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Lübeck Lastwagenfahrer rüsten sich zum großen Protestkorso Ende August rollt eine große Trucker-Demo durch Lübeck. Die Fernfahrer protestieren gegen Dumpinglöhne und wollen ein Signal für ganz Deutschland setzen. 08.07.2013 20:10 Uhr Laster an Laster — so rollt eine Trucker-Demo am 31. August von der Hafenstraße über die Lohmühle ins Gewerbegebiet Roggenhorst. Laster an Laster — so rollt eine Trucker-Demo am 31. August von der Hafenstraße über die Lohmühle ins Gewerbegebiet Roggenhorst. © Foto: Kröger Laster an Laster — so rollt eine Trucker-Demo am 31. August von der Hafenstraße über die Lohmühle ins Gewerbegebiet Roggenhorst. 0000zjdt.jpg Lastwagenfahrer rüsten sich zum großen Protestkorso Anzeige Von Kai Dordowsky Lübeck. 40 bis 50 Sattelzüge, Zugmaschinen und 40-Tonner fahren am 31. August im Konvoi durch die Hansestadt, rollen von der Hafenstraße über die Lohmühle in Richtung Gewerbegebiet Roggenhorst. Zwischen 300 und 500 Berufskraftfahrer aus ganz Deutschland treffen sich am gleichen Tag im Gewerbegebiet, um zu Fuß zu einer zentralen Kundgebung in der Spenglerstraße aufzubrechen. „Wir kämpfen um unsere Arbeitsplätze“, sagt der Veranstalter, der Berufskraftfahrer Sven Gerhardt aus Brunsbüttel, „und wir wollen, dass die Öffentlichkeit die Sorgen unserer Branche wahrnimmt.“ Zwischen 2000 und 2200 Euro verdient ein deutscher Brummifahrer, weiß Dr. Thomas Rackow vom Unternehmensverband Logistik in Neumünster. Osteuropäische und baltische Fernfahrer machen den gleichen Job für 800 Euro Grundlohn plus Tagesspesen. Neuerdings würden Speditionen sogar philippinische Fahrer einsetzen, sagen Rackow und Gerhardt. Der Brunsbütteler, der sich der in den Niederlanden geborenen Fernfahrer-Bewegung Actie in de Trans angeschlossen hat: „Die Philippinos fahren für 680 Euro im Monat plus 15 Euro Tagesspesen.“ Unternehmen, die deutsche Fahrer beschäftigen, könnten da nicht mehr mithalten, berichtet Verbandsgeschäftsführer Rackow. In Lübeck sei die Lage besonders gravierend. Rackow: „Trailerverkehre zum Lübecker Hafen werden kaum noch von deutschen Speditionen gefahren. Wir wollen von Lübeck aus ein Signal für ganz Deutschland setzen.“ Der Unternehmensverband Logistik, der in Schleswig- Holstein 550 Betriebe mit 2500 Lkw vertritt, hat auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen, sich dem Fernfahrer-Protest anzuschließen. Denn nicht nur die Fahrer verlieren ihre Jobs, auch die Unternehmen büßen Aufträge ein. „Laut Maut-Statistik fahren deutsche Unternehmen nur noch knapp 60 Prozent der Transporte in Deutschland“, erklärt Rackow, „und der Anteil sinkt jedes Jahr um drei Prozent.“ Inklusive der Lagerarbeiter, Disponenten und Bürokräfte beschäftige die Branche in Schleswig-Holstein 10 000 Menschen. Rackow: „Mit jedem Fahrer und mit jedem Lkw, der ausscheidet, gehen dem Staat 80 000 Euro Steuereinnahmen im Jahr verloren.“ Sven Gerhardt hat durchaus Verständnis für die osteuropäischen und philippinischen Fahrer. „Die wollen auch nur ihre Familien ernähren.“ Aber es gehe um einen fairen Wettbewerb. „Diese Fahrer sollen auch ordentlich entlohnt werden und nicht zu Dumpingpreisen fahren.“ Hintergrund: In der EU sind grenzüberschreitende Transporte in den Kabotage-Richtlinien geregelt. In der Diskussion ist eine Liberalisierung dieser Regeln. Geschäftsführer Rackow vom Logistikverband: „Wenn jeder fahren kann wie er will, wäre das unser Tod.“ Der schleswig-holsteinische EU-Abgeordnete Reimer Böge hat sich in Brüssel klar gegen eine weitere Lockerung der Vorschriften ausgesprochen. „Ich unterstütze die aktuellen Beschränkungen in der Kabotage“, sagt Böge, „die Liberalisierung darf nicht zu Lasten der Transportunternehmen und Arbeitnehmer ausfallen.“ Das Ansinnen der EU-Kommission, die Regeln bis Ende dieses Jahres weiter zu lockern, sei auf massiven Widerstand des europäischen Parlaments gestoßen. Die Kommission habe reagiert und werde nun in einem Bericht die Auswirkungen der aktuellen Regeln untersuchen, sagt Böge. Die Trucker-Demo will diese Gemengelage der Öffentlichkeit nahebringen. Ein Adressat des Protestes ist die Spedition Dino Trans, die den Organisatoren zufolge die philippinischen Fahrer einsetze. Die Firma aus Riga hat eine Zweigstelle im Lübecker Gewerbegebiet Roggenhorst. Martin Schmidt, Geschäftsführer von Dino Trans in Lübeck, weiß, dass die Demo bei ihm vorbeirollen will. „Wir in Lübeck haben aber mit der Beschäftigung von philippinischen Fahrern nichts zu tun“, sagt Schmidt. Die Zentrale in Riga beschäftige seit einiger Zeit 13 Philippinos — 13 von 300 Mitarbeitern. Schmidt: „In Lübeck fahren acht deutsche Fahrer acht Zugmaschinen. Wir sind definitiv die falsche Adresse für den Protest.“ Billige Arbeitskräfte Transportleistungen dürfen in der EU grenzüberschreitend erbracht werden. Das Recht dazu nennt man Kabotage. Seit drei Jahren ist es erlaubt, drei Transporte in Nachbarländer innerhalb einer Woche zu tätigen. Das gilt auch für Speditionen aus Osteuropa und dem Baltikum. Die Transportarbeitergewerkschaft ETF kritisiert, dass Unternehmen billige Arbeitskräfte in ganz Europa einkaufen und sich die Arbeitsbedingungen der Kraftfahrer massiv verschlechtern. Nach Angaben des Unternehmensverbandes Logistik Schleswig-Holstein gibt es in Deutschland eine Million Berufskraftfahrer. Kai Dordowsky
Posted on: Tue, 09 Jul 2013 06:55:45 +0000

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