MÜNSTERECK: Couch nahe dem Coach Andere Länder, andere Stadien. - TopicsExpress



          

MÜNSTERECK: Couch nahe dem Coach Andere Länder, andere Stadien. Fans des französischen Erstligisten Girondins Bordeaux kämen vermutlich nie auf die Fragestellung, wie weit entfernt der Anspielpunkt vom nächsten Wohnzimmer sein muss, damit ein Fußballspiel als sozialverträglich gilt. Wer von der Straßenbahnhaltestelle dem Pulk folgt, sieht kein Stadion – es ist umzingelt von Häusern. Von mancher Couch sind es kaum 30 Meter Luftlinie bis zum Coach. Für Freiburger Verhältnisse unvorstellbar ist es, dass Promis und Sponsoren durch eine große Haustür zu ihren VIP-Logen gelangen. So familiär geht es nicht einmal beim Sportclub zu. Damit kein falscher Besuch eindringt, achten Security-Posten vor der Gebäudefassade auf die korrekte Einladung. Es gibt noch weitere, spürbare Unterschiede. Die Ultras hinterm Tor stehen auf den Sitzplätzen. Das verlangt von Touristen mit nummerierten Sitzplatzkarten eine gewisse Flexibilität. Und wer sich im SC-Stadion von den Ultra-Lautsprechern gegängelt fühlt, wünscht dem "Stade Chaban-Delmas" die FDP an den Hals, damit sie sich für die Freiheit des Einzelnen einsetzen möge. 100 Minuten lang – inklusive Halbzeit – diktiert der Oberultra grölend ins Mikrofon, was Tausende zu singen haben und wann sie hüpfen sollen. Anders als an Dreisam hält es der Verkehrsbetrieb an der Garonne nicht für nötig, den Takt der Straßenbahnen zu verdichten, nur weil 34 000 Zuschauer nach Hause wollen. Das sorgt – ob man will oder nicht – für ein ganz enges Zusammengehörigkeitsgefühl. Trotz aller Mentalitätsunterschiede gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen Bobbele oder Bordelais: Sie pfeifen, wenn Ultras zündeln. Und Bordeaux befindet sich wie der SC nach den ersten Spieltagen im Tabellenkeller. Die Frage, wer besser ist, könnte sich tatsächlich noch stellen: wenn beide die Gruppenphase der Europa-League überstehen.
Posted on: Tue, 03 Sep 2013 04:59:19 +0000

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