Wo der richtige Berater zu finden ist Seit der Krise sind Finanzberater in Verruf geraten. Dabei hat sich in der Branche in den vergangenen Jahren einiges getan. Ausbildung und Gütesiegel sollen den Verbrauchern mehr Sicherheit bieten. Berater genießen nicht unbedingt den besten Ruf. Schon gar nicht in Zeiten wie diesen. Man denke nur an all die vielen Klagen, mit denen die Branche in den vergangenen Jahren überschüttet worden ist. Und an all jene Kunden, die sich von falschen Versprechungen locken ließen. Diese negativen Erfahrungen haben viele Anleger seither davor zurückschrecken lassen, in finanziellen Angelegenheiten Rat zu suchen. Dabei hätten sie diesen wohl bitter nötig. Die Zinsen sind im Keller, Immobilien teuer, das Wachstum der Weltwirtschaft fragil und die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken nicht unbegrenzt aufrechtzuerhalten. Was also tun mit seinem Geld? Und vor allem, mit wem über seine Angelegenheiten reden? Und: Welcher Berater ist heute noch vertrauenswürdig? Wer nicht genügend Vermögen hat, um Kunde einer Privatbank zu werden, kann sich von gewerblichen Vermögensberatern umfassend informieren lassen. Kunden können bei ihnen Finanzierungen besprechen, Kredite abschließen oder Versicherungsverträge unterschreiben. Der Wertpapiervermittler arbeitet wiederum als Erfüllungsgehilfe für Wertpapierfirmen. Seit 1. September des Vorjahres muss er sich einer strengen Prüfung unterziehen, um diesen Beruf ausüben zu können – die Weiterbildung ist ebenso verpflichtend. Gleichzeitig hat die Wirtschaftskammer den Job des sogenannten Finanzdienstleistungsassistenten abgeschafft. Ab Ende August 2014 wird es diesen Beruf nicht mehr geben. Jene, die ihn bis dahin ausüben, haben die Möglichkeit, die Gewerbeprüfung zum Wertpapiervermittler zu absolvieren (das taten bisher rund 140 Personen). Oder aber ihren Job an den Nagel zu hängen. Honorare zahlen ist nicht attraktiv Für Wertpapiervermittler wie Vermögensberater will die Wirtschaftskammer künftig ein eigenes Gütesiegel einführen. Die Berater müssten sich dann zu Standesregeln verpflichten. Einem Ehrenschiedsgericht haben sie sich ebenso zu unterwerfen. Wer Regeln ignoriert, dem wird das Gütesiegel aberkannt. Doch all dem verbesserten Reglement zum Trotz hat die Vermögensberatung einen Haken: Sie ist in der Regel provisionsgetrieben. Das bedeutet, dass Kunden zwar kein Honorar für ihre Beratung zahlen müssen. Der Berater aber erhält Geld von jenem Anbieter, dessen Produkt er erfolgreich vermittelt. Das lässt freilich die Frage aufkommen, wie unabhängig eine Beratung sein kann. „Das Problem ist, dass die Kunden meist gar keine Honorarberatung wollen“, sagt Philipp Bohrn, Geschäftsführer des Fachverbands für Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer (WKO). In der Regel gibt es für Berater teils klare Offenlegungspflichten. Kunden können sich so über die Höhe der Provision informieren – und im Zweifelsfall nachfragen. Wer dennoch auf die Honorarberatung besteht, sollte aber auch über marktübliche Entgelte Bescheid wissen. Die Beratungshonorare betragen laut Finanzmarktaufsicht (Stand 2012) zwischen 120 bis 250 Euro pro Stunde. Oder aber zwischen 0,5 und einem Prozent des veranlagten Vermögens. Zweiten Rat einholen Ziel des ersten Beratungsgesprächs ist es auch nicht, sich gleich ein Produkt aufschwatzen zu lassen. Einen zweiten Berater aufzusuchen, schadet in diesem Fall ebenso nicht. Suchen Kunden Rat, ist es sinnvoll, im Vorfeld Checklisten durchzuarbeiten. Sie helfen nicht nur dem Berater, sondern können den Verbraucher auch auf Punkte aufmerksam machen, die sonst keine Beachtung finden würden. Und zwar: Welche Anlageziele verfolge ich? Wie hoch ist das Risiko des Anlageprodukts? Kann ich mir die Risken leisten? Wie hoch sind die Kosten? Die WKO stellt derlei Listen im Internet zur Verfügung. Doch auch Finanzberater, die überwiegend in Banken aktiv sind, haben über den Verband der Financial Planners die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen, wie Verbandsvorstand Otto Lucius erklärt. Kunden bietet das die Sicherheit, an einen Bankmitarbeiter zu geraten, der ein umfassendes Wissen, etwa über Wertpapiere, besitzt. Wer über ein solches Zertifikat verfügt, lässt sich auf der Homepage des Verbandes nachlesen. (Die Presse)
Posted on: Mon, 09 Sep 2013 06:21:55 +0000