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Krankheiten von A – Z 36. Neurodermitis (Atopische Dermatitis) Bei der Neurodermitis (atopische Dermatitis) handelt es sich um eine mit einem Hautausschlag und Juckreiz einhergehende, entzündliche Erkrankung der Haut. Mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlung Neurodermitis: D - Therapie Was dem Einzelnen hilft, kann sehr verschieden sein. Generell gilt bei Neurodermitis: Auslöser vermeiden, die Haut gut pflegen und bei Bedarf die Entzündung mit wirkstoffhaltigen Cremes bekämpfen Gute Hautpflege ist bei atopischer Dermatitis besonders wichtig Die Veranlagung für atopische Erkrankungen tragen Betroffene ein Leben lang. Deswegen gibt es auch keine Heilung im eigentlichen Sinne. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zum Verschwinden zu bringen oder zumindest zu lindern und symptomfreie Phasen zu stabilisieren. Behandlungs-Maßnahmen All dies ist nicht mit einem einzelnen Medikament oder einer Maßnahme möglich. Die Therapie der Neurodermitis besteht daher idealerweise aus einer Vielzahl von Bausteinen, die zum Teil auch ausprobiert werden müssen. Im Einzelnen gehören dazu: • Vermeidungsstrategien (Karenzen): Betroffene sollten Faktoren, die als Auslöser für Krankheitsschübe erkannt wurden, wenn möglich meiden. • Basispflege: Sie dient dazu, die trockene Haut feucht und geschmeidig zu halten und ihre Schutzfunktion zu verbessern. • Behandlung des Juckreizes: Sie schränkt das Bedürfnis zu kratzen ein. Die Haut wird dadurch geschont, etwaige Veränderungen werden nicht vergrößert. • Antientzündliche Maßnahmen: Sie helfen, Ekzeme abzuheilen. • Vorbeugung und Behandlung von Infektionen: Die Besiedelung mit Bakterien ist eine ständige Reizquelle für das Immunsystem. Infektionen können zudem zu ernsthaften Komplikationen führen. • Hyposensibilisierung: Dabei wird das Immunsystem quasi schrittweise wieder an das Allergen gewöhnt. • Komplementär- und alternativmedizinische Maßnahmen: Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht belegt, dennoch werden sie stark nachgefragt. • Patienten-Schulung: Studien haben gezeigt, dass Patienten besser mit ihrer Erkrankung zurecht kommen, wenn sie gut informiert sind. Idealerweise erarbeiten Arzt und Patient beziehungsweise dessen Eltern ein individuelles Konzept, mit dem die Erkrankung gut kontrolliert werden kann. Betroffene erfahren dabei, welche Maßnahme in welcher Situation am besten hilft und können sich entsprechend verhalten. Vermeidungsstrategien (Karenzen) Viele Patienten identifizieren im Laufe ihrer Erkrankung Umwelteinflüsse, welche die Symptomatik verschlechtern. Als solche kommen zum Beispiel bestimmte Gewebe wie Wolle oder Reinigungs- und Waschmittel in Frage, Lebensmittelzusatzstoffe, Duftstoffe, daneben allergen wirksame Bestandteile in der Nahrung, Hausstaubmilben, Pollen, Tierhaare und, und, und... Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, entsprechend schwierig ist es, einen Auslöser dingfest zu machen. Ist er oder sind sie jedoch identifiziert, steht die Vermeidung an der Spitze der Behandlungsmaßnahmen. Patienten, die keine Kleidung aus Wolle vertragen, sollten beispielsweise auf glatte Stoffe – etwa aus Baumwolle – zurückgreifen. Stehen Reinigungs- und Waschmittel im Verdacht, kann es sich lohnen, Produkte ohne hautreizende Zusatzstoffe zu testen. Bei Lebensmitteln sollte man gegebenenfalls Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe meiden. Konsequente Vermeidung ist auch das Mittel der Wahl bei Nahrungsmittelallergien. Dies gilt jedoch nur, wenn die Allergie wirklich anhand von entsprechenden Tests bestätigt werden konnte. Ohne entsprechende ärztliche Diagnose sollte man nicht auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten oder gar einseitige Diäten einhalten. Bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben besteht die erste Maßnahme darin, ein möglichst milbenfreies Wohnumfeld zu schaffen. Dazu sollten Staubfänger wie Vorhänge, Teppiche und Stofftiere aus der Wohnung verbannt oder zumindest regelmäßig gereinigt werden. Für Matratzen, Kopfkissen und Bettdecken gibt es milbendichte Folien, so genannte Encasings. Sie verhindern, dass man mit den Milben und ihren Ausscheidungen in Berührung kommt. Pollenallergiker finden in höheren Bergregionen und an den Küsten pollenarme Bereiche vor. Solche Gegenden bieten sich daher zum Beispiel als Urlaubsziele an. Mit weiteren Maßnahmen, wie zum Beispiel abendlichem Waschen der Haare oder damit, dass in der Pollenflugzeit nachts die Fenster geschlossen bleiben, können Heuschupfengeplagte ihre Belastung verringern. Daneben besteht die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung (siehe dort). Rückfettendes Planschvergnügen: Ein Ölbad kann bei Neurodermitis angenehm sein Basispflege Patienten mit Neurodermitis sollten ihre Haut täglich mit rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten schützen. Vielfach kann man damit symptomfreie Phasen verlängern und den Bedarf an wirkstoffhaltigen Cremes und Salben reduzieren. Reine Öle sind zur Basispflege nur sehr eingeschränkt geeignet, da sie nicht gut in die Haut eindringen. Stattdessen werden meist wirkstofffreie Cremes oder Salben angewandt. Gut bewährt hat sich auch der Zusatz von Harnstoff, der die Feuchtigkeit in der Haut bindet. Bei Erwachsenen sollte die Konzentration 10 Prozent, bei Kindern zwei bis maximal vier Prozent nicht überschreiten. Darüber hinaus werden auch Produkte angeboten, die speziell die fehlenden Fette in der Hornschicht der Haut – die Ceramide - ersetzen sollen. Ob eher eine Salbe oder eine Creme zum Einsatz kommt, hängt vom Hautzustand, den betroffenen Körperstellen, dem Patientenalter und der Jahreszeit ab. Je besser der Hautzustand, desto fetthaltiger kann das Pflegemittel sein. Ist die Haut dagegen entzündet und juckt, sind wässrigere Cremes zu bevorzugen, da sie durch die Verdunstungskälte die Symptome lindern. Die Vorzüge von Salben und Cremes vereint der „fett-feuchte Verband“. Er besteht aus einer Schicht fetthaltiger Salbe, die mit einem feuchten und darüber mit einem trockenen Verband abgedeckt wird. Im Gesicht reichen wässrige Pflegeprodukte aus. Auch im Bereich der Hautfalten lässt sich besser mit Cremes pflegen. Als Faustregel gilt noch, dass Cremes eher im Sommer verwendet werden, Salben im Winter. Zur Hautreinigung sind seifenfreie, pH-neutrale Produkte am besten geeignet. Beim Baden werden leicht erniedrigte Wassertemperaturen (etwa 34 Grad Celsius) meist angenehmer empfunden, als Badezusatz eignen sich so genannte "spreitende“ Ölbäder. Sie hinterlassen einen feinen Film auf der Haut, weswegen man anschließend auch nicht mehr duschen sollte. Behandlung des Juckreizes Oft ist es der quälende Juckreiz, der Neurodermitis-Patienten das Leben besonders schwer macht. Hinzu kommt, dass er einen Teufelskreis in Gang setzen kann: Wer kratzt, schädigt seine Haut weiter, sie wird dadurch verstärkt Irritationen ausgesetzt und juckt noch mehr. Der Behandlung des Juckreizes kommt daher eine große Bedeutung zu. Hilfreich sind feuchte Umschläge, die versuchsweise auch Substanzen mit gerbender Wirkung enthalten können. Dazu kann man auf kommerzielle Produkte zurückgreifen oder aber einfach Schwarztee verwenden. Manchmal lohnt ein Versuch mit Polidocanol-haltigen Produkten, die auch mit Harnstoff kombiniert werden können. Polidocanol ist ein Wirkstoff, der lokal betäubend wirkt und so den Juckreiz lindert. Schließlich können auch oral verabreichte Antihistaminika helfen. Sie lindern den Juckreiz, indem sie verhindern, dass der von Abwehrzellen freigesetzte Botenstoff Histamin seine Wirkungen entfaltet. Empfohlen werden derzeit lediglich so genannte H1-Antihistaminika. Nur sehr vereinzelt werden heute noch Steinkohleteerhaltige Produkte verwendet. Auf Bereiche mit sehr empfindlicher Haut (Gesicht, Genitale) und bei Kindern sollten sie gar nicht aufgetragen werden. Antientzündliche Maßnahmen: • Glukokortikosteroide ("Kortisonpräparate"): Glukokortikosteroide sind die wichtigste entzündungshemmende Wirkstoffgruppe, die bei Neurodermitis eingesetzt wird. Sie werden üblicherweise als Creme oder Salbe, bei schweren Schüben eventuell auch als Tablette verabreicht. Obwohl sie gut wirken, stehen viele Patienten ihnen kritisch gegenüber. Grund sind Nebenwirkungen, die unter früher gebräuchlichen Substanzen beobachtet wurden. Die heute üblichen Wirkstoffe haben demgegenüber ein deutlich besseres Nutzen-Risiko-Verhältnis. Dennoch kann es auch unter diesen Präparaten bei sehr langer Anwendung dazu kommen, dass die Haut dünner wird oder sich bestimmte, durch diese Wirkstoffe hervorgerufene Hautveränderungen bilden. Glukokortikosteroide sind Mittel der Wahl bei der Behandlung von Schüben und im Rahmen der so genannten Intervalltherapie, bei der Produkte vorbeugend in regelmäßigen Abständen aufgetragen werden. Die Präparate dürfen nicht dauerhaft angewandt werden, zudem sollten Bereiche mit besonders dünner Haut nur kurzfristig behandelt werden. Wichtig bei der Anwendung: Glukokortikosteroide nicht abrupt absetzen, da es sonst zu einem heftigen Wiederauftreten der Hautsymptome kommen kann. Wie Sie die verordneten glukokortikosteroidhaltigen Präparate "ausschleichen" – also langsam reduzieren – sollen, erfahren Sie von Ihrem Arzt. • Calcineurin-Inhibitoren: Seit einigen Jahren sind als Alternative die Calcineurin-Inhibitoren Pimecrolimus und Tacrolimus verfügbar. Ihr Vorteil ist, dass sie nach derzeitigem Wissensstand die Haut auch bei dauerhafter Anwendung nicht ausdünnen. Allerdings haben auch diese Medikamente Nebenwirkungen und Gegenanzeigen. Sie werden daher vorwiegend dann eingesetzt, wenn Glukokortikosteroide nicht verwendet werden können oder nicht ausreichend wirken. Zudem ist die Zulassung der Calcineurin-Inhibitoren auf Patienten ab zwei Jahren beschränkt. • UV-Licht: Eine weitere antientzündliche Maßnahme stellt die Bestrahlung mit UV-Licht bestimmter Wellenlängen (UVA und UVB) nach Vorgabe des Arztes dar. Die Behandlung sollte nicht gleichzeitig mit der Anwendung von Medikamenten erfolgen, die das Immunsystem unterdrücken. Kinder unter 12 Jahren sollten gar nicht oder nur ausnahmsweise mit UV-Licht behandelt werden. Der Grund für diese Vorsichtsmaßnahmen ist, dass das therapeutisch eingesetzte UV-Licht genau wie das Sonnenlicht das Risiko für eine Entartung der Hautzellen erhöhen kann. Ist das Immunsystem zusätzlich durch eine Therapie gehemmt, kann es die veränderten Zellen unter Umständen nicht rechtzeitig erkennen und beseitigen. Kinder haben noch eine so lange Lebensspanne vor sich, dass auch bei ihnen – wenn möglich – auf die Therapie mit UV-Strahlen verzichtet werden sollte. Vorbeugung und Behandlung von Infektionen Die Haut von Neurodermitis-Patienten ist oft stark mit Bakterien der Art Staphylococcus aureus besiedelt. Die Keime und ihre Stoffwechselprodukte tragen wahrscheinlich wesentlich dazu bei, dass sich die Haut der Patienten immer wieder entzündet. Es gibt Hinweise, dass lokal aufgetragene, antibakterielle Substanzen (Antiseptika) den Hautzustand verbessern können. Da es sich jedoch nur um Hinweise handelt, sollten solche Behandlungsversuche nur dann gemacht werden, wenn sich Ekzeme nicht gut therapieren lassen oder immer wieder auftreten. Ähnliches gilt auch für mit Silberverbindungen beschichtete Wäsche. Silber wirkt bakterizid und kann so möglicherweise die Belastung der Haut mit bestimmten Keimen, wie Staphylococcus aureus reduzieren. Entsprechende Textilien sind jedoch relativ teuer. Antibiotische Salben oder Cremes sollten nur sehr gezielt und nach Rücksprache mit dem Arzt eingesetzt werden. Sie können zu einer Resistenz der Bakterien gegen den verwendeten Wirkstoff führen, manche auch zu einer Sensibilisierung des Patienten. Bei großflächigen Ekzemen, die deutliche Anzeichen einer Infektion aufweisen, verordnen Ärzte eher oral einzunehmende Antibiotika. Die Infektion der Ekzeme mit Herpes-Viren stellt einen Notfall dar, der schwerwiegende Folgen haben kann. Seitdem antivirale Substanzen zur Verfügung stehen, ist diese Komplikation jedoch immerhin behandelbar. Hyposensibilisierung Die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung – auch spezifische Immuntherapie genannt – besteht bei der Allergie gegen Hausstaubmilben und vor allem gegen Pollen. Sind solche Allergene nachweislich für neurodermitische Schübe verantwortlich, empfiehlt der Arzt unter Umständen eine Hyposensibilisierung. Dabei wird das Immunsystem quasi schrittweise wieder an das Allergen gewöhnt, in dem zunächst sehr kleine und dann stufenweise zunehmende Mengen des fraglichen Stoffes als Spritze verabreicht werden. Die Hyposensibilisierung erfolgt beim Arzt, damit im Falle einer allergischen Reaktion medizinische Hilfe sofort zur Hand ist. Für die Hyposensibilisierung gegen bestimmte Gräserpollen steht auch eine Tablette zur Verfügung. Homöopathie: Viele Neurodermitiker versuchen es auch mit komplementärmedizinischen Methoden Komplementär- und alternativmedizinische Verfahren Viele Betroffene - bei Kindern auch die Eltern – empfinden es als äußerst mühsam, wirkstoffhaltige Salben und Cremes manchmal über Jahre hinweg immer wieder aufzutragen. Es ist daher kein Wunder, dass ein großes Interesse an komplementär- und alternativmedizinischen Methoden besteht. Angeboten werden beispielsweise Homöopathie oder Maßnahmen im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin (zum Beispiel Akupunktur). Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit dieser Verfahren gibt es nicht, vereinzelt jedoch Hinweise. Da die Krankenkassen derartige Behandlungen üblicherweise nicht erstatten, sollten sich Betroffene vorab gut über den finanziellen Aufwand informieren und Behandlungsziel und –dauer festlegen. Die Behandlung mit Fisch-, Borretsch- und Nachtkerzenöl, welche essenzielle Fettsäuren beziehungsweise Gammalinolensäure enthalten, wird in der aktuellen Leitlinie der Dermatologischen Fachgesellschaften nicht empfohlen. Patienten-Selbstmanagement Eine Neurodermitis verläuft oft chronisch oder neigt zu erneutem Auftreten. Zudem gibt es keine Standardtherapie, die allen Betroffenen hilft. Jeder Patient muss individuell behandelt werden und es gilt, unter den vielen denkbaren Therapiekonzepten das für ihn geeignete zu finden. Ausführliche Informationen zu Auslösefaktoren der Krankheit, Ernährung, Basispflege und weiteren Therapiemöglichkeiten sind nötig. Zudem gilt es die psychologischen und psychosozialen Aspekte der Erkrankung zu berücksichtigen. Die Betroffenen benötigen Tipps für den alltäglichen Umgang mit ihrer Krankheit. Ärzte haben jedoch im Praxisalltag oft nur wenig Zeit, um all diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Um dieses Defizit zu beheben, gibt es Kurse für erkrankte Kinder und deren Eltern beziehungsweise für erkrankte Erwachsene. Die Teilnehmer erhalten Informationen zum Krankheitsbild und den Behandlungsoptionen sowie zur Rolle von Allergenen und dem Stellenwert von Diäten. Darüber hinaus erlernen sie Entspannungs- und Bewältigungstechniken, etwa um übermäßiges Kratzen in den Griff zu bekommen. Die Effizienz dieser Maßnahmen ist mittlerweile auch in Studien belegt worden. Demnach haben geschulte Patienten weniger Hautsymptome, leiden weniger unter Juckreiz und haben eine bessere Lebensqualität – einfach weil sie gelernt haben, selbstständig und situationsangepasst zu reagieren. Selbsthilfegruppen, die Krankenkasse oder ihr behandelnder Arzt können Ihnen eventuell mit Kontaktadressen für solche Patienten-Schulungen weiterhelfen. (Fortsetzung folgt)
Posted on: Fri, 30 Aug 2013 08:10:34 +0000

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