#Häppchen 1 Blutliebe Luisa saß am Rande der Straße. Ihre blinden Augen blickten ohne erkennbares Ziel umher. Vor ihr lag ein schmutziges Tuch, in dem sich eine einzige Münze befand. Längst hatte sie durch Tasten herausgefunden, dass sie hierfür nicht mal einen Kanten Brot bekäme. Immer wieder lauschte sie auf Schritte und fragte die Verbeigehenden Passanten um eine milde Gabe. Doch meinst wurde sie beschimpft. Dann näherten sich Schritte, die so gar nicht hierher passten. Irgendwas an ihnen war anders. „Bitte gebt mir eine milde Gabe, damit ich mir mein Brot für die Nacht kaufen kann.“ Der angesprochene blieb stehen. „Du bist blind, nicht wahr Mädchen. Und du weißt, dass es in Zeiten der Inquisition gefährlich ist blind zu sein. Hexen sehen ohne ihr Augenlicht.“ Luisa zuckte zusammen. Das war ihr sehr wohl bewusst. Nur ihr blieb nichts als betteln. Arbeit fand sie keine. Blinde Mädchen wurden nicht gebraucht. Nicht mal ein Freudenhaus würde sie nehmen. Als sie vor drei Jahren das Fieber bekam, das sie erblinden ließ, hatte ihre Familie sie betteln geschickt. Nach zwei Wochen durfte sie nicht mehr im Haus schlafen und mittlerweile schlief sie in Scheunen oder Ställen. Immer mehr Frauen und Mädchen fielen der Inquisition zum Opfer. Entweder war an ihnen etwas, dass auf Unverständnis stieß, oder es waren Frauen die den Neid der anderen auf sich gezogen hatten und denunziert wurden. Luisa wusste, dass sie wegen ihrer Blindheit auf der Hut sein musste. Denn Hexen wurde nachgesagt, seien sie blind, würden sie mit Teufelshilfe anders sehend sein. Deswegen schrak sie auch zusammen, als diese tiefe Stimme sie an die Gefahr der Hexenverbrennung erinnerte. Die Angst war ihr deutlich anzusehen. Denn der Mann sagte nun: „Keine Angst, ich bin nicht hier, um dich zu verhaften. Mit den Pfaffen und ihren Ängsten habe ich nichts zu tun. Nur denke ich, du solltest nicht betteln. Das könnte dich schnell dein Leben kosten.“ „Ihr habt recht Herr, nur weiß ich nicht wie ich mir anders mein täglich Brot verdienen soll. Blinde werden nirgendwo in Lohn und Brot genommen.“
Posted on: Thu, 08 Aug 2013 14:00:49 +0000