Wenn das Tierheim zwei Mal klingelt ... Der Anruf passierte des - TopicsExpress



          

Wenn das Tierheim zwei Mal klingelt ... Der Anruf passierte des Abends. Eine asiatisch klingende Stimme meldete sich und trug das Anliegen vor. Man wolle, so, nennen wir Sie Frau Li, seitens des Tierheims überprüfen, wie es unserem Hund Eddie aktuell geht. Es sei dauere auch nicht lange. Sie käme gegen 19 Uhr am kommenden Montag vorbei. Überprüfung? Zweieinhalb Jahre, nachdem wir Ede aus dem Tierheim in der Rüdigerstraße bekommen hatten? Nach 4.535 Stunden in der Hundeschule, nach dem Verspeisen von ungefähr 64,7682 Kilo Rinder-, 9,78 Kilo Pferde- und 12,37 Kilo Hühner- und Putenfleisch? Nach dem Zernagen von rd. 34 getrockneten Rinderpenissen sowie 47 Rinderohren mit Fell? Das weckte das Misstrauens-Gen in mir. Die Amis haben ja schon alle meine Mails und Telefonate und deshalb dachte ich schon daran, dass die Volksrepublik China hier Nachholbedarf haben könnte. Ich googelte. Das führte bei dem Namen „Li“ sehr schnell zur kaum überschaubaren Anzahl von rund 1.210.000.000 Ergebnissen innerhalb von 0,36 Sekunden. Schlau, diese chinesischen Spione! Und von den Milliarden Menschen schicken Sie gerade ein Frau mit dem Namen Li zu uns. Das machte den Fall nur noch mysteriöser. Hätte die Agentin am Telefon wenigsten Ping Pong als Namen angegeben, so hätten sich meine Chancen auf 106.000.000 Suchergebnisse (0,34 Sekunden) schon deutlich verbessert. Bis Montag war ja noch ein wenig Zeit. Beim Bund war ich doch Funker, kramte ich in der Vergangenheit nach weiteren Möglichkeiten, Ede und uns vor dem Spionageangriff zu schützen. Funker mit Geheimschlüsseln für den „Ernstfall“, wenn wir mit unserem 9,7 Stundenkilometer schnellen Funktruck - husch, husch - die Wuppertaler Berge hinauf gerast wären. Und Funker mit MAD-Überprüfung! Der militärische Abschirmdienst hat das damals nämlich noch selbst gemacht. Aber ehrlich gesagt hatte ich den MAD-Beamten eher als etwas mickrigen Menschen in Strickjacke mit Lederaufnähern an den Ellbogen in Erinnerung. James Bond sieht regelmäßig anders aus. Ich entschloss mich, der Gefahr weitgehend unvorbereitet ins Auge zu blicken. Immerhin hatte und Ede in den vergangenen beiden Jahren ja vor Entführungen, räuberischer Erpressung, Terrorakten – außer von Möpsen - , ja selbst vor dem Callcenter unseres Telefonanbieters wirkungsvoll geschützt. Betty, der der Besuch als Hundehalterin ja eigentlich galt, sagte ich nichts von der drohenden Gefahr. Frauen werden ja immer so leicht hysterisch. Und vielleicht hätte dann schon ein flüchtiger Blick verraten, dass wir die Agentin durchschaut haben. Ich hätte nicht dacht, dass ich die rd. 30 Jahre alte Bundeswehr-Ausbildung jemals so gut gebrauchen könnte, wie an diesem Tag. Vor dem Besuch ging ich mit Ede noch einmal auf seine Lieblingswiese. Ich wollte ihn in Höchstform haben. Ich wollte ihm eigentlich noch schnell das Kommando „Fass – Kehle“ beibringen. Nur so für den Notfall. Aber er interessierte sich eher für die Spuren der gut riechenden Hündinnen, die die Wiese an diesem Tag passiert hatten. Auch gut. Frau Li war pünktlich. Ede bellte heiser, ob der Gefahr, die bald durch die Tür schreiten sollte. Mir schoss das Adenalin durch die Blutbahnen. It’s Showtime. Betty begrüßte den Besuch freundlich. Ede wedelte und schnüffelte und freute sich. Herein kam ein junge, eher zurückhaltende Dame, die seit einem Jahr Deutsch lernt, sich im Tierschutz engagiert, bald ein Praktikum machen will und dann in Duisburg studieren wird. Auch die paar Ankreuzsachen auf dem Formblatt waren schnell erledigt. Gut, dass ich Betty nichts vorher gesagt habe. Frauen werden ja so leicht hysterisch. Grundsätzlich finde ich diese Kontrollen notwendig und gut. Wenn sich demnächst aber ein Herr Wu anmeldet, dann werde ich dennoch die rund 2.222.000.000 Suchergebnisse vorher lieber doch eigenhändig durchsuchen. Vielleicht sind die Chinesen einfach noch nicht so weit und müssen die Mails persönlich abholen.
Posted on: Mon, 26 Aug 2013 19:18:14 +0000

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