Abschied wegen des Wassers Familie verlässt nach erneuten - TopicsExpress



          

Abschied wegen des Wassers Familie verlässt nach erneuten Flutschäden Vockerode. VOCKERODE. Große Kartons und eine Reihe prall gefüllter blauer Säcke stehen auf dem nackten Fußboden im abgedunkelten Raum. Das Zimmer nebenan dient noch für ein paar Stunden als begehbarer Kleiderschrank. Was auf den Bügeln hängt, kann schnell von den Stangen gegriffen und verstaut werden. Die Zeichen stehen unübersehbar auf Abschied. Der 27. Juli ist für die Familie Buttler der letzte Tag in Vockerode. An dem Samstag rollen die bestellten Umzugswagen vors Haus an der Elbstraße. Dann bricht der kleine Tross auf. In die Nähe von Augsburg soll es gehen. Liselotte und Michael Buttler haben sich gekümmert, um für sich und die 24 Jahre alte Tochter Judith in Bayern ein neues Zuhause zu finden. Leicht auf einem Berg gelegen. Wo kein Wasser hinkommt. Das Haus in Vockerode, in das sie im August 1996 einzogen, geben sie auf. Wegen des Wassers. Die Nerven und die Kraft reichen nicht mehr, sich vielleicht irgendwann wieder einer Naturgewalt entgegen stemmen zu müssen wie in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 2013. Kurz nach 1 Uhr sei es gewesen, erzählt Michael Buttler, als das Elbehochwasser, von den durchbrochenen Wilddurchlässen an der Autobahn kommend, über die Straße hinweg schoss. Der 62-Jährige deutet mit einer Hand die Höhe von einem knappen halben Meter an. „Gegen diese Massen war nichts zu machen“, sagt er. Bis zuletzt hatten wohl 40, 50 Leute auf dem Grundstück versucht, das Ärgste abzuwenden. Vergeblich. Trotz des ringsum errichteten Sandsackwalls brach die Flut sich Bahn. Wie schon 2002. Und auch 2006 und 2011 war die Bedrohung gegenwärtig. Da habe am Haus ebenfalls „alles blank“ gestanden. Pumpen mussten angesetzt werden. Erlebnisse, die in ihrer Summe reichten, nach einer Alternative zu suchen. „Wir sind noch nicht so alt, dass anderswo kein Neustart für uns drin wäre“; sagt Liselotte Buttler (58). Seit dem ersten Jahrhunderthochwasser vor elf Jahren sei die Angst mit jedem Anstieg der Elbe zurückgekehrt, gibt sie zu (siehe auch „Tränen in Fördergruppe, Lücke in der Wehr“). „Ob das Wasser, wie 2002, zehn Zentimeter in den Räumen steht oder wie jetzt 45, das macht keinen Unterschied. Die Schäden sind annähernd gleich“, meint Michael Buttler, der seit 1988 Vockerodes Gemeindearbeiter war. Seine Frau gehörte zu den Erzieherinnen in der Kita „Elbstrolche“. „Eigentlich wollten wir beide die Ruhephase der Altersteilzeit genießen“, berichtet sie. Natürlich nirgendwo sonst als in Vockerode, wo man ab 1975 zunächst „das Blockleben genoss“, wie ihr Mann es formuliert. Das Vorhaben auf der eigenen Scholle umzusetzen, es ist Geschichte. „Es ist nur noch ein Hausen, kein Wohnen mehr“, blickt Michael Buttler auf die bis auf die Trägerbalken aufgestemmten Zwischenwände, die vom Wasser durchdrungen waren. Etwas Hoffnung hatte noch die Aussicht gemacht, das Haus anheben zu können. Doch die Versicherung springt nur im Schadensfall ein, nicht für vorbeugende Maßnahmen. Mit der Auskunft stand der Entschluss fest, in die Nähe von Tochter Annett (36) zu ziehen. „Sie freut sich, dass wir kommen. Allerdings sind die Umstände äußerst unerfreulich. Aber es ist eine sehr schöne Wohnung in einem Zweifamilienhaus. Das entschädigt zum Glück etwas“, blickt Liselotte Buttler voraus. „Mit viel Holz. Wie wir es lieben. Und einem Stück Garten“, ergänzt ihr Mann. Letztlich, findet er, wäre es gar nicht gegangen, in Vockerode oder dem Umland den Neustart zu wagen. „Dann hätte man dauernd das Haus, was man sich aufbaute und verlassen musste, vor Augen gehabt. Dann lieber so weit weg wie möglich.“ Dass inzwischen eine Strafanzeige wegen des Verdachts auf „Herbeiführung einer Überschwemmung“ im Raum steht, weil an der Autobahn die gesicherten drei Durchlässe nachgaben, können die Buttlers nicht nachvollziehen. „Das ist Blödsinn und unverständlich“, halten sie fest. So ein Schritt helfe keinem weiter. Der Verbau der Lücken sei nach bestem Wissen und Gewissen erfolgt. „Vermutlich traf es keinen so hart wie uns. Und wir machen kein Palaver“, will Michael Buttler diesem Kapitel nichts weiter hinzufügen. Tränen in Fördergruppe, Lücke in der Wehr Besonders schwer fiel das Abschiednehmen von der vertrauten Umgebung Judith Buttler. „Bei der Abschlussfahrt der Fördergruppe der Werkstatt für behinderte Menschen bei der Diakonie Dessau sind Tränen geflossen“, schildert ihre Mutter. Überrascht wurde die Familie derweil von der Reaktion der Förderschule am Heidetor in Zerbst, welche die Tochter vor Jahren besuchte. Als man dort erfahren hatte, dass die einstige Mitschülerin zu den Flutopfern gehörte, wurde unterm Motto „Hilfe für Judith“ spontan ein Kuchenbasar organisiert und der Erlös den Vockerodern zur Verfügung gestellt. Ein herber Verlust ist der Weggang der Familie zudem für die Ortsfeuerwehr. Michael Buttler konnte als Maschinist sämtliche Fahrzeuge führen und bedienen. „Besonders die Drehleiter“, bestätigt Liselotte Buttler, „war sein Baby.“
Posted on: Mon, 22 Jul 2013 15:48:27 +0000

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