Was Elsässer gar nicht bedenkt in seiner monokausalen Welt, sind die Ursachen der Expansion des Finanzkapitals, also die Wachstumskrise, die Überakkumulation des Kapitals, der Investitionsrückgang und die veränderte Struktur der Investitionen[2]. Im Übrigen bewegt sich Elsässer mit seiner Auffassung von der Verursachung der Krise durch das US-Finanzkapital in erlauchter Gesellschaft solch bekannter „Anti-Imperialisten“ wie dem wirtschaftsliberalen Leiter des Münchner Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn, der im Gespräch mit der „FAZ“ beklagt, daß die derzeitige Finanzkrise „nicht auf einem grundsätzlichen Fehler des Kapitalismus basiert“, sondern „viel mehr in der Regulierung des amerikanischen Finanzsystems“[3] bzw. einem US-spezifischen „Glücksrittertum“[4] liege. Der Entlastungsdiskurs über das US-Finanzkapital und die „spekulativen Exzesse“ – vor denen sogar das ultraliberale Österreichische Hayek-Institut ausdrücklich warnt[5] – eint übergreifend all jene gesellschaftlichen Gruppierungen, denen die prinzipiellen Funktionszusammenhänge des kapitalistischen Weltsystems als nicht kritisierbare „Naturgrundlagen“ erscheinen. Offenbar wiederholt sich hier die von Marx bereits in der „Kritik des Gothaer Programms“ konstatierte vulgäre Gesellschaftstheorie, in welcher das Bestehende nur „innerhalb der Grenzen des polizeilich Erlaubten und logisch Unerlaubten“[6] kritisiert wird." trend.infopartisan.net/trd0409/t060409.html
Posted on: Thu, 04 Jul 2013 05:52:41 +0000

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