Ab und an gerät das Betrachten von Modellen zu einem mehrfachen - TopicsExpress



          

Ab und an gerät das Betrachten von Modellen zu einem mehrfachen Genuss: Ein toller Bau, eine klasse Lackierung – und obendrein wird die Geschichte des Originals präsentiert. Aufwändig recherchiert und en Detail umgesetzt. Aber wie schon ein griechischer Philosoph richtig bemerkte: „Nicht alle können wir alles.“ So gesehen ist es ganz logisch, dass jeder Mitstreiter seine Lieblingsdisziplin aufweist und seine Schwerpunkte individuell zu setzen vermag. Mancher konzentriert sich dabei übrigens dermaßen auf das Vorbild, dass er den Bau komplett vergisst. Das soll aber kein Thema sein, heute geht es um das große Suchen und Finden an sich. Auf den ersten Blick erscheint es unverständlich, dass Recherche nicht ebenso selbstverständlich ist wie Kleben und Malen. So einfach verhält sich das allerdings nicht, denn Recherche braucht glaubwürdige Quellen – das ist keineswegs eine Frage der Masse. Beispielsweise existiert das Phänomen des tradierten Wissens: Niemand käme auf die Idee, seine erbauliche Lektüre nach wie vor mit den Drei Fragezeichen oder mit Alfons Zitterbacke zu bestreiten. Jedenfalls nicht in der Hauptsache. Eine große Zahl an Mitstreitern schöpft allerdings nach wie vor aus Büchern, die auf Werken aus den frühen 70ern aufbauen. Dort sind Legenden enthalten, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Und so werden wir noch lange mit Behauptungen leben, die einst von frustrierten Ex-Generälen in die Welt gesetzt wurden. Oder von Journalisten, die bei ihren Recherchen auch immer die Sensationslust des breiten Publikums im Hinterkopf hatten. Da wird sich auch in Zukunft so mancher fragen, weshalb wir eigentlich den Krieg verloren haben. Das nächste Phänomen hat ebenfalls mit Tradition zu tun – und zwar mit dem guten alten Handwerk. Es gab Zeiten, da konnte man als Lithograph, Setzer oder Reprofotograph eine Familie ernähren. Sogar leibhaftige Drucker mit Meisterbrief waren hier und da zu finden. Die brauchte man auch, die Technik war längst nicht so weit wie heute und das kostete natürlich Geld. Trotz recht großer Nachfrage wären hohe Auflagen in guter Qualität also ordendlich teuer geworden. Die Entscheidung, bei Fotos entweder Durchschnitt für alle oder Hochwert für wenige zu machen, fiel leicht. Damit wurde es dem ebenso begeisterten wie geneigten Betrachter über Gebühr einfach gemacht, voll ehrlicher Überzeugung rote Motorhauben zu propagieren, die im Original gelb waren. Lichtreflexe auf einem Rumpf wandelten sich zu persönlichen Emblemen, Buchstaben zu geheimnisvollen Klappen – und umgekehrt. Vielfach wurden grauer Mischmasch oder frei interpretierte Farbangaben zur Vorlage von Boxart oder zur Grundlage von Bemalungsanleitungen. Selbstverständlich wurden Modelle auch so gebaut. Spätestens hier kommt etwas anderes in Spiel: Vertrauen. Wer ein Modell herausbringt, der wird sich schon ausgiebig damit beschäftigt haben. So manchem schwant dennoch, dass etwas nicht stimmen kann und nutzt tiefgläubig das Internet. Eine Bildersuche bei den etablierten Suchmaschinen fördert auch gleich dutzende Farbfotos des Originals zu Tage, das sich gerade ein wenig verkleinert auf der Schneitmatte lümmelt. Es fragt sich nur, was von einem Bild zu halten ist, das runtergerechnet wurde und auf einem Bildschirm betrachtet wird, der ganz anders kalibriert ist, als bei demjenigen, der es einstellte. Das Internet hat allerdings eine Reihe guter Seiten. Wer in einem Forum fragt, erhält immer eine fundierte Antwort von einem, der tatsächlich über entsprechendes Wissen verfügt. Oder zumindest eine plausible Vermutung. Aber woher haben die großen Weisen eigentlich ihr Wissen? Sie haben einfach stärker nachgebohrt, sich mehr beschäftigt und mehr investiert. Aber warum soll man wichtiges Wissen in fremde Köpfe verlagern, wenn im eigenen noch genug Platz ist? Und so sollten Bildbände und Bücher in unserem Hobby ihren zweiten Frühling erleben. Denn alte Fotos werden jetzt vielfach neu aufbereitet. Neu entdeckte zum ersten Mal veröffentlicht. In einer Qualität, die keine Frage offen lässt. Diese Werke wenden sich an ein Publikum, das kleiner geworden ist und haben daher trotz moderner Technik immer noch ihren Preis. Aber das hat ein guter Bausatz schließlich auch. Ebenso wie gute Ätzteile oder Decal-Sätze. Dafür gibt es das eigene Aha-Erlebnis beim Lesen sorgfältig recherchierter Literatur völlig kostenlos, die Bewunderung über die dokumentierten Mühen gibt es obendrein. Das Beste: Wenn Hände, Pinsel oder Airbrush mal nicht so recht wollen, kann man sich beim Blättern und Lesen bestens entspannen. Und dennoch Modellbau betreiben.
Posted on: Fri, 20 Sep 2013 19:13:37 +0000

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