Astrid Lindgren Bücher verschenken so als es um mein Leben ging, für die 13 Jahre Jüngere. Nicht einfach so, sondern weil sie das Arbeiterkind mit Meister, späteren Fachabitur, Kampfsport für alles, Rechtsschreibfehler beim Momo Brettspiel so gut standen, weil ne ältere Antifaschistin und Feministin meinte wir würden von der Chemie her gut zueinander passen, sie und ich. Astrid Lindgren Bücher verschenken obwohl man selbst unter Hartz IV lebt und schon ein Tomaten-Mozzarela-Salat mit frischen Basilikum im netten Café zwischen Apparatschiks und ehemals besetzten Haus zwei Tage gar nix essen bedeuten würde. Die Salate essen ne feministische Soziologin und ne echte Revoluzza ohne Krankenversicherung neben mir, Zuhause Ilegale, die Uni wie ein Zombie weil Tatg und Nacht Krieg herrscht, ich schaue nur zu wie die beiden Frauen an meinem Tisch in ihren Salat reinbeissen. Jahrzehnte später klammere ich mich an meine Wärmflasche (Hey, ist ja voll kalt!!! Antwort: Drück auf ihn drauf und hab ihn lieb, dann wird er warm!) und weine. (...) Ich habe ziemlich früh gelernt die aus den Reihenhäusern und Villen zu verachten. (...) Ein pfifigger Junge kommt auf mich zu, redet und lacht mit mir und ich erinnere mich an den Ort wo 98% Arbeiterkinder mit Migrationshintergrund waren, ich sehe ihn an, seine Geschwister, seine Mutter, innerlich hebe ich die linke Faust, äußerlich lächle ich zurück und frage ihn woher er nun so viel Glaskugel Wissen habe. (...) 2012: nur noch 12%. Hass, Hass, Hass. (...) Ich weiß nicht wirklich ob das Verschenken von all diesen blauen Astrid Lindgren Büchern als Metapher unter tausend Dingen von Leo Leone an die Seinen was gebracht hat, aber sogar dass er in seinen Augen vollkommen versagt hat, verzeihen sie ihn. Nein, sie verzeihen es ihm nicht nur, sie sehen ihn auch mit ganz aneren Augen als er sich selbst.
Posted on: Thu, 21 Nov 2013 22:40:59 +0000
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