Ich freue mich über meinen ersten Gastbeitrag. Die Verfasserin - TopicsExpress



          

Ich freue mich über meinen ersten Gastbeitrag. Die Verfasserin will anonym bleiben. Er spielt in der Bibliothek, einem Ort, an dem man Penelope grundsätzlich oft vorfindet. Penelope ging es gut in ihrem mönchischen Dasein zwischen den Büchern. Bücher waren sowieso die besseren Menschen, und in Bibliotheken fand man Dinge, die man schon lange verloren geglaubt hatte. Sie für ihren Teil hatte ihr Selbstwertgefühl wiedergefunden, das während eines Abenteuers auf der Strecke geblieben war, das sie ins Zölibat getrieben hatte. Vorläufig unwiderruflich, dachte sie. Aber da fiepte es plötzlich, das Selbstwertgefühl, wie ein angefahrenes Erdhörnchen, irgendwo zwischen Oscar Wilde und W.Y. Yeats. Mit Geduld und Käsecrackern hatte sie es wieder herauslocken könnten, und jetzt saßen sie da, Penelope, ihr Selbstwertgefühl, und die Bücher, und fanden langsam zurück in die Spur. Aber Penelope hatte den Weg zum Klo unterschätzt. Dort fing er sie plötzlich ab, kurz, flüchtig, aber immer wieder. Sie wunderte sich über seine seltsame Bestimmtheit, nahm jedoch an, dass es nichts mit ihrer Person zu tun hatte. Er wollte sich ihrer Zuneigung versichern, wie er sich scheinbar der Zuneigung aller Frauen versichern musste, für den Fall, dass er vor einem Grizzlybär beschützt werden musste. Manchmal dachte sie sich, wie fürchterlich adrett er doch war und versuchte sich vorzustellen, wie er herzhaft „Scheiße“ sagte oder Ketchup auf sein blütenweißes Hemd kleckerte, aber es gelang ihr nicht. Dann bat er sie zu einer Zusammenkunft mit seinen anderen Frauen. In einem dunklen Raum sah sie sich sehr lange Dinge an, die sie nicht verstand. Und das, obwohl nirgendwo ein Grizzlybär zu sehen war. Draußen hatten sich die allerersten Sonnenstrahlen ihre Bahn gebrochen und sie hätte eigentlich lieber auf einer Wiese mit jemandem rumgeknutscht, mit dem man sich dreckig machen konnte. Als die Zusammenkunft vorüber war, standen viele Frauen um ihn herum, und als sie ging, sahen sie sich aus der Ferne hilflos an. Aber es war in Ordnung, sie duldete sowieso keine Göttinnen neben sich. Penelope setzte sich wieder zu ihren Büchern, zwischen denen sie so glücklich, aber auch so verletzlich war. Und dann stand er neben ihr in der Bibliothek, fasste ihr vorsichtig an den Rücken, und obwohl sie sich so offen und wund gemacht hatte, um sich voll und ganz auf die Worte und Gedanken einzulassen, empfand sie seine Berührung als angenehm. Sie sah ihn an und alles an ihm strahlte, die Augen, das Gesicht, sogar die Haare. Strahlend stotterte er, wie sehr er sich freue, dass sie gekommen war zu der Zusammenkunft. Er, an dem immer alles perfekt saß, das Hemd, die Haare, jedes Wort, jede Geste, wirkte plötzlich so schutzlos und so aufrichtig. Penelope war beeindruckt und auch ein bisschen verliebt.
Posted on: Wed, 07 Aug 2013 08:23:30 +0000

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