Hannelore Krafts Verzicht ebnet Gabriel den Weg - DIE - TopicsExpress



          

Hannelore Krafts Verzicht ebnet Gabriel den Weg - DIE WELT Artikel per E-Mail empfehlen Hannelore Krafts Verzicht ebnet Gabriel den Weg Hannelore Krafts Absage fürs Kanzleramt hält die SPD zusammen – und mit ihrer bundespolitischen Bescheidenheit bringt die NRW-Regierungschefin Sigmar Gabriel in Position. Empfänger E-Mail Absender E-Mail Persönliche Nachricht Hannelore Krafts Absage fürs Kanzleramt hält die SPD zusammen – und mit ihrer bundespolitischen Bescheidenheit bringt die NRW-Regierungschefin Sigmar Gabriel in Position. Von Kristian Frigelj und Daniel Friedrich Sturm Sundern hielt mancher in Berlin für eine Masche. Von Sundern spricht Hannelore Kraft immer wieder. Sundern, das muss man wissen, liegt im Sauerland. Dort verbringt Kraft mit Ehemann und Sohn stets den Sommerurlaub. In diesem August nahm sie zum 13. Mal an der Jugendfreizeit des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen teil. Als volksnah wolle sich die Regierungschefin inszenieren, hieß es, als besonders geerdet und bescheiden, als eine Frau, für die es noch etwas anderes gibt außer Politik. Familie etwa, Freunde, Erholung, und ein im Berliner Regierungsviertel eher untypischer Ehrgeiz: das Sportabzeichen möglichst gut zu bestehen. Ich bin schon etwas traurig sagte Kraft, dass durch die neue Reform der Schlagballwurf als meine Lieblingsdisziplin weggefallen ist. Im politisch-medialen Milieu erntet ein solcher Satz normalerweise nur eines: Spott. Solche Reaktionen verderben ihr den Spaß an Berlin, widern sie regelrecht an, steigern ihr ohnehin ziemlich ausgeprägtes Misstrauen. Berlin, das ist für sie eine Chiffre für eher unerfreuliche Zusammenhänge. Berlin, das ist für sie kein Begriff, der glänzt oder gar verlockt. So viel Zeit in Berlin wie noch nie zuvor In den vergangenen Wochen verbrachte Hannelore Kraft so viel Zeit in Berlin wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen erforderten eine Dauerpräsenz an der Spree. Das Foto, das sie mit Unionspolitikern auf dem Balkon des einstigen Reichstagspräsidentenpalais zeigte, wurde oft gedruckt. Es war eine Symbolszene. Unmittelbar nach der Bundestagswahl hatte Kraft ihre Distanz zur großen Koalition sehr, sehr deutlich gezeigt. Nun musste sie dieses Bündnis aushandeln. In Düsseldorf stauten sich die Termine auf. Als sich weitere Verhandlungsnächte ankündigten, entfuhr es Kraft schon einmal, sie habe auch noch 18 Millionen Menschen zu regieren. Doch Hannelore Krafts Fremdeln mit der Hauptstadt und ihren politischen und, nun ja, journalistischen Gegebenheiten hat weit vor diesen Koalitionsverhandlungen begonnen. Dieses Misstrauen gegen Berlin entwickelte sie schon, weit bevor sie zu vor drei Jahren zur Ministerpräsidentin gewählt wurde. Im Jahre 2008 verfolgte Kraft, damals SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, das Kesseltreiben gegen den damaligen SPD-Chef. Das war Kurt Beck, ein erfahrener, lang regierender Ministerpräsident, allgemein geschätzt und überaus beliebt. Fassungslos beobachtete Kraft, wie Berliner Parteifreunde gegen den ins Strudeln geratenen Beck intrigierten, Journalisten mit Interna fütterten und schließlich aus dem Amt trieben. Das politische Berlin – Kraft nimmt es als eine Art Überhitzungsmaschine wahr. Gabriel als nächster Kanzlerkandidat gesetzt Im vergangenen Jahr, als die SPD die Kanzlerkandidatur 2013 vorbereitete, schloss Kraft nicht nur öffentlich ihr Interesse aus. Mit teilweise drastischen Worten rüffelte sie all diejenigen, die sie dafür ins Spiel brachten. Schon damals übrigens sagte Kraft, auch 2017 werde sie nicht zur Verfügung stehen. Gleiches äußerte sie direkt vor der Bundestagswahl, als mancher in der SPD im Falle einer Niederlage den Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel aus dem Weg räumen wollte. Trotz ihrer inhaltlichen Distanz zur großen Koalition – sie hat Gabriel geschützt. Nach der Wahlniederlage war sie die Erste, die betonte, dass man nun beieinander bleiben müsse. Kraft vermied eine Abrechnung mit dem Spitzenpersonal. Ihr endgültiger Verzicht nun gibt den Weg frei für Sigmar Gabriel, der als nächster Kanzlerkandidat gesetzt sein dürfte, wenn denn die Basis für eine große Koalition stimmt. Kraft sei Dank. Ich werde nie als Kanzlerkandidatin antreten Die ständigen Rufe nach ihrer Kandidatur empfand sie als Last, manchmal deutete sie wortlos auf ihre Schultern. Ihr Gesichtsausdruck sagte: Diese Hoffnungen, Erwartungen, Aufforderungen wiegen sehr, sehr schwer. Das war keine Koketterie. Nun wurde sie deutlich wie nie. Nach der Begrüßung durch Fraktionschef Norbert Römer berichtete Kraft bei der Sondersitzung der SPD-Fraktion im Landtag über den aktuellen Sachstand zum Koalitionsvertrag. Man kannte ihre Einschätzung schon, dass sie ihn gut fand. Sie warnte davor, einfach dagegen zu stimmen und zu meinen, dies habe keine Auswirkungen auf die Parteispitze. Dies wäre ein großer Irrtum. Dann wurde es spannend: Sie erwähnte, dass vielleicht einige meinen könnten, sie könne im Notfall einspringen. Doch das komme nicht infrage. Ich werde nie als Kanzlerkandidatin antreten. Ich bleibe in Nordrhein-Westfalen. Darauf könnt ihr Euch verlassen, sagte Kraft laut Abgeordneten. In der NRW-SPD zeigte sich niemand sonderlich überrascht. Der Bochumer Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer sagte der Welt: Es ist nur die Bestätigung dessen, was sie immer gesagt hat. Absage stößt nicht auf Verwunderung Auch in Kreisen der Bundes-SPD stößt die Absage nicht auf Verwunderung. Schon die Terminlage spreche gegen ihre Kanzlerkandidatur, hatte es bereits seit Monaten geheißen. Der nächste Bundestag wird voraussichtlich im Herbst 2017 gewählt, der Landtag in NRW wohl im Mai 2017. Sollte Kraft in NRW kandidieren und sich einen Wechsel nach Berlin offenhalten? Sollte sie ihre Wahl womöglich gewinnen, eine neue rot-grüne Koalition schmieden, um sodann dem Land den Rücken zu kehren? Unmöglich sei beides, hieß es in der SPD. Weniger das Kanzleramt als das Schloss Bellevue reize Kraft, hieß es zuweilen. Doch der nächste Bundespräsident wird im März 2017 gewählt; Joachim Gauck hat sich zur Frage einer zweiten Amtszeit nicht geäußert. Ein unmittelbarer Wechsel Krafts von der NRW-Staatskanzlei ins Bellevue? Eher unwahrscheinlich. Johannes Rau war von seiner Partei gezwungen worden, eine zeitliche Pause zwischen beiden Ämtern einzulegen. Mit ihrer nie-Aussage zur Kanzlerkandidatur hat SPD-Vize Kraft nun bundespolitische Bescheidenheit gezeigt. Ministerpräsidentin des größten und wichtigsten Landes bleibt sie, und ihren Einfluss in der SPD, wo nichts geht gegen NRW, wird sie geltend machen. Mitarbeit: Manuel Bewarder © Axel Springer AG 2013. Alle Rechte vorbehalten KLik Baca selanjutnya : ift.tt/1jRKIEE
Posted on: Fri, 29 Nov 2013 18:36:45 +0000

Trending Topics




© 2015