Leseprobe Im Bann der Ringe Ein Fantasyroman von Andrea - TopicsExpress



          

Leseprobe Im Bann der Ringe Ein Fantasyroman von Andrea Bielfeldt Impressum: Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency Foto: fotolia.de © Chichili Agency 2013 ISBN 978-3-8450-1254-4 Urheberrechtshinweis: Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Dieses Werk ist die überarbeitete Neuauflage des Romans Nilamrut – Im Bann der Ringe Seelen Miteinander Im Licht. Im Dunkeln. Immer Feuer brennt Allein, aber nicht einsam Seelen. Zwei Für immer In Gedanken Im Herzen Bei dir Prolog Das Feuer zischte und ich spürte die Hitze mit jedem Atemzug. Flammen loderten unterhalb meiner Beine und umzüngelten sie wie heimtückische Schlangen. Doch ich wehrte mich nicht. Die Liebe zu ihm gab mir die Kraft und ich erinnerte mich voller Sehnsucht an seine Worte. „Deine Augen gleichen einem Meer voller Smaragde und ich möchte auf den Grund deiner Seele tauchen, um ihre Schätze zu bergen.“ Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über meine Wange und langsam öffnete ich meine schweren Lider. Aus den Augenwinkeln nahm ich die gespenstischen Schatten wahr, die das Feuer auf meine helle Haut warf und mein leuchtend rotes Haar schien langsam mit den Farben der Flammen zu verschmelzen. Während sie wie gierige Hände nach mir griffen, suchte ich seinen Blick und schwor mir, dass das Band zwischen uns niemals zerreißen würde. Ich liebe dich, flüsterte ich stumm, während ich in seinen Augen versank. Für immer. Ein letztes Mal, bevor ich brannte. Lichterloh. Und dann schrie ich … Traumnarben Cat schrie. „Nein, bitte nicht!“ Wild schlug sie mit ihren Armen um sich, bevor sie ihre Finger mit aller Kraft in etwas Weiches krallte, nur um es gleich darauf wieder von sich zu schleudern. Etwas fiel mit lautem Knall zu Boden. Cat verstummte jäh. Sie kniff die Augen fest zusammen und die schrecklichen Bilder des Traums verschwanden. Sie hielt die Luft an und blinzelte vorsichtig. Ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, wo sie sich befand: In ihrem Zimmer. In ihrem Bett. In der Realität. Tränen der Verzweiflung stiegen in ihr auf. „Jede Nacht der gleiche Mist! Ich will das nicht! Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Bitte …“ Träne um Träne stahl sich zwischen ihren Wimpern hindurch und fiel lautlos auf das Kissen. Cat lag einfach nur da. Regungslos. Erschöpft. Tränenblind. Der schrille Ruf eines Vogels schreckte sie auf. Wie spät mochte es sein? Zaghaft öffnete sie die Augen. Es war noch zu früh, um auch nur ans Aufstehen zu denken. Die Welt lag noch im Dunkeln. Dennoch fühlte sie Erleichterung darüber, wieder aus diesem Traum zurückgekehrt zu sein. Er war alles andere als angenehm gewesen! Ihr Herz schlug immer noch wie wild, sie atmete stoßweise und ihre Beine … „Aua! Was zur Hölle …?“ Schlagartig kam sie zu sich. Sie tastete im Dunkeln nach dem Schalter ihrer Lampe, die neben dem Bett hing und schaltete sie ein. Dann schlug sie die Decke beiseite. Mit angestrengtem Blick versuchte Cat den Grund für die plötzlichen Schmerzen zu erkennen. „Blasen?“ Entgeistert starrte sie auf ihre Beine, die vom Oberschenkel bis zu den Knöcheln mit roten Pusteln überzogen waren und wie Feuer brannten. „Heiliges Kanonenrohr! Das sind tatsächlich Blasen.“ Wie ist das denn passiert? Ihre Beine sahen aus wie nach einem Spaziergang durch die mit Brennnesseln übersäte Wiese hinter ihrem Haus. Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte vorsichtig eine der Blasen. Wie von Zauberhand zerplatzte sie. Einfach so. Fassungslos zog sie ihre Hand wieder zurück. „Mann, das gibt’s ja nicht!“ Mit zitternden Fingern berührte sie die nächste Blase. Und wieder zerplatzte sie und hinterließ nichts, als heile, glatte und gebräunte Haut. „Wer hat sich denn den Mist ausgedacht?“ Der Reihe nach machte sie weiter und der nadelstichähnliche Schmerz wurde mit jeder zerplatzten Blase geringer. Und mit der Letzten verschwand er ganz. Erleichtert ließ Cat sich zurück in die Kissen fallen und schloss die Augen. „Ich träume! Das ist alles nur ein blöder Traum!“ Wieder und wieder murmelte sie die Worte wie ein Mantra vor sich hin: „Alles nur ein Traum. Alles nur ein Traum …“ Nachdem sie sich einige Minuten lang auf diese Weise beruhigt hatte, setzte sie sich wieder auf. Ein Blick auf ihre Beine zeigte ihr, dass da alles in Ordnung war. Nachdenken, befahl sie sich stumm. Ich muss nachdenken. Nach einigen Minuten stützte sie sich auf die Ellenbogen und schaute nochmals skeptisch in Richtung ihrer Beine. Sie sahen ganz normal aus: lang, schlank, sonnengebräunt und mit kleineren Blessuren. Die gezackte Narbe am linken Knie stammte von einem Fahrradunfall, als sie acht Jahre alt war. Damals war sie mit ihrem besten Freund Jayden ein Rennen gefahren. Sie war gestürzt, er hatte gewonnen. Und die Narbe am Knöchel des linken Fußes stammte von einem Bänderriss, den sie sich zugezogen hatte, als sie dreizehn war. Die ganzen Sommerferien hatte sie einen Gips tragen und auf Krücken laufen müssen. Und das nur, weil sie am letzten Schultag auf einen liegengebliebenen Hockeyschläger getreten und umgeknickt war. Schöne Ferien! Aber bis auf diese Narben aus ihrer Kindheit konnte sie nichts Auffälliges an ihren Beinen erkennen. Hatte sie sich das vielleicht doch nur eingebildet? Ihr Blick fiel auf den Wecker. Erst halb fünf. Die blauen LED-Zahlen ihres Radioweckers schienen sie vorwurfsvoll anzustarren. „Ich muss schlafen! Sonst überstehe ich den Tag nicht!“ Seufzend schaltete sie das Licht aus. Es dämmerte bereits. Vorsichtig legte sie sich auf die Seite, aber ihre Beine taten nicht mehr weh. Das musste Einbildung gewesen sein, dachte sie. Ein Hirngespinst oder eine Nachwirkung dieses furchtbaren Traums. „Der Traum!“ Cat fuhr auf. Über die Halluzination dieser Blasen – es musste eine gewesen sein – hatte sie den Traum völlig vergessen. Jetzt fiel er ihr wieder ein. Sie wollte aus dem Bett springen, um den Skizzenblock zu nehmen, aber nachdem sie die Lampe wieder eingeschaltet und die Bettdecke zurückgeschlagen hatte, fuhr ihr der Schock erneut in alle Glieder. Vergessen war der Skizzenblock, vergessen war ihr Vorhaben. Sie saß einfach nur da und starrte auf ihre Fußspitzen. Sie waren schwarz! „Oh. Mein. Gott“, brachte sie mühsam heraus. Mehr fiel ihr zu diesem Anblick nicht ein. Sie wusste ganz genau, dass sie am Abend vorher mit sauberen Füßen zu Bett gegangen war. Also woher, bitteschön, kam der Dreck an ihren Füßen? Cat schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Hörte dieser Albtraum denn nie auf? Erst die Träume, die sie seit acht Wochen nicht schlafen ließen, und jetzt auch noch schwarze Füße? Das ging zu weit! Das ging eindeutig zu weit! „Verdammter Mist! Ich weiß nicht, wer für diesen ganzen Dreck hier verantwortlich ist, aber wenn ich den zu fassen kriege, dann …“, schrie sie, ballte ihre Hände zu Fäusten und ließ den Satz unvollendet ausklingen. „Ganz langsam! Ich bin Catherine Alana Thompson, siebzehn Jahre alt. Ich habe keine Angst und werde auch nicht hysterisch das Haus zusammenschreien! Ich werde mich jetzt zusammenreißen und nicht ohnmächtig werden! Und hör endlich auf zu zittern, verdammt!“, ermahnte sie sich. Ihrer Meinung nach erlaubte sich jemand einen üblen Scherz. Auf ihre Kosten. Ein Poltergeist. Eine verlorene Seele, die nicht gehen wollte, weil es bei ihr viel amüsanter war. Sie ahnte, wer es hier auf sie abgesehen hatte. Bisher hatte Cat das alles so hingenommen. Aber jetzt – jetzt platzte ihr der Kragen! „Alfons!“, schimpfte sie laut und sprang mit ihren dreckigen Füßen aus dem Bett, achtete nicht weiter auf den schwarzen Fleck, der sich am Fußende auf ihrem Laken ausgebreitet hatte, und war mit einem Satz am Fenster. Sie öffnete es bis zum Anschlag. „Alfons! Raus hier! Und. Zwar. Sofort!“ Ihr Ton duldete keinen Widerspruch und kaum drei Sekunden später spürte sie einen vertrauten Lufthauch an ihr vorbei aus dem Fenster ziehen. Alfons hatte sie verstanden. Sein Glück. Seit ihrer Kindheit faszinierten sie die Erzählungen von Fabelwesen, Elfen, Feen, Zwergen, Trollen und Gnomen. Ihre Granny Alana, war irischer Abstammung gewesen. Dort, so wusste sie, war der Glaube an diese wunderbaren Geschöpfe weit verbreitet. Im Laufe der Jahre hatte Alana ihr Wissen um diese Wesen weitergegeben. Cat hatte ihren Geschichten immer andächtig gelauscht. Nach dem Tode ihrer Granny aber verblassten die Erinnerungen an das Gehörte Stück für Stück. Im Gegensatz zu anderen Erwachsenen bestritt sie nicht, dass es diese Wesen wirklich gab, ganz sicher war sie sich aber nie. Doch was sie ganz sicher wusste, war, dass es Menschen gab, die nach ihrem Tod, ihren neuen Weg nicht fanden und weiterhin auf einer Zwischenebene existierten. Oder – wie in ihrem Fall – sich in die Träume der Menschen einschlichen, um mit ihnen zu kommunizieren. Verlorene Seelen. Diese verlorenen Seelen bezeichnen die Menschen als Geister. Und genauso wusste Cat, dass eine Wand für einen Geist kein Hindernis war. Warum sie das Fenster aufgemacht hatte, um Alfons hinauszuschicken? Das wusste sie nicht. Es gab dem Ganzen vielleicht einfach mehr Theatralik. Alfons, der eigentlich Mortimer Alfonso hieß, war ihr ganz persönlicher Poltergeist. Cat hatte ihn bemerkt, als von einem auf den anderen Tag Gegenstände in ihrer Wohnung wie von Zauberhand den Platz wechselten. Als er sich eines Tages zu erkennen gab und sie ihn fragte, wer er sei, nannte er ihr seinen Namen. Mehr nicht. Sie wusste weder, woher er kam, noch, was er von ihr wollte. Er war einfach da. Seitdem sah Cat ihn, wenn er es zuließ, und nannte ihn Alfons, obwohl er vehement darauf bestand, Mortimer zu heißen. Er war nur ein Geist und konnte ihr nichts tun! Doch in letzter Zeit beschlich sie immer öfter das ungute Gefühl, dass er kein einfacher Geist war und es auf sie abgesehen hatte. Das machte ihr Angst. Und sein letzter Streich – der ging eindeutig zu weit! Als wäre mit Alfons auch ihre schlechte Laune verschwunden, wurde sie ruhiger. Sie entschied sich, das Fenster offen zu lassen. Die Sonne erschien gerade am Horizont. Das war so nahe am Meer immer ein wunderschönes Schauspiel. Da an Schlaf dank Alfons jetzt nicht mehr zu denken war, zog sie ihren alten abgewetzten Ohrenbackensessel näher ans Fenster und drehte ihn so, dass sie hinaussehen konnte. Bevor sie sich setzte, nahm sie noch ihre Decke vom Bett und den Zeichenblock samt Stift vom Schreibtisch, als ihr auffiel, was nach dem Aufwachen so laut geknallt hatte: Es war das Foto, das sie zusammen mit ihrer Mom und ihrer Granny in der überdimensionalen Hängematte zeigte, die immer noch im Garten hing. Ein Bild aus vergangenen, glücklichen Tagen. Behutsam hob sie den selbst gegossenen Rahmen auf, der glücklicherweise nicht einen Kratzer davongetragen hatte, und stellte ihn wieder auf ihren Schreibtisch. Nach einem letzten liebevollen Blick auf ihre Familie setzte sie sich in das ausgeblichene karierte Polster, kuschelte sich in die Decke und zog die Knie an. Sie klappte ihren Block auf, nahm den Bleistift in die Hand und begann zu zeichnen. Augenblick Kein Schüler weit und breit. Das große Gebäude der Eastport High School lag noch ziemlich verlassen da. Ric suchte das Schulbüro auf, fand es allerdings verschlossen vor. „Ist ja wohl nicht wahr!“, grollte er mit einem Blick auf die große Uhr über der Tür. Acht Uhr. Montagmorgen. Erster Schultag nach den Ferien. „Na super!“ Ärgerlich verzog er das Gesicht, als sein Blick auf das Schild mit den Öffnungszeiten fiel: Montag – Freitag 08.30 am – 04.00 pm „Erst in einer halbe Stunde?“, motzte er weiter. „Na, das fängt ja prima an, an meiner neuen Schule.“ Resigniert schlug er den Weg nach draußen ein, um sich ein wenig umzusehen, statt noch über eine halbe Stunde vor dem Sekretariat zu warten. Ric hatte für das letzte Schuljahr die Schule wechseln müssen, weil sein Vater der Meinung war, ein Tapetenwechsel würde ihnen beiden gut tun. Super Idee. Seine Freunde und den Job als Boxtrainer musste er aufgeben. Auf die neuen Tapeten war er daher kein bisschen gespannt! Zudem konnte er sich absolut nicht vorstellen, jemals wieder glücklich zu werden. Egal wo. Im letzten Frühjahr war seine Mom verstorben. Krebs. Einfach so. Keiner von ihnen war darauf vorbereitet gewesen. Als die Diagnose kam, hieß es: Krebs im Endstadium. Sie hatten nur noch fünf Wochen zusammen. Der einzige Trost für Vater und Sohn war, dass sie nicht lange gelitten hatte. Nach einem Jahr der Trauer, der Wut und der sinnlosen Frage nach dem Warum beschloss sein Vater, ein neues Leben anzufangen. Den Anfang bildete der Umzug von Chicago nach Eastport im Bundesstaat Maine. Mitten in die Einöde. Zumindest im direkten Vergleich. Hier war es so anders! Kein pulsierendes Leben der Großstadt, welches es ihm leichter gemacht hatte, den Verlust zu verdrängen. Hier gab es nur die einsame Stille, die ihm immer wieder vor Augen hielt, was er verloren hatte. Er musste sich wieder und wieder mit seinem Schmerz auseinandersetzen. Und das war etwas, was er nicht besonders gut konnte. Auf die, wie Ric fand, verständliche Frage: Warum ausgerechnet Eastport?, hatte ihm sein Vater eine völlig unverständliche Erklärung gegeben. Eastport ist so gut, wie jeder andere Ort. Wenn es so wäre, hätten sie dann nicht einfach in Chicago bleiben können? Er verstand es nicht, und daher hasste er Eastport! Gefangen in seiner Antipathie gegen diese fremde Stadt, die für das nächste Jahr sein neues Zuhause sein würde, stand er nun hier vor der Schule. Und er fühlte sich vollkommen allein. „Nicht unterkriegen lassen, Ric! Ich liebe dich!“ Das waren die letzten Worte, die seine Mom an ihn gerichtet hatte, bevor sie für immer die Augen schloss. „Ich liebe dich auch, Mom!“ Ric straffte seine Schultern, schluckte den aufsteigenden Kloß in seinem Hals wieder herunter, und war nur widerwillig dazu bereit, sich einen Teil seines neuen Lebens anzusehen. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, den Blick gleichgültig geradeaus gerichtet. Die langweilige Architektur des Gebäudes enttäuschte ihn und war in seinen Augen ein Minuspunkt. Aber als er aus der Tür trat und um den grauen Betonklotz herum ging, entdeckte er ein sehr großes, schön angelegtes Gelände, was den ersten Eindruck wieder wettmachte. In der Mitte des Gartens, welcher ihn an den kleinen Park um die Ecke erinnerte, durch den er in Chicago immer gejoggt war, wenn er zum Training wollte, lag ein kleiner Teich, um den herum Kiefern wuchsen. In deren Schatten standen mehrere große Tische und Bänke. Hier konnte man wahrscheinlich bei schönem Wetter seine Mittagspause verbringen. Das wiederum war ein Pluspunkt, der ihm doch tatsächlich ein kleines Lächeln entlockte. Entlang der weißen, halbhohen Mauer aus Backsteinen schlenderte er langsam weiter, als ihn plötzlich etwas blendete. Auf dem Boden lag ein weißes Blatt Papier. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf seiner glatten Oberfläche und erregten so seine Aufmerksamkeit. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das nichts anderes als Müll, der entsorgt werden will, dachte Ric. Aber aus einem unbestimmten Gefühl heraus konnte er nicht anders, als sich danach zu bücken und es aufzuheben. Er drehte es um und erstarrte. Auf dem Blatt hatte jemand eine Skizze erstellt. Eigentlich waren es nur Umrisse. Aber der Zeichner hatte mit großem Geschick und wenigen Linien viele kleine detailgetreue Einzelheiten erfasst. Es war gut zu erkennen, was es darstellen sollte. Oder besser gesagt wen! Es war ein Gesicht. Sein Gesicht! Fassungslos ließ Ric sich langsam auf den Boden sinken. Blicklos starrte er auf die Zeichnung, die er fest in seiner Hand hielt. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, sein Gehirn war wie eingefroren, so als würde es sich weigern, wahrzunehmen, was er da vor sich hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder klar denken konnte, und mit wachsender Verblüffung verfolgten Rics Augen jeden einzelnen Bleistiftstrich auf dem Blatt. Der Zeichner hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Angefangen von seiner etwas zu hohen Stirn über die gerade, aber etwas zu breite Nase bis hin zu der kleinen sichelförmigen Narbe an seinem markanten Kinn – er hatte jedes noch so kleine Detail festgehalten. Und was am außergewöhnlichsten war … „Die Augen!“ Mit einer Gründlichkeit, die Ric erstaunte, hatte der Maler den schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen eingefangen. Behutsam strich er mit dem Daumen darüber, als hoffte er, den Ausdruck fortwischen zu können, den er in ihnen erkannte. Den Ausdruck, der seit dem Tod seiner Mutter in ihnen gefangen war: eine Mischung aus Traurigkeit, Verständnislosigkeit und verzweifelter Wut. Einige Minuten gab Ric sich seinem Schmerz hin. Manchmal überwältigte er ihn einfach, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte. Ohne, dass er sich wehren konnte. Er überrollte ihn wie ein Tsunami und er war ihm hilflos ausgeliefert. So saß er auch jetzt auf dem Boden und wartete, dass die Riesenwelle einfach über ihn hinweg schwappte. Allmählich ließ der Druck in seiner Brust nach. Das laute Tosen der Brandung ging in ein leises Plätschern über – dann war es vorbei. Erleichtert atmete er tief durch, löste auch den letzten Klumpen traurige Erinnerung auf und konzentrierte sich nun auf die Zeichnung in seiner Hand. Unten links in der Ecke fielen ihm drei Buchstaben ins Auge. C.A.T. Vermutlich die Initialen des Zeichners. Natürlich brachte ihn das in keiner Weise weiter. Er kannte hier ja niemanden. Aber irgendjemand schien ihn zu kennen! Nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem Fußboden riss ihn das Hupen eines Autos aus seinen Gedanken. Erschrocken sah er auf. Kam er zu spät? Hatte der Unterricht bereits angefangen? Waren schon alle Schüler in ihren Klassenräumen und war es deshalb so still? Ein Blick auf seine Armbanduhr genügte, um ihn zu beruhigen – es war noch nicht einmal eine halbe Stunde vergangen. Langsam rappelte er sich auf und stopfte die Zeichnung in seinen Rucksack. Er würde sich später damit beschäftigen müssen. Jetzt musste er sich erst einmal auf den ersten Schultag konzentrieren. Die Tür zum Schulbüro war jetzt offen. „Bianca Riley, Sekretariat“ stand auf einem kleinen Namensschild, das die ältere Frau an ihrer gestärkten weißen Bluse trug. „Sie sind aber früh dran“, bemerkte sie ungehalten und warf ihm einen kurzen, strengen Blick über die Ränder ihrer Brille zu. Es war fünf vor halb neun. „Guten Morgen, Mrs. Riley! Ja, tut mir leid! Ich habe mich etwas in der Zeit vertan“, gestand Ric mit einem herzlichen Lächeln. „Na ja, macht ja nichts. Ich bin ja schon hier, wenn auch erst kurz“, gab sie etwas besänftigt mit einem knappen Lächeln zurück. „Was kann ich für Sie tun?“ „Ich möchte mich anmelden.“ „Bitte füllen Sie dies hier aus“, erwiderte sie. Dann reichte sie ihm einige Formulare. Mrs. Riley half Ric beim Ausfüllen aller Daten und gab ihm dann seinen Rundzettel, während sie ihm den Weg zu seinem Klassenzimmer erklärte. „Viel Spaß dann! Und bitte dran denken, den Zettel nach Schulschluss wieder bei mir abzugeben.“ „Mach ich, Mrs. Riley.“ Ric bedankte sich und trat aus dem Büro auf den Flur. Dort warf er sich den Rucksack über die Schultern, stecke die Hände tief in die Hosentaschen und machte sich mit gemischten Gefühlen – wenn auch immer noch viel zu früh – auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. Es roch nach Bohnerwachs und Kreide. Ric saugte den typischen Schulgeruch in sich auf. Seine Schritte hallten durch die leeren Korridore. In spätestens einer halben Stunde würden diese gefüllt sein mit dem normalen Lärm eines Schultages. Er schloss die Augen und erinnerte sich zurück an seine alte Schule: Spinde werden aufgeschlossen und wieder zugeknallt, jemand rennt und steckt dafür den Tadel: „Auf den Fluren wird nicht gerannt!“ ein. Und Hunderte von Schülern bahnen sich den Weg zu ihren Klassenräumen, während sie versuchen, sich gegenseitig mit ihren Geschichten vom Wochenende zu übertreffen. Ob es hier allerdings so viele Schüler gab wie an seiner alten Schule, bezweifelte er. Trotzdem hoffte er ein wenig auf die Anonymität eines Neulings, denn er hatte wenig Lust, sich mit diesen Kleinstädtern anzufreunden. Die Flure dieser Schule waren offensichtlich erst vor kurzem weiß gekalkt worden, es roch nach frischer Farbe. Vereinzelt hingen Zeichnungen von Schülern an den Wänden. Teilweise waren sie richtig gut! Eine stach ihm besonders ins Auge. Eine Berg- und Tallandschaft, mit Bleistift oder Kohle auf Papier gebracht. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, aber dieses Bild, dunkel und auf eine gewisse Art auch geheimnisvoll, gab dem Betrachter das Gefühl, mittendrin zu stehen. Um ihn herum die Bäume, deren Wipfel im Wind sanft hin- und herschaukelten, und der Bär, der versteckt hinter einem Baumstamm hervorlugte, sah ihm direkt in die Augen. Mit einer Mischung aus Neugier und Angriffslust. Es war fantastisch! Wer es wohl gemalt hatte? C.A.T. – die gleichen Initialen wie auf dem Blatt in seinem Rucksack. „Okay! Dann wird es ja wohl nicht so schwer sein, herauszufinden, wer du bist“, murmelte er und eine leise Aufregung überkam ihn. „Und dann hast du mir einiges zu erklären!“ Er wandte sich ab und wanderte weiter den Flur entlang. Die Spinde waren bunt, jede Reihe hatte eine andere Farbe. Die Mülleimer waren geleert, die Trinkbecken geputzt. Es war eben Montag und der erste Schultag nach den Ferien. Das würde in ein paar Stunden schon wieder anders aussehen, wenn hier erst mal eine Horde Schüler durchgetobt war. Ric sah auf den Zettel mit der Wegbeschreibung. Zum Kunstunterricht musste er sich links halten und dann hinter der Treppe die zweite Tür rechts nehmen. Die Tür zum Klassenraum war nur angelehnt, und er glaubte, eine Stimme aus dem Zimmer zu hören. Als würde jemand singen. Oder besser – versuchen zu singen. Verwundert blieb er stehen, denn ganz unerwartet klopfte es plötzlich heftig in seiner Brust. „Na, doch ein bisschen aufgeregt, was?“, zog er sich leise lachend selbst auf, erstaunt darüber, dass er so unruhig war. Doch das Herzklopfen verstärkte sich nur. „Was ist denn los? Beruhig dich mal wieder!“ Ungnädig schimpfte er nun leise mit sich selbst und versuchte, seinen rasenden Puls zu ignorieren. Doch keine zwei Sekunden später stach ihm dazu noch ein brennender Schmerz in den Ringfinger, den er nicht ignorieren konnte. „Aua!“ Reflexartig fasste er nach seiner rechten Hand, um den Schmerz, der ihn wie eine Hornisse biss, zu ersticken. Sein Blick hielt an dem Finger fest, an dem er einen flachen Silberring trug. Der kleine Stein, der sich inmitten eingravierter verwobener Linien auf dem Ring befand, glühte auf. Ein blaues Leuchten, wie ein kleines LED-Licht, ließ Ric einige Schritte zurücktaumeln. „Heilige Scheiße!“ Anders als das bekannte Funkeln eines geschliffenen Turmalins, in dem sich auf den einzelnen Flächen bei jeder Bewegung das Licht brach, leuchtete der Stein nun einheitlich. Er glühte von innen heraus, als säße in ihm ein kleiner Wicht, der eine Fackel entzündete. Er sah genauer hin. Und dann erkannte er etwas, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. In dem Stein begann sich aus feinen, dünnen Linien ein Symbol, ähnlich einem Stern, zu erheben, nur um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden. Ric kniff die Augen zu. Als er sie wieder öffnete, glühte nur noch der Stein. Der Stern, den er in ihm gesehen zu haben glaubte, war verschwunden. Der Anblick erschreckte und faszinierte Ric gleichermaßen. Eine solche Reaktion seines Ringes hatte er bisher noch nie beobachtet. Aber das, so fiel ihm auf, hieß auch, dass der Ring auf etwas reagierte. Vermutlich auf etwas, was sich hinter der Tür zu seinem Klassenzimmer befand. Erklärte das auch das plötzliche Aufbäumen seines Herzens? Das starke Klopfen in seiner Brust? Die Vermutung lag nahe. Still stand er in einem sicheren Abstand der Tür gegenüber, das Brennen seines Fingers wurde nach und nach erträglicher. Es brannte tatsächlich nur an der einen Stelle, an der das kühle Metall des Ringes auf der Haut lag. Getrieben von unbändiger Neugier, was genau ihn auf der anderen Seite erwartete, versuchte er den Ring, das Glühen und das damit verbundene Brennen zu ignorieren und trat mit energischen Schritten auf die Tür zu. *** Cat traf nach dieser recht kurzen Nacht viel zu früh in der Schule ein. Das Gebäude lag noch völlig verwaist da. Frühestens ab halb neun würden nach und nach die ersten Schüler eintrudeln und es dauerte sogar noch über eine ganze Stunde bis zum eigentlichen Unterrichtsbeginn. Kaum auf dem Parkplatz, fiel ihr ein alter Wagen auf, welcher einsam und verlassen dastand. Ein Mustang, dessen kräftig roter Lack mit dem auf Hochglanz polierten Chrom um die Wette glänzte. Baujahr 1966, vielleicht auch ´67, schätzte sie. Ein Oldtimer. „Nicht von schlechten Eltern“, entfuhr es ihr anerkennend. Sie sah sich um, und als sie niemanden weit und breit entdeckte, blieb sie stehen und warf einen Blick durch die Scheiben. Die Sitze waren mit schwarzem Leder überzogen, die Armaturen stammten noch aus den 60ern. Vierzehn-Zoll-Holzlenkrad, Innenraumverkleidung aus Nussbaumholz. Zum größten Teil Original, soweit sie erkennen konnte. Der Wagen hatte ein Automatikgetriebe und bestimmt einige PS unter der Haube. „Wow!“, flüsterte sie andächtig. „Der amerikanische Traum!“ Zumindest ihrer. Sie glaubte seit ihrer Kindheit nicht nur an Märchenwesen und Geister, sondern teilte auch die Liebe ihrer Großmutter zu alten, außergewöhnlichen Autos. Und ein Mustang, so wie er hier vor ihr stand, war schon immer ihr Traum gewesen. „Wem der wohl gehört? Mrs. Riley vielleicht? Ob der alte Drachen damit überhaupt umgehen kann?“ Sie kicherte leise. „Das glaube ich kaum.“ Schmunzelnd nahm sie Abschied von ihrem amerikanischen Traum und überquerte gemächlich den Campus. Ein Blick auf ihre silberne Armbanduhr ließ sie vermuten, dass der Hintereingang noch verschlossen war. Daher schulterte sie ihre schwere Tasche neu, wechselte ihre Zeichenmappe von der einen in die andere Hand und schlug gleich den Weg zum Haupteingang ein, der von ihrem Stammparkplatz allerdings um einiges weiter entfernt lag. „Die quietscht ja immer noch!“ Die schwere Eichentür ächzte geräuschvoll, als Cat sie unter enormen Kraftaufwand aufzog. Dabei waren acht Wochen ins Land gezogen, in denen der Hausmeister sie hätte reparieren, ölen oder am besten ganz austauschen können. „Dann würde sie sicher auch leichter aufgehen!“, ärgerte sie sich. Doch kaum drinnen, verzieh sie Hausmeister Cole dieses Versäumnis. Das blaue, verblichene Linoleum des langen Flurs war auf Vordermann gebracht worden, sodass es jetzt gefährlich glatt aussah. Die Wände hatten einen neuen Anstrich bekommen und die Spinde ebenfalls. „Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen, Mr. Cole! Eine vortreffliche Leistung in einer solch kurzen Zeit. Die Sache mit der Tür … sei Ihnen somit verziehen.“ Cat traute sich kaum, den frisch polierten Boden zu betreten, aus Angst, auszurutschen, aber wenn sie ihre Arbeit noch vor der ersten Stunde erledigen wollte, musste sie wohl Gas geben. Sie hatte schon zu lange vor dem Mustang herumgetrödelt. In der ersten Stunde stand Kunst bei Mr. Hoops auf dem Plan. Im Atelier angekommen bemerkte sie erleichtert, dass sich dort nichts verändert hatte. Der schlammfarbende Parkettboden wies immer noch die gleichen zerschlissenen Stellen auf, wie vor den Ferien. An den einmal weiß gewesenen Wänden prangten noch exakt dieselben schmutzigen Flecken und das Mobiliar bestand noch immer aus den abgenutzten Holztischen mit den Farbklecksen in allen Regenbogenfarben. Und hatte man es tatsächlich geschafft einen Kurs lang auf den dazu passenden Stühlen zu sitzen, war man nach Unterrichtsschluss froh, endlich aufstehen zu dürfen. So bequem waren sie. Aber trotz all dieser Macken war der Kunstsaal Cats Lieblingsraum in der ganzen Schule. Er versprühte einen ganz besonderen Duft. Nach Farbe, Papier und Terpentin. Sie liebte ihn! Mit einem heimeligen Gefühl setzte sie sich auf ihren Lieblingsplatz am Fenster, von dem aus sie den Garten einsehen konnte, legte ihre Zeichenmappe auf den Tisch, klappte den Block auf und spitzte ihren Bleistift an. Und dann zeichnete sie endlich an der Aufgabe, die Mr. Hoops der Klasse über die Ferien aufgetragen hatte – Paris im Winter. Als hätten Teenager im Sommer nichts anderes zu tun. *** Wachsam legte Ric eine Hand auf das glatte Holz der Tür, verstärkte den Druck und öffnete sie langsam. Gespannt warf er einen Blick hinein. Der Raum war, bis auf einen Platz direkt neben dem Fenster, leer. Ein Mädchen saß an dem Tisch, den Kopf über einen Block mit weißem Papier gesenkt, und zeichnete. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt und so nutzte er die Gelegenheit, um seine Gedanken zu sortieren und den Grund seiner Aufregung noch einen Moment aus sicherem Abstand zu betrachten. Ihr Haar, halblang und in einem facettenreichen Rot, fiel ihr auf der ihm zugewandten Seite ins Gesicht, von dem er somit nichts erkennen konnte. Ihre Hände waren schmal, ihre Finger hielten einen Bleistift, der ununterbrochen über das Blatt fuhr. Sie trug Jeans und das Grün ihrer Bluse stand in einem starken Kontrast zu ihrer Haarfarbe. Die Beine hatte sie unter dem Tisch locker übereinander geschlagen und als sein Blick hinunter zu ihren Füßen wanderte, fielen ihm ihre ebenfalls grünen Chucks ins Auge. Ric wollte sie wirklich nicht erschrecken, aber ihre Konzentration auf die Arbeit vor ihr und die Stöpsel des MP3-Players in ihren Ohren verhinderten, dass sie ihn hörte. Sie nahm ihn erst wahr, als sein Schatten auf ihren Tisch fiel. Ihr Kopf flog hoch. Ihre Blicke trafen sich und er sah, wie ihr in Sekundenschnelle das Blut aus dem Gesicht wich. Sie wurde leichenblass und er erkannte reines Entsetzen in ihren Augen. Einen Atemzug später rollte sie die Augen nach oben und wurde ohnmächtig … Ric reagierte schnell. Er konnte sie gerade noch auffangen und verhindern, dass sie unsanft vom Stuhl kippte. Durch die ruckartige Bewegung ihres Armes fiel die Zeichenmappe vom Tisch und der Stapel Blätter verteilte sich auf dem Boden. Und eine dieser Zeichnungen kam ihm ungeheuer bekannt vor. Aber jetzt hatte er keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. In seinem Armen lag ein Mädchen, das bei seinem Anblick ohnmächtig geworden war – das hatte oberste Priorität! Deshalb schob er das dumpfe Gefühl in seiner Magengrube vorerst beiseite. Vorsichtig hielt er ihren schlaffen Körper in seinen Armen und legte ihn sachte auf den Fußboden. Sie wirkte so zerbrechlich. Er hob ihre Beine auf den Stuhl. Schocklage. Vielleicht half es. Das war ihm ja noch nie passiert! Es hatten sich schon einige Mädchen nach ihm umgedreht, er war auch schon mit einigen ausgegangen, aber noch nie war eine von ihnen bei seinem Anblick ohnmächtig geworden. War das nun gut oder schlecht? Wenn sie die mysteriöse Zeichnerin war, was er aufgrund der vor ihm liegenden Zeichnungen auf dem Boden annahm, war es wohl eher schlecht. Selbst völlig verwirrt nahm er ihre kleine, kalte Hand in seine und rieb sie ein bisschen, in der Hoffnung, dass sie bald wieder zu sich kommen würde. Klar, Hand reiben. Bringt bestimmt was, Ric! Mann, bist du blöd!, hörte er eine schrille Stimme in seinem Hinterkopf feixen. Halt die Klappe!, motzte er stumm zurück. Das ist bestimmt immer noch besser, als ihr ein paar Ohrfeigen zu geben, damit sie wieder zu sich kommt! Langsam regte sie sich wieder. Ihre Augenlider flatterten und kurz darauf stöhnte sie. „Hey! Alles gut?“, fragte er besorgt. Keine Antwort. Er kniete direkt neben ihr und hielt weiterhin ihre Hand fest. Sie fühlte sich gut an. Weich und mittlerweile auch warm. Während sie langsam wieder zu sich kam, suchte sein Blick zwischen den verstreuten Blättern nach der Zeichnung, auf der ihm sein Gesicht wie ein Spiegelbild entgegen sah. Er machte sich lang, streckte die Hand danach aus und nahm sie an sich. Sie war identisch mit dem Bild, welches sich bereits in seinem Rucksack befand. Der eingefangene Ausdruck in seinen Augen war derselbe, genauso wie auch die Initialen in der unteren linken Ecke dieselben waren. C.A.T. Sie war also die mysteriöse Malerin! Ein erneutes Aufstöhnen ihrerseits kündigte ihr Aufwachen an. Sie öffnete die Augen. Der fassungslose Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn bedachte, war nichts im Vergleich zu dem einen Wort, welches nun über ihre Lippen kam. „Du?“
Posted on: Tue, 30 Jul 2013 11:27:41 +0000

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