Wo waren die geliebten Amerikaner, als diese Tiere über unsere - TopicsExpress



          

Wo waren die geliebten Amerikaner, als diese Tiere über unsere Geschwister hergefallen sind ? Diese Geschichte wird mehrere Teile haben, ihr müsst nicht alles lesen, aber schaut auf jeden Fall rein. Erstmals reden serbische Paramilitärs über die eigenen Verbrechen im Kosovo. Wie sie gefoltert und gemordet haben. Warum sie nichts bereuen. Gespräche mit Menschen, denen das Vaterland ihr Gewissen abgenommen hat. Das Essen war gut, ein zarter Lammbraten, in Milch einge-legt. Mirko* lehnt sich zurück, rülpst behaglich und genießt die weite Aussicht über die Schumadija, die waldige Hügellandschaft mitten in Serbien. Er mag diesen Platz im Garten unter der Linde. Grillen zirpen, Kinder lachen. Beim Essen hat Mirko von seinem Freund Josip erzählt, vom Krieg im Kosovo und davon, wie er daneben stand, als Josip das Kind tötete. Josip und Mirko wussten nicht, wo es herkam, wussten nicht, wie es hieß, wussten nicht, wie alt es war. Aber das war egal, denn das Einzige, was Josip interessierte, sah er: Es war albanisch. Es war ein Schiptar. Mirko sah, wie Ekel seinen Freund Josip schüttelte. Etwas vom Hirn des Jungen hatte die Uniform beschmutzt. Josip nahm einen Lappen und versuchte, die graugelbe Masse abzureiben. Aber das Hirn ging nicht ab. "Gottverdammte Scheiße", hörte Mirko seinen Kameraden Josip brüllen. Der versetzte dem Leib des toten Kindes einen Tritt. Dann nahm er die Leiche, verstaute sie in einem Koffer, drapierte sechs Handgranaten darum und verband sie durch eine Schnur mit dem Kofferschloss. Während Mirko erzählt, lehnt er sich träge in seinem Korbsessel zurück und schlürft Mokka. Seine Stimme klingt kühl, beherrscht, beinahe teilnahmslos. Ebenso hatte er die Bedingungen diktiert, unter denen er bereit sei, zu reden: keine Klarnamen, keine Orte, keine Fragen nach den Namen seiner Kommandeure. Also erzählt Mirko, der eigentlich KFZ-Meister ist und 36, von jenen drei Monaten, die er als schönste Zeit seines Lebens sieht. Die Zeit, in der "ich mein Volk und mein Land verteidigt habe". Mirko tat es nicht als Soldat. Mirko tat es als "Krieger". "Ich war da unten weiß Gott kein Unschuldslamm", sagt er. Und als müsse er Distanz schaffen zwischen sich und seinem Freund Josip: "Aber ich habe im Kosovo keine Kinder getötet. Männer, Frauen, okay, aber keine Kinder." Es ist ein klarer Sommertag. Mirko sitzt an einem schweren Eichentisch neben seinem alten Lehrer Milan. Die beiden kennen sich seit mehr als zwanzig Jahren. Damals hatte Milan seine Schüler offiziell im Geiste des Internationalismus aufgeklärt und die Geißel des Nationalismus verdammt. Das war vormittags. Abends hatte Milan seine Schüler in das alte Bauernhaus geladen und die alten Geschichten erzählt aus all den Jahrhunderten: die Gesänge von den Kriegen und von den Schlachten und von den Niederlagen der Serben. Gegen die Türken, die Schiptari, gegen den Islam. Ein Mythenkranz von Tod und Sterben der Serben. "Die Abende bei Milan", sagt Mirko, der aus einer alten Tschetnik-Familie stammt, "haben mich gegen den Titoismus immun gemacht." Milan lächelt.
Posted on: Tue, 27 Aug 2013 22:55:53 +0000

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